Father Brown - Krimis. Гилберт Кит Честертон
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Название: Father Brown - Krimis

Автор: Гилберт Кит Честертон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027206674

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      »Und nun, wenn ich darüber nachdenke,« rief er, »warum in aller Welt sollte er denn nicht sein wie er sollte? Was ist es, das einen Menschen überkommt auf diesen verwünschten, kalten Bergen? Ich glaube, es ist das düstere stumpfsinnige Einerlei: all diese Waldungen und dazu über allem das ewige Schrecknis der Unbewußtheit. Es ist wie der Traum eines Atheisten. Tannenbäume und noch mehr Tannenbäume und noch Millionen von Tannenbäumen –«

      »Himmel!« rief der Mann bei dem Sarge, »er hat ja keinen Kopf!«

      Wahrend die anderen starr dastanden, zeigte der Priester zum erstenmal einen Anfall von Fassungslosigkeit. »Keinen Kopf!« wiederholte er. »Keinen Kopf?« als hätte er erwartet, daß irgend etwas anderes fehle.

      Törichte Visionen von einem den Glengyles geborenen kopflosen Kinde, von einem im Schlosse sich verbergenden kopflosen Jünglinge, von einem kopflosen Manne, der diese altertümlichen Hallen oder diesen prächtigen Garten durchmaß, zogen an ihrem Geiste vorüber. Doch selbst in diesem Augenblicke des Erstarrens schlug die Sage keine Wurzel in ihnen und schien jeder Vernunft zu ermangeln. Sie standen und lauschten wie verzaubert den rauschenden Wäldern und heulenden Winden, gerade wie erschöpfte Tiere. Das Denken schien etwas ganz Außerordentliches, das sich plötzlich jeder Macht entzogen habe.

      »Es gibt drei kopflose Menschen,« sagte Father Brown, »und die stehen um dieses offene Grab herum.«

      Der bleiche Londoner Detektiv öffnete den Mund zum Sprechen und hielt ihn wie ein dummer Junge offen, während ein langgezogenes Windesheulen durch die Wolken fuhr; dann besah er sich die Axt in seiner Hand, wie wenn sie nicht zu ihm gehöre und ließ sie fallen.

      »Father,« sagte Flambeau mit jener kindlichen, schweren Stimme, die er so selten anwandte, »was sollen wir tun?«

      Die Antwort seines Freundes kam mit der raschen Bestimmtheit eines Gewehrschusses.

      »Schlafen!« rief Father Brown. »Schlafen, wir sind am Ziele angelangt, wissen Sie, was Schlaf ist? Wissen Sie, daß derjenige, der schläft, an Gott glaubt? Es ist ein Sakrament, denn es ist ein Glaubensakt und eine Nahrung zugleich. Und wir benötigen ein solches und wäre es auch nur ein natürliches. Etwas hat uns befallen, was den Menschen sehr selten befällt, vielleicht das Schlimmste, was einen befallen kann.«

      Cravens offener Mund schloß sich in der Frage: »Was meinen Sie?«

      Der Priester hatte sein Gesicht dem Schlosse zugewandt, als er antwortete.

      »Wir haben die Wahrheit gefunden und die Wahrheit ergibt keinen Sinn.«

      Er ging schweren, achtlosen Schrittes, wie man es bei ihm nicht gewohnt war, voran und den Pfad hinab, und als sie das Schloß erreichten, überließ er sich dem Schlaf mit der Sorglosigkeit eines Hundes.

      Trotz seines mystischen Lobliedes auf den Schlummer war, den schweigsamen Gärtner ausgenommen, Father Brown früher als alle anderen auf und rauchte seine Pfeife, wobei er jenem Sachverständigen bei seiner wortlosen Arbeit im Gemüsegarten zusah. Um Tagesanbruch hatte der rasende Sturm mit einem rauschenden Regen geschlossen und der Tag begann mit eigenartiger Frische. Es schien sogar, als hätte der Gärtner mit sich selbst eine Unterhaltung geführt, als er jedoch der Detektive ansichtig wurde, steckte er mürrisch seinen Spaten in ein Beet und etwas von Frühstück brummend, schritt er langsam die Kohlbeete entlang und schloß sich in der Küche ein.

      »Der ist ein brauchbarer Kerl,« sagte Father Brown. »Er widmet sich den Kartoffeln in ganz auffallender Weise. Und dennoch,« fügte er unbefangen und nachsichtig hinzu, »er hat seine Fehler; wer von uns hätte deren nicht? Er gräbt dieses Beet nicht regelmäßig um. Dort zum Beispiel,« und er stampfte plötzlich auf eine Stelle zu. »Ich bin wirklich sehr im Zweifel über diese Kartoffel.«

      »Und weshalb?« fragte Craven belustigt über des kleinen Mannes neuen Einfall.

