Gesammelte Werke von Gustave Flaubert. Гюстав Флобер
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Название: Gesammelte Werke von Gustave Flaubert

Автор: Гюстав Флобер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027209903

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »… heute und morgen, alle Tage, mein ganzes Leben …«

      »Herrn Caron aus Argueil eine goldene Medaille!«

      »… denn noch keines Menschen Gesellschaft hat mich so völlig bezaubert …«

      »Herrn Bain aus Givry-Saint-Martin …«

      »… und so werde ich Ihr Bild in mir tragen….«

      »… für einen Merino-Schafbock …«

      »Sie aber werden mich vergessen! Ich bin an Ihnen vorübergewandelt wie ein Schatten!«

      »Herrn Belot aus Notre-Dame….«

      »Aber nein, nicht wahr? Manchmal werden Sie sich doch meiner erinnern?«

      »Für Schweinezucht ein Preis geteilt, je achtzig Franken, den Herren Lehérissé und Eüllembourg!«

      Rudolf drückte Emmas Hand. Sie fühlte sich ganz heiß an und zitterte wie eine gefangene Taube, die fortfliegen möchte. Sei es nun, daß Emma versuchte, ihre Hand zu befreien, oder daß sie Rudolfs Druck wirklich erwidern wollte: sie machte mit ihren Fingern eine Bewegung. Da rief er aus:

      »Ach, ich danke Ihnen! Sie stoßen mich nicht zurück! Sie sind so gut! Sie fühlen, daß ich Ihnen gehöre! Ich will Sie ja nur sehen, nur anschauen!«

      Ein Windstoß, der durch die Fenster fuhr, bauschte die Tischdecke des Tisches im Saal, und unten auf dem Markte flatterten die mächtigen Haubenschleifen der Bäuerinnen wie weiße Schmetterlingsflügel auf.

      »Für die Herstellung von Ölkuchen….«

      Der Vorsitzende fing an sich zu beeilen.

      »Für Mastversuche nach flandrischer Art … Weinbau … Feldbewässerung … langjährigen Pacht … treue Dienste….«

      Rudolf sprach nicht mehr. Sie sahen sich beide an. Emmas trockne Lippen bebten in heißestem Begehren. Weich und ganz von selbst verschlangen sich ihre Hände.

      »Katharine Nikasia Elisabeth Leroux aus Sassetot-la-Guerrière für vierundfünfzigjährigen Dienst auf ein und demselben Gute eine silberne Medaille im Werte von fünfundzwanzig Franken!«

      Nach einer Weile hört man: »Wo ist Katharine Leroux?«

      Sie erschien nicht, aber man vernahm flüsternde Stimmen.

      »Geh doch!«

      »Ach nein!«

      »Brauchst keine Angst zu haben!«

      »Nee, ist die dumm!«

      »Hier! Hier steckt sie!«

      »So mag sie doch vorkommen!« rief der Bürgermeister dazwischen.

      Da begann eine kleine alte Frau mit ängstlicher Gebärde zur Estrade hinzulaufen. In ihren Lumpen sah sie selber wie zerfallen aus. Sie hatte die Füße in derben Holzschuhen und um die Hüften eine große blaue Schürze. Ihr mageres Gesicht, von einer schlichten Haube umrahmt, war runzeliger als ein verschrumpfelter Apfel, und aus den Ärmeln ihrer roten Jacke langten zwei dürre Hände mit knochigen Gelenken heraus. Vom Staub der Scheunen, der Lauge der Wäsche und dem Fett der Schafwolle waren sie so hornig, hart und rissig, daß sie wie schmutzig aussahen, und doch waren sie in reinem Wasser tüchtig gewaschen worden. Daß sie unzählige Strapazen hinter sich hatten, das verrieten sie von selbst an ihrer demütigen Haltung: sie standen halboffen, wie bereit, ewig Dienste zu empfangen. Etwas wie klösterliche Strenge sprach aus den Zügen der alten Frau und verlieh ihnen eine Spur von Vornehmheit. Es lebte nichts Weiches in ihrem bleichen Gesicht, nichts Trauriges oder Rührseliges. Im steten Umgang mit Tieren war ihr stumme Geduld zur Natur geworden. Heute befand sie sich zum ersten Male inmitten einer solchen Masse von Menschen. Die Fahnen, der Trommelwirbel, die vielen Herren in schwarzen Röcken, das Kreuz der Ehrenlegion auf der Brust des Rates, alles das erschüttertere bis ins Herz. Sie stand ganz erstarrt da, sie wußte nicht, ob sie zur Estrade vorlaufen oder enteilen sollte, und sie begriff nicht, warum man sie nach vorn drängte und warum ihr die Preisrichter freundlich zulächelten. Sie stand vor diesen behäbigen Bürgern als ein verkörpertes halbes Säkulum der Knechtschaft.

