Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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СКАЧАТЬ Mann – er mochte etwa Anfang bis Mitte dreißig sein, stand in der Tür und sah sie fragend, mit gerunzelter Stirn an. Er sah – soweit Nina das auf den ersten Blick feststellen konnte – recht gut aus und war lässig, aber ausgesprochen gut gekleidet. Mit vor Abscheu verzogenem Gesicht musterte er den Schmutz in der Küche.

      »Das ist ja ekelhaft«, stellte er fest. Angeekelt musterte er den Dreck und anschließend seine flotte Hose, sein schickes Hemd, ob er sie nicht aus Versehen beschmutzt hatte. Noch bevor Nina ihm die ganze Sache erklären konnte, fragte er mit leicht erhobenen Augenbrauen: »Sie sind wohl Friedhelms Putzfrau?«

      Nina holte tief Luft.

      »Putzfrau?« japste sie. Das war denn doch die Höhe! Was fiel diesem aufgeblasenen Kerl ein, hier einfach in Friedhelm Brückners Wohnung einzudringen, sich angewidert umzusehen und sie obendrein noch als Putzfrau zu titulieren?

      »Nein, ich bin nicht die Putzfrau«, fauchte sie. »Ich bin lediglich eine freundliche Nachbarin, die aus freien Stücken hier diesen ganzen scheußlichen Dreck wegmacht, weil erstens Herr Brückner heute morgen in Urlaub gefahren ist, weil zweitens sein Abwasser durch meine Zimmerdecke geflossen ist und ich drittens deswegen einen Installateur holen mußte. Eigentlich sollte ich im Büro sitzen und meine Arbeit erledigen, aber so bin ich eben hier und putze aus lauter Freundlichkeit diese schreckliche Schmiere weg, wie Sie sehen.«

      »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte der junge Mann betroffen. Er sah gleich viel netter aus, nicht mehr so schnöselig, sondern ehrlich bekümmert. »Ich konnte ja nicht ahnen, was hier vorgefallen…«

      Nina ließ ihn nicht ausreden. Sie war eben gerade so schön in Fahrt.

      »Nein, das konnten Sie nun wirklich nicht ahnen«, sagte sie bissig. »Aber was mir nicht in den Kopf gehen will, das ist, daß Sie hier einfach in eine fremde

      Wohnung hereinkommen und

      so tun, als gehörten Sie hierher! Wer sind Sie überhaupt und was wollen Sie hier? Und wie kommen Sie an Herrn Brückners Schlüssel?«

      Sie stemmte beide Arme in die Seiten und sah ihn herausfordernd an.

      Nun sehe ich wahrscheinlich genauso aus wie eine Putzfrau aus einer Fernsehserie – und ich benehme mich auch so, mußte sie denken, aber ihr war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Dieser Mensch in seinen geschniegelten, teuren Klamotten hatte es gerade nötig, sie derartig von oben herab zu behandeln.

      »So viele Fragen auf einmal«, sagte er zerknirscht, und in seinen Augen stand ein kleines Lächeln. »Ich verstehe Ihre Besorgtheit. Natürlich können Sie nicht wissen, daß ich Friedhelms Cousin bin. Ich wohne in Bayern, und jedesmal, wenn ich hier in dieser Stadt etwas zu tun habe, übernachte ich bei Friedhelm. Um es einfacher zu machen, hat er mir schon vor langer Zeit einen Schlüssel für die Wohnung gegeben. Er ist ja auch nicht immer zu Hause – wie man sieht. Aber daß ich Sie als seine Putzfrau angesehen habe, das tut mir aufrichtig leid«, fügte er verlegen hinzu. »Wie kann ich das nur wiedergutmachen…«

      Nina warf den Kopf zurück.

      »Putzen ist eine ehrliche Arbeit, wußten Sie das noch nicht? Eine schwere und oft nicht gerade angenehme Arbeit. Für andere Leute den Dreck wegmachen«, antwortete sie. Sie war immer noch wütend. »Auf die Idee, so etwas zu tun, kämen Sie wohl gar nicht. Sie nicht. Ganz bestimmt nicht.«

      »Doch, doch«, erbot er sich eifrig. »Ich helfe Ihnen. Ich bin ja im Moment sozusagen der Wohnungsinhaber – und schon aus diesem Grund wäre es einzig und alleine meine Aufgabe, das alles hier zu reinigen.«

      Nina musterte ihn. Seine Worte hatten sie ein wenig versöhnt, und eigentlich sah er ja recht nett aus. Er war gar nicht so aufgeblasen und eingebildet, wie sie zuerst geglaubt hatte. Er lachte ihr zu, band sich eine von Friedhelm Brückners Küchenschürzen um, holte sich einen Eimer mit Seifenwasser und fing an, die Küchenschränke abzuwischen.

