Gesammelte Werke. Isolde Kurz
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Isolde Kurz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962812515

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СКАЧАТЬ Ro­ma­gna ein­ge­bro­chen und hat ohne Schwert­streich, durch den blo­ßen Klang sei­nes fürch­ter­li­chen Na­mens alle die klei­nen Ty­ran­nen, von Ri­mi­ni, von Ur­bi­no, von Pe­sa­ro, von ih­ren Stüh­len ge­fegt. Wie Spreu sind sie bei sei­nem Kom­men da­von­ge­wir­belt, kei­ner hat an Stand­hal­ten oder Wie­der­keh­ren ge­dacht. So ist er ohne Ge­gen­wehr bis For­li ge­kom­men. Da stellt sich eine Frau in sei­nen Weg! Die krie­ge­ri­sche Her­rin von For­li und Imo­la, sie ganz al­lein, ohne Schutz­macht noch Ver­bün­de­te. Zwar riss auch ihre Stadt For­li bei sei­nem Her­an­na­hen die Tore weit auf und leg­te dem Geg­ner ihre Schlüs­sel zu Fü­ßen, denn die Furcht vor dem Va­len­ti­no ist noch grö­ßer als die vor Ca­te­ri­na, und Nei­gung hat sie ja ih­ren Völ­kern nie­mals ein­ge­flö­ßt. Er aber hat gar sänft­lich sein Re­gi­ment be­gon­nen; er kann auch so. Wo sie Fol­ter­werk­zeu­ge und Gal­gen auf­rich­te­te, um den Ge­hor­sam zu er­hal­ten, da sitzt der Ge­fürch­te­te und hört jede Be­schwer­de leut­se­lig an, ent­schul­digt, ver­spricht, gibt gute Wor­te. Und der schreck­haf­te Nim­bus sei­nes Na­mens macht die Gna­de noch gnä­di­ger. Je­doch Ca­te­ri­na hat sich nicht mit­er­ge­ben. Mit ih­rem gan­zen Hof­staat hat sie sich in die stark be­mann­te und wohl­ge­rüs­te­te Roc­ca ge­wor­fen, die sie schon frü­he­re Male mit Glanz ver­tei­dig­te, und rich­tet als­bald die Ka­no­nen auf ihre ab­trün­ni­gen Un­ter­ta­nen. Mit Böl­ler­schüs­sen, von de­nen die Häu­ser stür­zen, be­grüßt sie den Auf­gang des neu­en Jahr­hun­derts, das sich das sech­zehn­te schreibt. Die un­glück­li­chen For­li­ve­sen, zwi­schen zwei Feu­er ge­ra­ten, be­ten für den Sieg des Bor­gia, denn wehe ih­nen, wenn er un­ver­rich­te­ter Sa­che ab­zö­ge. Ihm ist For­li nichts nüt­ze, so­lan­ge er die Roc­ca nicht hat, die Ver­der­ben in Stadt und La­ger speit. Er ist wü­tend über den Wi­der­stand, der sei­nen schnel­len Sie­ges­lauf auf­hält, dop­pelt wü­tend, dass es ein Weib ist, das ihm an­ge­sichts der fran­zö­si­schen Her­ren die­se Schmach an­tut. Denn sie emp­fängt sei­ne Un­ter­händ­ler mit Hohn und schreibt im Über­mut Spott­wor­te auf die Ka­no­nen­ku­geln, die sie in sein La­ger sen­det. Wie sie all­mor­gend­lich auf dem Haupt­turm er­scheint, die weit­hin ab­ge­holz­te, im ers­ten Schnee lie­gen­de Ebe­ne mit der Zelt­stadt des Fein­des zu über­schau­en, rich­ten sich so­gleich alle Feu­er­schlün­de auf sie, und es ist ein Wun­der, dass sie noch im­mer heil ge­blie­ben. Scharf­sin­nig wan­dert ihr Auge über die neu­ge­trof­fe­nen An­stal­ten der Be­la­ge­rer. Uner­schüt­tert sieht sie ihre ei­ge­nen Bau­ern, wie sie auf Be­fehl des Bor­gia da­bei sind, Las­ten von Rei­sig­bü­scheln her­an­zu­schlep­pen und vor der Fes­te auf­zu­schüt­ten, um den Was­ser­gra­ben durch­quer­bar zu ma­chen. Dann ver­schwin­det sie un­term Kra­chen der Ge­schüt­ze und dem Pras­seln der Stei­ne, und gleich dar­auf geht sie rast­los wie zu­vor von ei­nem Be­fes­ti­gungs­werk zum an­de­ren, be­sich­tigt das Ar­se­nal, den Pul­ver­turm, die Bat­te­ri­en, spricht mit je­dem ih­rer Haupt­leu­te und stärkt durch ihre Uner­müd­lich­keit die sin­ken­de Zu­ver­sicht der Be­sat­zung, dass ihre Leu­te spöt­ti­sche Re­den über die Mau­er ru­fen. Die Sol­da­ten des Va­len­ti­no ant­wor­te­ten mit ro­hen Be­schimp­fun­gen und ver­lan­gen zu stür­men, auf­ge­raff­tes Ge­sin­del, das nicht schnell ge­nug ans Plün­dern kom­men kann. Den Fran­zo­sen da­ge­gen ge­fällt die stol­ze Frau, sie nen­nen sie »Dame Ca­théri­ne« oder die »Dame von For­li« und er­zäh­len sich mit heim­li­cher Be­wun­de­rung ihre Bra­vour­stücke. Das hin­dert aber nicht, dass auch sie eben­so wie die Päpst­li­chen und die Schwei­zer auf sie zie­len, so oft die hohe schlan­ke Ge­stalt auf dem Turm er­scheint. Sie be­haup­ten, die Dame von For­li sei stich- und ku­gel­fest. Aber das Ge­heim­nis ih­rer Un­ver­wund­bar­keit ist der fein­ge­schmie­de­te Stahl­pan­zer, den sie auf dem Lei­be trägt.

