Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia Torwegge
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Название: Mami Staffel 6 – Familienroman

Автор: Claudia Torwegge

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740926427

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СКАЧАТЬ ich weiß.« Nervös begann er im Wohnzimmer auf und ab zu gehen. »Aber Marlies meint, du könntest doch wieder ganztags arbeiten gehen. Die Kinder sind schließlich alt genug. Sie brauchen dich nicht mehr rund um die Uhr.«

      Nathalie war plötzlich übel. Werners Schwäche, seine Charakterlosigkeit und sein verlogenes Wesen offenbarten sich ihr auf einmal in schonungsloser Offenheit. Wie hatte sie diesen Mann nur so lange lieben können?

      »Erstens arbeite ich inzwischen ganztags«, erwiderte sie mühsam beherrscht. »Und zweitens geht Marlies das alles gar nichts an. Ich sage ihr ja auch nicht, daß sie ihren süßen Barbiepuppenhintern hochheben und aus unser aller Leben raustragen soll.«

      Werner blieb stehen.

      »Laß Marlies aus dem Spiel«, erwiderte er verärgert.

      »Dann schieb du sie nicht hinein«, lautete Nathalies Antwort. »Ich habe wahrlich nicht vor, im Nachhinein schmutzige Wäsche zu waschen. Aber ich lasse es auch nicht zu, daß du deine Kinder so einfach aufs Abstellgleis abschiebst.«

      »Du sollst nur auf die Unterhaltszahlungen verzichten«, beharrte Werner ungeduldig. »Du gräbst mir und Marlies damit das Wasser ab, begreifst du das nicht? Ich bin sowieso schon finanziell am Ende.«

      »Ich habe da gar nichts zu entscheiden«, erwiderte Nathalie diplomatisch und gleichzeitig wahrheitsgemäß. »Wende dich an meinen Anwalt, sprich mit dem Jugendamt, was weiß ich.«

      Werner fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.

      »Ich bin praktisch mittellos, weißt du…«

      Nathalie glaubte ihm kein Wort.

      »Du weißt ja, die Firma gehört Marlies. Ich bekomme ein kleines Gehalt. Die Zeiten sind verdammt schlecht.«

      »Ja, ich weiß.« Nathalie verschränkte die Arme vor der Brust. »Dir geht es so schlecht, daß du deiner kleinen Tochter nicht mal ein Geburtstagsgeschenk kaufen kannst.«

      Werner hob die Schultern. Sein Blick wanderte aus dem Fenster, wo die bunten Girlanden und Ballons im leichten Sommerwind schaukelten.

      »Das ist alles so weit weg.« Es klang, als spräche Werner zu sich selbst. »Ja, okay, ich habe Steffis Geburtstag vergessen. Aber irgendwie…«

      »Was ›irgendwie‹?« hakte Nathalie nach, als er verstummte.

      Werner sah einen Moment nachdenklich vor sich hin, dann hob er den Kopf und blickte Nathalie entschlossen an.

      »Die Kinder sind mir fremd geworden«, erklärte er kühl. »Tut mir leid, Natty, aber ich will ganz ehrlich sein. Ich habe mit diesem alten Leben abgeschlossen. Du wirst das nicht verstehen, aber Marlies und das Baby, das sie erwartet, das ist wie – wie eine zweite Chance.« Er redete sich in Euphorie. »Ich kann noch einmal ganz von vorne anfangen, weißt du? Ich werde Vater, Natty, das ist das Größte, was mir jemals im Leben geschehen ist!«

      »Als Zimmerermeister solltest du besser rechnen können«, spottete Nathalie erbost. »Du wirst zum vierten Mal Vater, mein Guter. Drei und eins macht vier.«

      Werner winkte ab.

      »Ja, aber das war etwas ganz anderes«, behauptete er abwertend. »Damals war ich viel zu jung, um zu begreifen, was da überhaupt vor sich ging. Ich hatte auch gar nicht die Zeit, mich darum zu kümmern. Die Firma, der Aufbau, die Schulden, da genießt man sowas nicht.«

      »Ah, du armer Mann.« Nathalie konnte sich nur noch in beißende Ironie retten, sonst wäre sie diesem Menschen mit allen zehn Fingern ins Gesicht gefahren.

      Werner überhörte ihren Einwurf.