      »Sie machen das gar nicht schlecht«, lobte sie ihn, und dieses Lob schien ihn zu freuen. Bald hatten sie gemeinsam die Küche wieder auf Hochglanz gebracht, und alles blitzte und blinkte vor Sauberkeit. Nina strich sich müde über die Stirn.

      »So, das wäre geschafft«, meinte sie. »Nun gehe ich eine Etage tiefer nach Hause in meine Wohnung, stelle mich unter die Dusche und ziehe mir was Netteres an. Ich möchte doch nicht nochmals als Putzfrau angesprochen werden.«

      »Ich kann mich nur immer und immer wieder für meine dummen Worte entschuldigen. Sie waren wirklich nicht so gemeint«, sagte er zerknirscht.

      »Wahrscheinlich sah ich schlimm aus – und dazu noch der ganze Dreck in der Küche. Uff, ich bin froh, daß es vorbei ist. Leider ist nun der ganze Vormittag hin.«

      »Darf ich Sie – als kleine Entschädigung für Ihre große Mühe – zum Essen einladen?« fragte er. Nina schüttelte den Kopf.

      »Auf keinen Fall«, gab sie zurück. »Ich habe einen Haufen Arbeit auf meinem Schreibtisch liegen. Ich muß ins Büro. Da geht kein Weg dran vorbei.«

      »Dann heute abend?« fragte er hoffnungsvoll.

      »Auch dann nicht, tut mir leid«, gab sie freundlich zurück. Sie hatte Amelie versprochen, mit ihr in die Eisdiele zu gehen. »Heute abend bin ich schon verplant.«

      »Dann – vielleicht morgen?«

      Nina lachte.

      »Sie sind aber hartnäckig«, meinte sie und ging zur Tür. Er ging neben ihr und hielt sie ihr auf.

      »Ja, das bin ich«, sagte er ernsthaft. »Besonders, wenn mir sehr viel an etwas liegt.«

      Er sah sie an, hielt ihren Blick so lange fest, bis sie ihre Augen niederschlug. Sein Blick hatte sie verwirrt, und sie merkte, wie ihr Herz heftig und unregelmäßig schlug. Was war nur mit ihr los?

      War sie so ausgehungert nach Zärtlichkeit und Zuneigung, daß sie ein eindringlicher, interessierter Blick, eine Einladung zum Essen aus der Fassung zu bringen vermochte? Und – war es nicht seltsam, daß innerhalb weniger Stunden gleich zwei Männer ein auffallendes Interesse an ihr zeigten – einmal Friedhelm Brückner und nun sein Cousin? Sie holte tief Luft.

      Er war wirklich nett, der junge Mann, aber…

      Es gab so viele Wenn und Aber. Sie lebte allein mit ihrem Kind und hatte sich damit abgefunden. Sie hatte ihr Leben im Griff, hatte bis jetzt ruhig und friedlich gelebt. Warum sollte sie ihren inneren Frieden aufs Spiel setzen? Ihre Tage verliefen ohne Höhen und Tiefen, ohne größere Sorgen und Kummer – aber eben leider auch ohne Liebe und Zärtlichkeit.

      Sie sah ihn an. Ihre goldbraunen Augen schimmerten, und ihre Lippen waren voll und rosig. Er mußte an sich halten, um nicht die Hand auszustrecken und mit den Fingerspitzen die sanften Bögen ihrer Lippen nachzufahren.

      »Also, wie ist es?« drängte er. »Darf ich hoffen, daß Sie und ich…«

      »Vielleicht«, sagte sie ausweichend und wiederholte: »Vielleicht.«

      Als sie den enttäuschten Ausdruck auf seinem Gesicht sah, fügte sie schnell hinzu:

      »Wir sehen uns bestimmt irgendwann einmal. Wir wohnen ja nun im gleichen Haus.«

      Sie huschte eilends davon, und er sah ihr nach. Erst, als sie in ihrer Wohnung stand und die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen war, fiel ihr СКАЧАТЬ