      Der Bor­gia sei­ner­seits ist kein Ei­sen­fres­ser. Er geht lie­ber dem of­fe­nen Kampf aus dem Wege, der auch Op­fer kos­tet, so­lan­ge er hof­fen kann, den Geg­ner durch falsches Pak­tie­ren und trüg­li­che Ver­hei­ßun­gen ins Garn zu lo­cken. Mit sei­nen zwei Trom­pe­tern ist er bis hart vor den Gra­ben ge­rit­ten und hat die er­lauch­te Grä­fin von For­li und Imo­la zur Un­ter­hand­lung ge­ru­fen. Der laut­lo­se Schall der gel­ben Trom­pe­ten geht dem Be­schau­er durch Mark und Bein: die Ge­ru­fe­ne ist er­schie­nen. Jetzt – sei es die Ma­gie des Mond­lichts, sei es Spiel der über­reiz­ten Fan­ta­sie – jetzt sind die Ge­stal­ten kein Werk der Web­kunst mehr, kei­ne fla­chen far­bi­gen Schat­ten, sie wer­den kör­per­lich, sie be­we­gen sich, le­ben! Das ge­spann­te Ohr ver­nimmt, wenn nicht den Stimm­klang, doch den Sinn ih­rer Rede.

      Ma­don­na, ruft der Rei­ter hin­auf, wie lan­ge wollt Ihr das ge­fähr­li­che Spiel noch spie­len? Von Tag zu Tag meh­ren sich Eure Ver­lus­te –

      Die Eu­ren auch, ruft es von oben her­ab.

      Ma­don­na, lasst Euch er­wei­chen, ich bit­te, ich be­schwö­re Euch, hört auf die Stim­me ei­nes Man­nes, der nur ge­zwun­gen Euer Geg­ner ist, der Euch be­wun­dert und al­les dar­an set­zen möch­te, Euch zu ret­ten. Mei­ne Leu­te drin­gen auf den Sturm, der Euer Un­ter­gang wer­den muss, die Fran­zo­sen, die Schwei­zer ver­lan­gen das glei­che, aber Eure Per­son ist mir hei­lig – ich wür­de mich für den un­se­ligs­ten al­ler Men­schen hal­ten, wenn ich eine Hand­lung be­feh­len müss­te, die Eure Si­cher­heit ge­fähr­det.

      Vom Turm kommt eine hel­le La­che.

      Ma­don­na, fährt der Her­zog fort, Ihr habt den Ruhm, eine große Krie­ge­rin und eine Ken­ne­rin des Kriegs­we­sens zu sein. Als eine sol­che müsst Ihr ein­se­hen, dass Eure Sa­che ver­zwei­felt steht. Nicht weil Ihr ein Weib seid und ge­gen Män­ner kämpft – o nein, wir wis­sen es, dass Ihr an Tap­fer­keit und Kriegs­kunst kei­nem Man­ne nach­steht. Aber Ihr seid al­lein ge­gen drei Hee­re. Eure Bun­des­ge­nos­sen ha­ben Euch ver­las­sen, Eure Un­ter­ta­nen sind von Euch ab­ge­fal­len –

      Die Elen­den! Mei­ne Ver­gel­tung wird sie zu tref­fen wis­sen, ruft es zu­rück.

      Der Her­zog von Mai­land, Euer Oheim, von dem Ihr Ent­satz hoff­tet, ist land­flüch­tig –

      Aber mei­ne Schwes­ter sitzt ne­ben dem ed­len Ma­xi­mi­li­an auf dem Kai­serthron, ist die tri­um­phie­ren­de Ant­wort.

      Er­lauch­te Frau, ge­stat­tet mir zu be­mer­ken, dass ich fürch­te, Sei­ne kai­ser­li­che Ma­je­stät habe zur Zeit grö­ße­re Sor­gen als die um Ew. Herr­lich­keit Wohl­er­ge­hen.

      Kommt zum Schluss, Herr Her­zog, ich habe kei­ne Zeit für mü­ßi­ges Ge­plau­der.

      Ich kom­me zum Schluss und bie­te Euch eh­ren­vol­len Ab­zug mit Eu­rer gan­zen Be­sat­zung und Eu­rem Hof­staat, mit al­len Eu­ren Waf­fen und Eu­ren Ju­we­len. Sei­ne Hei­lig­keit löst Euch vom Bann und ver­stat­tet Euch zu woh­nen und Hof zu hal­ten, wo es Euch be­liebt. Eine jähr­li­che Ren­te wird Euch aus­ge­wor­fen, die nicht im Ver­hält­nis zu un­se­rer Ar­mut, nur zu Eu­ren An­sprü­chen steht.

      Ver­spre­chun­gen des Hau­ses Bor­gia, höhnt es von oben.

      Ma­don­na, ich un­ter­drücke das Ge­fühl ge­rech­ten Schmer­zes über Euer Miss­trau­en und stel­le Euch Bür­gen mei­nes Wor­tes, die edels­ten, die Ihr ver­lan­gen könnt. Es sind die bes­ten Pala­di­ne СКАЧАТЬ