      »Treten Sie näher, verehrungswürdige Katharine Nikasia Elisabeth Leroux!« sagte der Regierungsrat, der die Liste der Preisgekrönten aus den Händen des Vorsetzenden entgegengenommen hatte. Indem er abwechselnd auf den Bogen und auf die Greisin backte, wiederholte er in väterlichem Tone:

      »Näher, immer näher!«

      »Sind Sie denn taub?« rief Tüvache heftig und sprang von seinem Sitze auf.

      »Für vierundfünfzigjährige Dienstzeit eine silberne Medaille im Werte von fünfundzwanzig Franken! Die ist für Sie!« wurde ihr laut gesagt.

      Die alte Frau nahm sie und sah sie sich lange an, und ein Lächeln des Glückes sonnte ihr Gesicht. Als sie wegging, hörte man sie vor sich hinmurmeln:

      »Ich werde sie dem Herrn Pfarrer bei uns zu Hause geben, damit er mir dermaleinst eine Messe liest.«

      »Selig die Geistesarmen!« meinte der Apotheker, zum Notar gewandt.

      Der feierliche Akt war zu Ende. Die Menge verlief sich. Und nachdem nun die Preisverteilung vorüber war, nahm jeder wieder seinen Rang ein, und alles lief im alten Gleise. Die Herren schnauzten ihre Knechte an, und die Knechte prügelten das Vieh, das mit grünen Kränzen um die Hörner in seine Ställe zurücktrottete. Ahnungslose Triumphatoren.

      Die Bürgergarde und die Feuerwehr traten weg und begaben sich in den ersten Stock des Rathauses. Der Bataillonstambour schleppte einen Korb Weinflaschen, und die Mannschaft spießte sich die spendierten Butterbrote auf die Bajonette.

      Frau Bovary ging an Rudolfs Arm nach Haus. An der Türe nahmen sie Abschied. Sodann ging er bis zur Stunde des Festmahles allein durch die Wiesen spazieren.

      Der Schmaus dauerte lange. Es war lärmig, die Bedienung schlecht. Man saß so eng aneinander, daß man für die Ellenbogen gar keine Freiheit hatte, und die schmalen Bretter, die als Bänke dienten, drohten unter der Last der Gäste zusammenzubrechen. Man aß unmenschlich viel. Jeder wollte auf seine Kosten kommen. Allen perlte der Schweiß von der Stirne. Zwischen der Tafel und den Hängelampen schwebte weißlicher Dunst, wie der Nebel über dem Flusse an einem Herbstmorgen.

      Rudolf, der seinen Platz an der Zeltwand hatte, verlor sich völlig in Träumereien an Emma, so daß er nichts sah und hörte. Hinter ihm, draußen auf dem Rasen, schichteten die Kellner die gebrauchten Teller. Wenn ihn einer seiner Nachbarn anredete, gab er ihm keine Antwort. Man füllte ihm das Glas, ohne daß er es wahrnahm. Trotz des allgemeinen immer stärker werdenden Lärmes war es in ihm ganz still. Er sann über das nach, was Emma gesagt hatte, und über die Linien ihrer Lippen dabei. Ihr Bild schimmerte ihm wie aus Zauberspiegeln aus allem entgegen, was glänzte, sogar aus dem Messingbeschlag der Feuerwehrhelme. Die Zeltwand hatte Falten; die ihn an die ihres Kleides erinnerten. Und vor ihm, in der Ferne der Zukunft, winkte eine endlos lange Reihe verliebter Tage.

      Am Abend sah er Emma wieder, beim Feuerwerk. Aber sie war in der Gesellschaft ihres Mannes, der Frau Homais und des Apothekers. Der letztere beunruhigte sich sehr über die Möglichkeit, daß einmal eine Rakete versehentlich in das Publikum gehen könnte. Aller Augenblicke verließ er seine Freunde, um Binet zur größten СКАЧАТЬ