Название: Butler Parker 113 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740919399
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»Wie Mylady meinen. Wenn es gestattet ist, möchte ich mich zurückziehen. Haben Mylady noch besondere Wünsche?«
»Nein, natürlich nicht, Mr. Parker.« Agatha Simpson schüttelte abwesend den Kopf.
»Wann darf ich das Abendessen servieren, Mylady?«
»Überhaupt nicht«, entschied die Detektivin. »Bringen Sie mir einen Krug Wasser und ein paar Datteln!«
»Mylady?« Parker glaubte an eine Sinnestäuschung.
»Wasser und Datteln«, wiederholte Lady Agatha, »Sie haben schon richtig gehört. Ab sofort werde ich auf die Gifte dieser Zivilisation verzichten, und Sie sollten es ebenfalls tun.«
»Vielleicht später, Mylady.«
»Ich werde nur noch vegetarisch leben«, versprach die ältere Dame. »Ich werde mich schon hier dem neuen und besseren Leben, verschreiben.«
»Wann, wenn man fragen darf, werden Mylady die Fahrt nach Indien antreten?«
»Das entscheidet allein der Erleuchtete«, lautete die Antwort der Agatha Simpson. »Bevor ich meine Reise in das Zentrum der Versenkung antreten werde, muß ich meinen irdischen Besitz noch auflösen.«
»Mylady gedenken zu verkaufen?«
»Um neuen Mammon zu erlangen? Nein, Mr. Parker, das würde der Erleuchtete niemals gestatten. Ich werde alles verschenken.«
»Mylady haben sicher bereits bestimmte Vorstellungen, wer beschenkt werden soll?«
»Aber natürlich«, antwortete die Sechzigjährige. »Ich werde meinen irdischen Besitz dem Erleuchteten ausliefern. Er allein weiß, was damit geschehen soll.«
»So etwas hatte ich mir fast schon gedacht«, murmelte der Butler.
»Sagten Sie was, Mr. Parker?«
»Keineswegs, Mylady«, schwindelte Parker. »Mylady wollen für die Zukunft auch das Schreiben aufgeben?«
Der Butler spielte seiner Ansicht nach geschickt auf die Marotte der älteren Dame an, einen Bestseller zu verfassen. Bisher war sie stets der Ansicht gewesen, eine gewisse Agatha Christie in den Schatten stellen zu können. Doch über die erste Seite dieses geplanten Bestsellers war Lady Simpson nie hinausgekommen, aber sie liebte diesen frommen Selbstbetrug.
»Ich werde schreiben«, gab sie zurück und schloß versonnen die Augen, als horche sie in sich hinein, »aber ich werde nur noch die Botschaft des Guru verkünden. Falls er es überhaupt erlaubt. Gehen Sie jetzt, mein Freund, ich möchte allein sein und meditieren!«
Parker wankte durch die Tür, schloß sie leise hinter sich und lehnte sich dann erschöpft gegen die Wand. Er war inzwischen nicht mehr fassungslos, er war erschüttert. Diesen grundlegenden Wandel hatte er nicht erwartet. Sie hatte ihn sogar ›Freund‹ genannt. Das hier war keine neue Marotte seiner Herrin mehr, das schien echt gemeint zu Sein.
Seiner bescheidenen Ansicht nach befand Mylady sich in höchster Gefahr. Er beschloß, dagegen etwas zu unternehmen. Sie mußte vor diesem Guru bewahrt werden.
*
»Mylady meditieren«, vermutete der Butler.
Er befand sich zusammen mit Kathy Porter im Erdgeschoß des Hauses. Sie hielten sich in dem großen Wohnsalon auf und horchten auf das nachdrückliche Umherwandern in den oberen Räumen. Mylady marschierte seit geraumer Zeit durch ihre leeren Räume.
»Sollte man nicht vielleicht den Hausarzt informieren?« fragte Kathy bedrückt.
»Mylady könnte darauf möglicherweise unwillig reagieren«, sagte Parker. »Es ist nicht zu verkennen, daß Mylady genau weiß, was sie tut.«
»Aber so gründlich und schnell kann sich doch kein Mensch ändern«, wunderte sich Kathy und sah den Butler verzweifelt an. »Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu, finden Sie nicht auch, Mr. Parker?«
»Mylady sucht die Erkenntnis seit einigen Wochen«, erwiderte Parker, »in dieser knappen Zeitspanne kann leider viel geschehen.«
»Glauben Sie, daß man sie unter Drogen gesetzt hat, Mr. Parker?«
»Man sollte diese Möglichkeit keinesfalls ausschließen, Miß Porter.«
»Wir müssen ihr Blut untersuchen lassen, Mr. Parker. Wir müssen endlich etwas tun.«
»Da möchte ich Ihnen voll und ganz beipflichten«, stimmte der Butler Myladys Sekretärin zu.
»Wie ist sie eigentlich an diesen Guru geraten?« wollte Kathy Porter wissen. »Ich hatte ja ein paar Tage Urlaub und weiß nicht, was wirklich vorgefallen ist.«
»Leider vermag ich diese Frage nicht zu beantworten«, sagte der Butler bedauernd. »Mylady läßt sich nicht in die Karten sehen, um bei diesem vielleicht etwas vulgären Bild zu bleiben. Mylady gab sich äußerst zurückhaltend, was diesen Punkt betrifft.«
»Glauben Sie wirklich, daß sie nach Indien zieht?«
»Myladys Entschlüsse sind leider, wie die Erfahrung gelehrt hat, recht fest.«
»Das Leben in einer Klosterzelle eines Gurus wird sie doch umbringen.«
»Vielleicht muß auch der Guru dran glauben«, hoffte der Butler freudig. »Mylady kann sehr irritierend wirken.«
»Wir werden sie natürlich nach Indien begleiten, nicht wahr?«
» Selbstverständlich «, beruhigte Parker die Gesellschafterin. »Man wird Lady Simpson, wenn auch aus gehöriger Entfernung, unter Sichtkontrolle halten.«
»Wissen Sie, was ich glaube, Mr. Parker?«
»Ich glaube es erraten zu können.«
»Dieser Guru will sie nur nach allen Regeln der Kunst ausnehmen, Mr. Parker. Er will ihr Vermögen an sich bringen.«
»Dieser Vermutung neige auch ich zu, Miß Porter.«
»Sollte man nicht herauszubekommen versuchen, wer dieser Guru ist?«
»Das ist bereits geschehen, Miß Porter. Die Ergebnisse hören sich leider wenig erfreulich an.«
»Er ist also ein Schwindler, den die Polizei kennt?«
»Das Gegenteil ist leider der Fall«, korrigierte Parker. »Der Guru stammt aus Lahore und hat dort als eine Art regionaler Heiliger gewirkt. Er kam vor einem halben Jahr nach London, um seine Botschaft an die Welt zu verkünden. Die Polizei hat keine Handhabe gegen ihn.«
»Sie wandert nicht mehr herum«, stellte Kathy plötzlich fest und hob lauschend den Kopf. Die junge Dame hatte sich nicht verhört. Lady Simpson hatte ihren Dauermarsch durch die leeren Räume beendet.
«Dann wird es gleich passieren«, murmelte der Butler.
»Was wird passieren?« wollte Kathy neugierig wissen.
»Es СКАЧАТЬ