      »Ich bin darüber im Zweifel,« meinte der, »weil auch der alte Gow selbst darüber im Zweifel war. Er grub seinen Spaten ganz planmäßig überall hinein, nur nicht hier. Es muß da eine ganz ausnehmend schöne Kartoffel liegen.«

      Flambeau zog den Spaten heraus und trieb ihn heftig an der Stelle ein. Unter einem Haufen Erde kam etwas zum Vorschein, das nicht wie eine Kartoffel aussah, sondern eher einem ungeheuerlichen, gewölbten Pilze glich. Doch als dieser den Spaten berührte, gab er einen harten Klang, rollte auf die Seite wie ein Ball und grinste sie an.

      »Der Graf von Glengyle,« sagte Brown traurig und blickte bedrückt auf den Totenschädel nieder.

      Dann nach einem Augenblicke Nachdenkens entnahm er Flambeau den Spaten, und mit den Worten: »Wir müssen ihn wieder verbergen« vergrub er den Schädel in die Erde. Sodann lehnte er seinen kleinen Körper mit dem großen Kopf auf den breiten Griff des Spatens, der fest und aufrecht im Boden steckte, und seine Augen waren leer und seine Stirne gerunzelt. »Wenn man nur wenigstens,« murmelte er, »die Bedeutung dieser letzten Widernatürlichkeit entziffern könnte!« Und auf den breiten Spatengriff gelehnt, barg er sein Gesicht in die Hände, wie man in der Kirche zu tun pflegt.

      An allen Seiten färbte sich der Himmel in Blau und Silber; die Vögel zwitscherten in den lichten Bäumen des Gartens und so laut schien es, als sprächen die Bäume selbst. Nur die drei Männer schwiegen.

      »Na, ich gebe alles auf,« sagte endlich Flambeau ärgerlich. »Mein und dieser Welt Gehirn vertragen sich nicht miteinander, und damit Schluß! Schnupftabak, zerschnittene Gebetbücher, das Gehwerk von Spieldosen – was –«

      Brown erhob seine gedankenschwere Stirne und schlug mit einer bei ihm ungewohnten Ungeduld auf den Spatengriff. »O, weg, weg, fort damit!« rief er. »Das ist ja alles sonnenklar. Ich erklärte mir den Schnupftabak und das Uhrwerk usw., als ich heute früh die Augen aufschlug. Und seitdem habe ich den alten Gow, den Gärtner, durchschaut, der weder so taub noch so blöde ist, wie er tut. Es liegt gar nichts Unsinniges in all diesem losen Kram. Auch in bezug auf das zerschnittene Gebetbuch war ich im Irrtum, es ist nichts Unrechtes daran. Aber es ist diese letzte Enthüllung. Gräber zu entweihen und toter Leute Schädel zu stehlen – darin liegt doch das Unrechte? Darin liegt doch gewiß Teufelswerk? Das reimt sich nicht zu der ganz einfachen Geschichte vom Schnupftabak und den Kerzen.« Und wieder auf und ab schreitend, rauchte er verdrießlich seine Pfeife.

      »Mein Freund,« sagte Flambeau mit grimmem Humor. »Sie müssen mit mir vorsichtig sein und bedenken, daß ich einst ein Verbrecher war. Der große Vorteil dieses Zustandes bestand darin, daß ich mir stets selbst meine Geschichte zurechtlegte und sie dann so schnell, als es mir paßte, ausführte. In dieser Weise aber als Detektiv herumzuwarten, ist zuviel für meine französische Ungeduld. Mein ganzes Leben habe ich, im Guten wie im Bösen, alles sofort und ohne Aufschub getan. Duelle focht ich stets am nächsten Morgen aus, Rechnungen bezahlte ich stets auf der Stelle, niemals verschob ich auch nur einen Besuch beim Zahnarzt –«

      Father Browns Pfeife entfiel seinem Munde und zerbrach auf dem Kiespfade in drei Stücke. Er ließ seine Augen rollen und stand da ganz wie ein Idiot. »Himmel, was für ein Dummkopf ich bin! Himmel, was für ein Dummkopf,« wiederholte er. Dann brach er in ein schallendes Gelächter aus.

      »Der Zahnarzt!« wiederholte er. »Sechs Stunden in geistigen Abgründen, und das alles, weil ich niemals an den Zahnarzt dachte! Solch ein einfacher, solch ein schöner und friedlicher Gedanke! Freunde, wir haben eine Nacht in der Hölle verbracht; jetzt aber ist die Sonne aufgegangen, die Vögel singen und die strahlende Gestalt des Zahnarztes erfüllt die Welt mit Trost.« »Ich muß doch der Sache auf den Grund kommen,« schrie Flambeau, einige Schritte vorwärts machend, »und wenn ich von den Foltern der Inquisition Gebrauch machen muß.«

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