Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 108

Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ Niemals.

      AGNES. Das ist doch wunderbar. — Wollt Ihr jetzt, Mutter, die Schlüssel zu Euch nehmen? Wir brauchen sie doch nicht mehr.

      MECHTILDE. Recht gern.

      AGNES. Die Männer haben, wie ich sehe, eben so gerne Geheimnisse, als die Frauenzimmer.

      MECHTILDE. Noch lieber, sie wollen es nur nicht zugeben.

      AGNES. Gebt mir doch die Schlüssel wieder zurück.

      MECHTILDE. Hier sind sie.

      AGNES. Der Ritter möchte ungehalten werden, da er sie doch in meine eigene Hände überliefert hat.

      ANNE. Nun gute Nacht, ich gehe zu Bett.

      MECHTILDE. Ich wünsche Euch eine glückselige Nacht. (beide ab.)

      AGNES. Welche herrliche Nacht! — Man spricht so viel von der Neugier der Weiber, und jetzt stände es doch gerade zu nur in meiner Gewalt, in das verbotene Zimmer hinein zu gehen. — Ich habe mir zum Theil den Schlüssel wieder geben lassen, weil sonst mein Mann hätte denken können, ich traue mir nicht Stärke genug zu. — Nun, wenn ich denn auch der Versuchung nachgäbe, so erführe kein Mensch, daß ich in dem Zimmer gewesen wäre, und kein andres Unglück könnte doch daraus entstehn; meine Schwester, die Sittenpredigerin schläft jetzt, — o ich wollte, ich hätte dem alten garstigen Weibe die Schlüssel gelassen! — Am Ende ist das Ganze nur darauf angesehn, daß mein Mann mich auf die Probe stellen will, und ich will mich gewiß nicht so leicht fangen lassen. — (geht auf und ab.) Die Alte ist selbst noch nicht einmal in dem Zimmer gewesen, der Ritter muß doch also etwas Besondres dabei haben. — Ich will nicht weiter daran denken. — (sie tritt ans Fenster) Wenn ich nur wüßte, warum er es mir verboten hat? — Der Schlüssel ist golden, die übrigen sind es nicht; es ist gewiß das kostbarste Gemach von allen, und er will mich nächstens einmal damit überraschen. — Narrheit, daß ich es nicht gleich jetzt sehn sollte! Mir ist überhaupt nichts so verhaßt, als wenn ein Mensch dem andern eine heimliche Freude machen will, jener kann sich in der Ueberraschung niemals freuen, besonders wenn er die einfältigen Anstalten vorher schon gewahr wird. — Agnes! Agnes! hüte Dich! das was Dich jetzt peinigt, ist wohl jene berüchtigte weibliche Neugier. — Und warum sollte ich nicht ein Weib seyn dürfen, so gut wie andre? — Die bloße Neugier ist noch keine Sünde. — Ich möchte den Menschen sehn, der an meiner Stelle nicht neugierig wäre. — Meine Schwester würde eben so seyn wie ich, wenn sie nicht ihre Liebe unaufhörlich im Kopfe hätte, wenn sie aber darauf fiele, daß ihr Reinhold in dem Zimmer stecken könne, so würde sie mich auf den Knieen um den Schlüssel bitten. Die Menschen sind immer nur nachsichtig gegen ihre eignen Schwachheiten. — Und es ist am Ende nicht einmal eine Schwachheit von mir, in dem Zimmer kann ein Geheimniß verborgen liegen, von welchem mein Glück abhängt; ich ahnde fast so etwas: — und ich will nur so eben hinein sehn, — wovon soll er denn nachher wissen, daß ich drinne gewesen bin? — Es muß doch irgend einen Grund haben, warum er es mir so strenge verboten hat, und den Grund hätte er mir sagen sollen, dann wäre meine Folgsamkeit ein vernünftiger Gehorsam, aber so handle ich nur aus einer blinden Unterwürfigkeit, eine Art zu leben, wogegen sich mein ganzes Herz empört. — Ei! bin ich nicht eine Närrin, daß ich so viel überlege? Am Ende ist es eine Narrheit und gar nicht der Mühe werth. — (sie nimmt den Schlüssel.) Nun, warum geh ich denn nicht? — Wenn er aber zurück käme, indem ich in dem Gemach stecke? — Es ist Nacht, und ehe er die Treppen herauf käme, wäre ich schon längst in meinem Zimmer; in einigen Tagen will er ja auch erst wieder kommen. — Er hätte seinen Schlüssel behalten müssen, wenn ich nicht hinein gehn sollte. (geht ab mit einem Lichte.)

