Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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СКАЧАТЬ nicht, Liebling, wir sind heute abend bei Direktor Helmbrecht eingeladen!« rief Yvonne Tiefenberg ihrem Mann nach, der gerade seinen Mantel aus der Garderobe holte. Er sah kurz zu ihr hoch, wie sie sich über das Treppengeländer aus kunstvoll verziertem Messing lehnte. Sie sah fabelhaft aus in ihrer elegant geschnittenen Reitjacke und den hautengen Reithosen mit Lederbesatz, aber Ulf verschwendete keinen weiteren Blick auf sie. Die große, himmelstürmende Liebe zwischen ihnen war abgekühlt, die Anziehungskraft, die sie früher auf ihn ausgeübt hatte, verschwunden – und er wußte selber nicht, wieso.

      Ihre Ehe war trotzdem nicht gerade schlecht. Sie bildeten ein recht harmonisches Paar, hatten viele gemeinsame Interessen. Yvonne war eine glänzende Gastgeberin, verstand es, Gesellschaften zu geben und die interessantesten Leute in ihr Haus zu bitten. Sie waren überall gern gesehen und wurden häufig eingeladen. Sie waren ständig beschäftigt, ständig unterwegs zu Cocktailpartys, zu Gesellschaften, zu Konzerten, Theaterpremieren, Vernissagen – kurz überall dort, wo man gesehen wurde und gesehen werden mußte.

      »Schon wieder?« rief er zu ihr hinauf. »Könnten wir nicht einmal einen Abend zu Hause bleiben?«

      »Nein, können wir nicht. Direktor Helmbrecht ist ein wichtiger Mann«, rief zu zurück. »Seine Frau ist zwar eine dumme Pute, aber er kann uns nützlich sein. Also, vergiß es nicht, um acht Uhr sollen wir dort sein. Komm bitte pünktlich nach Hause. Die Blumen für seine Frau besorge ich…«

      Ulf seufzte. Es gab keinen Augenblick der Ruhe, immer wurde etwas geplant. Sie waren mehr als beschäftigt, ständig unterwegs – und doch fehlte etwas. Es war eine gewisse Inhaltslosigkeit in ihrer Beziehung, eine gewisse Leere, die auch die hektischste Betriebsamkeit nicht füllen konnte.

      Auch wenn er es nicht wahrhaben, es sich nicht eingestehen wollte, so wußte Ulf doch, woran es zum großen Teil lag: Sie hatten keine Kinder. Kinder, die ihrem Leben einen Sinn, ihren Tagen die Erfüllung geben, die sie in Atem halten, die sie beschäftigen, die ihnen Freude und auch Sorgen bereiten konnten.

      Er steckte den Schlüssel in das Schloß seines schicken Sportwagens und ließ sich in die schwarzen Lederpolster fallen. Fast lautlos schnurrte der Motor, als er anfuhr, und das schmiedeeiserne Tor, das den Zugang zu ihrer Villa verschloß, öffnete sich durch einen unsichtbaren Sensor wie von selbst.

      Yvonne hatte von ihrer Mutter ein nettes Vermögen geerbt, er war inzwischen Professor, hatte eine hochdotierte Stellung und durch den Einfluß seines Schwiegervaters Sitze in vielen Aufsichtsräten, die Ansehen und Geld brachten. So konnten sie sich alles leisten, was das Herz begehrt – schicke, teure Autos, eine herrschaftliche Villa in der besten Gegend der Stadt mit einem wunderbar angelegten Park. Sie hatten kostbare Möbel, erlesene Antiquitäten, wertvolle Teppiche, unschätzbare Bilder und Dienstboten, die ihnen die Arbeit abnahmen. Sie verbrachten ihre Urlaube in schicken Golfhotels in der Karibik oder in Schottland, sie hatten Reitpferde und einen eigens für sie angelegten Tennisplatz sowie einen Swimming-pool.

      Ulf war sich im klaren darüber, daß dieser Wohlstand nicht von ungefähr kam. Er hatte ihn – zum größten Teil – seiner Frau Yvonne und ihrem Vater zu verdanken. Yvonnes Vater hatte ihn gefördert und ihn durch seine Fürsprache in kürzester Zeit in Wissenschaftskreisen zu dem gemacht, was er heute war. Er hatte nicht nur eine Professur, sondern auch einträgliche Verträge mit verschiedenen pharmazeutischen Betrieben. Er, der junge, ehrgeizige Arzt, hatte es zu etwas gebracht, er war wohlhabend und konnte sich Dinge leisten, von denen er früher nicht einmal geträumt hatte. Yvonne hatte ein eigenes, beträchtliches Vermögen, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Mit ihren vielen Beziehungen, ihrem gesellschaftlichen Talent hatte sie ihm viele Türen geöffnet, die ihm sonst verschlossen geblieben wären.