      »Eigentlich wollte ich die Kinder damals sowieso nicht«, behauptete er doch allen Ernstes! »Ich habe auch nie eine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen können. Das wird natürlich bei meinem neuen Baby ganz anders.« Sein Blick wurde schwärmerisch. »Jetzt habe ich die nötige Reife und Ruhe, um mit so einem kleinen Wesen umgehen zu können. Ach, Natty, ich freue mich ja so.«

      »Dann hau doch ab zu deinem Baby!«

      Der zornige Ausruf ließ Nathalie und Werner gleichzeitig herumfahren. Bestürzt und entsetzt starrten sie auf Sandra, die unter der Terrassentür stand. Sie hatten ihr Kommen nicht bemerkt. Nathalie fragte sich sofort besorgt, wieviel das Mädchen von ihrem Gespräch mitgehört hatte.

      Tränen schimmerten in Sandras Augen, aber es waren Tränen des Zorns und der Enttäuschung. Gefühle, die sich in einem einzigen Wutausbruch über Werner ergossen.

      »Du brauchst dich hier überhaupt nicht mehr sehen zu lassen!« schrie sie ihn an. »Wir kommen bestens ohne dich zurecht. Sind es ja immer, denn du warst nie für uns da. Ich hasse dich!«

      »Sandra!« Nathalie vollführte eine hilflose Handbewegung. »Sandra – bitte…«

      Aber das Mädchen hörte ihr nicht mehr zu. Wutentbrannt stürmte es aus dem Zimmer und hastete, immer zwei Stufen überspringend, die Treppe hinauf. Das Zuschlagen ihrer Zimmertür setzte einen Schlußpunkt unter die Szene.

      Langsam wandte Nathalie sich Werner zu, der mit einem dümmlichen Gesichtsausdruck dastand.

      »Ich glaube, du gehst besser jetzt«, sagte sie ermattet. »Für heute hast du genug Unsinn geredet.«

      »Die Göre ist selbst schuld!« brauste Werner auf. »Wieso belauscht sie uns? Weshalb…«

      »Ich sagte, daß du verschwinden sollst!« fiel Nathalie ihm ins Wort. »Mach das alles mit unseren Anwälten aus. Ich will und kann überhaupt nichts dazu sagen. Mach’s gut.«

      Werner stutzte einen Moment, so hatte Nathalie früher niemals gewagt, mit ihm zu sprechen. Aber dann nickte er. Es konnte ihm schließlich egal sein, zu welcher Megäre sich seine Exfrau entwickelte, solange er sie nicht am Hals hatte.

      Im stillen beglückwünschte er sich für sein gütiges Schicksal, das ihn vor dem Leben an der Seite einer alten, zeternden Frau bewahrt hatte. Mit Marlies würde er die ewige Jugend gepachtet haben. Ewige Jugend und nie versagende Manneskraft! Konnte man sich mehr wünschen?

      Er machte kehrt und verließ das Haus, ohne sich von Steffi oder Dennis zu verabschieden. Er kam nicht einmal auf die Idee, nach den Kindern zu schauen.

      *

      Nathalie wartete, bis die Haustür hinter ihrem Ehemann ins Schloß gefallen war, dann eilte sie die Treppe hinauf und stand gleich darauf vor Sandys geschlossener Zimmertür. Deutlich hörte sie das verzweifelte Weinen ihrer Tochter. Dieser Besuch ihres Vaters hatte mehr als nur ein paar Kinderträume zerstört. Dafür haßte Nathalie ihn in diesem Moment.

      »Sandy?« Vorsichtig klopfte sie und betrat den Raum.

      Das Mädchen sah ihr aus geröteten, verquollenen Augen entgegen.

      »Mami!« Plötzlich war Sandra wieder das kleine Mädchen, das sich vertrauensvoll in die Arme der Mutter schmiegt, dem einzigen Ort, wo aller Schmerz, aller Kummer geheilt werden kann. »Er ist ja so ein – so ein – Arsch!«

      »Sandy.« Obwohl Nathalie ihrer Tochter im stillen recht gab, durfte sie derartige Ausdrücke nicht dulden. »Dein Vater ist wahrlich kein Charakterbeispiel, aber er ist trotzdem dein Vater. Und als СКАЧАТЬ