       Claus, der Rathgeber.

      CLAUS. Nun, wie gefällt es Euch hier?

      RATHGEBER. Ich weiß noch nicht, ich habe bis jetzt geschlafen, so müde bin ich gewesen. — Wie hell die Sterne scheinen!

      CLAUS. Könnt Ihr in den Sternen lesen?

      RATHGEBER. Ich wollte, daß ich es gelernt hätte. Es muß des Nachts doch immer eine angenehme Beschäftigung seyn.

      CLAUS. Man kann auch sein Schicksal daraus wissen.

      RATHGEBER. Jezuweilen.

      CLAUS. Glaubt Ihr an Gespenster?

      RATHGEBER. O ja.

      CLAUS. Jetzt ist grade die schauerliche Stunde.

      RATHGEBER. Wer umgehn will, für den ist eben jetzt die wahre Zeit. — Darum will ich mich auch nur wieder zu Bette legen.

      CLAUS. Ich denke, Ihr habt nun ausgeschlafen?

      RATHGEBER. Bloß der Gespenster wegen, — es ist nicht gut, wenn man sich jetzt wach finden läßt.

      CLAUS. Nun so geht.

      (Eine Thür wird mit Gewalt zugeschlagen.)

      RATHGEBER. Hörst du wohl? (läuft schnell ab.)

      Agnes tritt bleich und zitternd herein.

      CLAUS. Was ist Euch, gnädige Frau? —

      AGNES. Nichts, nichts, — schaff mir doch ein Glas frisches Wasser. — (Claus geht, sie sinkt in einen Sessel.) Leb ich noch? — Wo bin ich? — Gott im Himmel! wie schlägt mir das Herz, — bis zum Halse hinauf.

      Claus kommt mit Wasser.

      AGNES. Stell es nur dorthin, — ich kann jetzt noch nicht trinken, — geh, geh, — mir fehlt nichts, gar nichts. — Geh! (Claus geht.) Ich weiß nicht, wie ich wieder hieher gekommen bin, — (sie trinkt.) jetzt wird mir besser. — Es ist tiefe Nacht, die übrigen schlafen schon. — (sie betrachtet den Schlüssel.) Hier ist ein blutiger dunkelrother Fleck, — war der schon vorher da? — Ach nein, ich ließ ihn fallen, — alles um mich her riecht noch nach Blut. — (Sie reibt mit ihrem Schnupftuche den Schlüssel.) Er will nicht fort, das ist doch wunderbar. — O Neugier, verdammte, schändliche Neugier! ich glaube, es giebt keine größere Sünde als die Neugier! — O und mein Mann, wie kommt der mir jetzt vor? — Mein Mann konnt’ ich sagen? Mein Mann? Das schändlichste, mir fremdeste Ungeheuer, — wildfremd und entsetzlich, wie ein schuppiger Drache, von dem sich das Auge scheu zurück reißt. — Ach ich muß zu Bette, mein armer Kopf ist ganz wüst: — aber die Schlüssel darf ich hier nicht so liegen lassen. — Gott sei Dank, daß der Flecken fort ist! — Ach nein! ich armes Kind! auf dieser Seite, hier ist er. Ich weiß nicht, was ich anfangen soll, ich will sehn, ob ich schlafen kann. Ach ja, schlafen, schlafen, und andre, ganz andre Dinge träumen, alles vergessen, ja, ja das wird schön, das wird lieblich seyn. (geht ab.)

      Fünfter Akt

       Inhaltsverzeichnis

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