      Es hätte alles so ideal sein können, aber – das wußte er in seinem tiefsten Herzen – das war es eben nicht. Sie hatten alles, konnten sich alles gönnen, brauchten sich keinen Wunsch zu versagen. Und trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, sie hätten etwas bescheidener gelebt und dafür ein Haus voller Kinderlachen gehabt.

      In dem ersten Jahr ihrer Ehe hatten sie das Hauptaugenmerk auf seine Karriere gelegt und keinen Gedanken an Kinder verschwendet. Später dann hatte Yvonne sich strikt geweigert, jetzt schon ein Kind zu bekommen. Sie wollte das Leben genießen. Auch hatte der Gedanke an Schwangerschaft und Geburt für sie etwas Abstoßendes. Doch später, als Yvonnes Freundinnen alle Babys bekommen hatten, da hätte sie nun auch gerne eins gehabt. Sie war todunglücklich, weil es nicht mehr klappen wollte. Sie, die stolz darauf war, daß sie immer alles bekam, was sie wollte, immer alles erreichte, was sie sich vornahm, wurde wohl zum ersten Mal in ihrem Leben enttäuscht. Damit konnte sie nicht umgehen. Sie fühlte sich ausgeschlossen und vom Schicksal benachteiligt. Von Arzt zu Arzt waren sie gelaufen, hatten alle möglichen Untersuchungen über sich ergehen lassen, aber der Kindersegen wollte sich nicht einstellen. Insgeheim gab jeder dem anderen die Schuld, insgeheim hegte jeder deswegen einen Groll auf den anderen, und das war auch nicht gerade förderlich für ein harmonisches Zusammenleben der beiden. Wenn es – was öfters vorkam – Streit zwischen ihnen gab, dann brachte Yvonne es sogar fertig, Ulf, um ihn zu verletzen, als Versager hinzustellen.

      Wo waren die Zeiten geblieben, in denen Harmonie zwischen ihnen geherrscht, als alles so aufregend, so interessant gewesen war?

      Obwohl Ulf an diesem Tag sehr viel Arbeit im Institut vorfand, bemühte er sich, am Abend pünktlich zu Hause zu sein, um Yvonne nicht zu verärgern. Sie erwartete ihn schon, wie immer perfekt gekleidet und frisiert. Sie hatte einen riesigen Blumenstrauß besorgt, der sicher ein Vermögen gekostet hatte.

      »Ob der Frau Helmbrecht gefällt?« zweifelte Ulf. »Er ist gar zu pompös. Hättest du nicht lieber etwas Nettes, Kleineres besorgen sollen? Ich glaube, das wäre ihr lieber gewesen.«

      Yvonne zuckte mit den Schultern.

      »Der Strauß muß Eindruck machen – und er wird Eindruck machen«, gab sie zurück.

      »Davon bin ich überzeugt«, sagte er ironisch.

      »Schließlich geht es nicht um Frau Helmbrecht, sondern um ihren Mann, den Direktor, auf den er Eindruck machen soll. Er ist wichtig für uns, das weißt du doch«, fuhr sie fort. »Außerdem habe ich noch ein paar exquisite Flaschen Rotwein besorgt. Ich weiß, daß er gerne einen guten Tropfen trinkt.«

      »Ist das alles nicht ein wenig übertrieben?« meinte er. Er hatte das Gefühl, daß Yvonne mit ihren Gastgeschenken immer hervorstechen und auffallen wollte. »Schließlich sind wir nicht zu einer Hochzeit oder einem Geburtstag eingeladen, sondern zu einem kleinen Abendessen.«

      »Es ist kein kleines Abendessen, sondern eine Garten-Party, um die Neuerwerbung eines Gemäldes zu feiern«, gab sie spitz zurück. »Seine Gemäldesammlung ist berühmt!«

      »Ach, Helmbrecht und seine Gemälde! Da hat er nur wieder einen Grund gesucht, um eine Party zu geben, wichtige Leute um sich zu scharen. Also, wenn ich mir ein Bild kaufen würde, dann würde ich nicht die halbe Welt dazu einladen, um es zu begaffen. Ich würde es ganz alleine genießen.«

      »Nun ja, du«, sagte Yvonne, und es klang fast ein wenig abfällig. »Du gehörst in die gleiche Kiste wie Helmbrechts Frau.«

      »Sie ist eine sehr nette Frau. Ich mag sie gerne«, verteidigte er seine Gastgeberin. »Aber findest du nicht, daß deine Gastgeschenke ein wenig zu nobel für diesen Anlaß sind? Dieses aufwendige Blumenbukett und dazu noch eine Kiste Wein!«

      Anstelle einer Antwort hob sie nur die schön geschwungenen Augenbrauen.

      »Ich weiß, es hat wahrhaftig keinen Sinn, dir hier dreinzureden, aber könntest du es nicht das nächste Mal ein wenig bescheidener ausfallen lassen?« meinte er.

      »Nein«, СКАЧАТЬ