Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026872146
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Zwei Jahre später erhielt er am Weihnachtsmorgen durch die Post eine prachtvolle Bonbonniere. ›Mit den besten Wünschen für ein frohes Fest‹, stand auf einer Begleitkarte. Aber der Absender hatte es nicht für nötig gehalten, seinen Namen anzugeben. Mr. Jakobs, der sich wenig aus Schokolade machte, wunderte sich über die teure Aufmachung des Geschenks und wünschte, daß der gütige Spender lieber Bier geschickt hätte.
»Heda, Spot, fang!« rief er und warf seinem Hund, der Süßigkeiten liebte, ein Stück Schokolade hin. Spot knabberte es auf und wedelte mit dem Schwanz. Aber plötzlich ging ein Zittern durch seinen Körper, er legte sich hin und war gleich darauf tot.
Es dauerte allerdings einige Zeit, bis Willie Jakobs den Zusammenhang zwischen dem toten Tier und dem Weihnachtsgeschenk entdeckte.
Er versuchte mit demselben Erfolg das Experiment bei dem Hund seines Hauswirts und dem Kanarienvogel eines anderen Mieters, ja er hätte allmählich alle Tiere von Somers Town ins Jenseits befördert, wenn ihn nicht sein Hauswirt durch eine Anzeige wegen Mordversuchs daran gehindert hätte. Dann kam die Wahrheit ans Tageslicht: Die Schokolade war vergiftet. Willie Jakobs sah sich mit Genugtuung als Held einer dunklen Vergiftungsaffäre in den Zeitungen. Diese Sache verlief zwar im Sande, sie hatte aber unangenehme Folgen für ihn, denn sein Bild wurde von einem kleinen Kaufmann erkannt, den er einst bestohlen hatte. Auf diese Weise wurde er in derselben Woche zum zweitenmal verhaftet.
Als Mr. Jakobs wieder aus dem Gefängnis kam – er hatte die bei ihm übliche Zeit von drei Monaten abgesessen –, erwartete er nun, eine ›Rente‹ für diese ganze Zeit zu bekommen. Statt dessen erhielt er nur zwanzig Pfund und einen maschinegeschriebenen Brief mit der Mitteilung, daß es dem Absender leid tue, ihn in Zukunft nicht mehr unterstützen zu können.
Mr. Jakobs schrieb an Black und empfing als Antwort ein Schreiben, in dem der Oberst erklärte, daß er das Ansinnen Jakobs nicht verstehen könne; er habe ihm niemals Geld geschickt und wisse auch gar nicht, warum er ihm Geld schicken sollte.
Willie Jakobs packte angesichts dieser Undankbarkeit und Niedertracht seines früheren Chefs die Wut; er trug den Brief zu einem Rechtsanwalt und erzählte ihm die ganze Geschichte. Aber der lehnte die Sache mit einem einzigen Wort ab: »Erpressung!«
Von da an war Mr. Willie Jakobs trotz seines Widerwillens gezwungen, wieder zu arbeiten; das heißt, er ›arbeitete‹ auf seine Weise. Er spekulierte gelegentlich an der Börse, wenn er einen guten Tip bekam, und betätigte sich wieder als Dieb. Glücklicherweise hatte er seine Geschicklichkeit im Taschendiebstahl noch nicht eingebüßt. So hatte er bald recht ansehnliche Erfolge. Den ›Vertrieb‹ der Beute übernahm ein Hehler, der sich vor kurzer Zeit in der Eveswall Road niedergelassen hatte. Willie Jakobs ging es dabei gut, sogar so gut, daß er Oberst Blacks Verhalten wieder milder beurteilte.
An dem Abend, an dem Lord Verlond seine Gesellschaft gab, machte sich Willie Jakobs auf den Weg, um, wenn möglich, noch ein paar ›Geschäfte‹ zu machen.
Nachdem er über den engen Hof und durch die schmalen Gassen gegangen war, die ihn von der Stibbington Street trennten, wandte er sich südwärts zur Euston Road. Dann passierte er gemächlich die Tottenham Court Road, um zur Oxford Street zu gelangen.
Die Tottenham Court Road war zu dieser Abendstunde sehr belebt. Die Leute interessierten sich für die glänzenden Auslagen, flanierten auf und ab und begafften sich gegenseitig. An der Autobushaltestelle herrschte lebhafter Verkehr. Das war für Willie Jakobs das rechte Milieu. Er schätzte Leute, die ihre Aufmerksamkeit auf einen Punkt konzentrierten und keine Gedanken für andere Dinge hatten. In gewisser Weise war er ein guter Psychologe. Er sah sich also nach einem Menschen um, dessen Aufmerksamkeit so abgelenkt war, daß er Nutzen daraus ziehen konnte.
An einem eben haltenden Autobus drängte sich eine kleine, ungeduldige Schar von Leuten, die es kaum erwarten konnten, daß die anderen Fahrgäste ausgestiegen waren. Unter diesen erspähte er mit schnellem Blick sein Opfer.
Es war ein untersetzter Herr in mittleren Jahren; nach seiner Kleidung taxierte Jakobs ihn als vermögend.
Jakobs hatte durchaus nicht die Absicht, eine Autobusfahrt zu unternehmen, aber er begann plötzlich, sich mit den Ellenbogen einen Weg zur Tür zu bahnen.
Er kam auch gut durch die Menge, dann strengte er sich jedoch nicht mehr an, tat so, als ob er sich an eine wichtige Verabredung erinnerte, und suchte wieder einen Ausweg aus dem Menschenknäuel. Nachdem es ihm gelungen war, aus dem Gedränge herauszukommen, wandte er sich um und wollte sich schnell aus dem Staube machen.
In diesem Augenblick legte sich jedoch eine feste Hand auf seine Schulter. Er schaute sich rasch um – ein gutgekleideter, schlanker junger Mann stand hinter ihm.
»Hallo – wollen Sie denn nicht mit dem Autobus fahren?«
»Nein, Mr. Fellowe. Ich wollte zwar eigentlich mitfahren, aber eben fiel mir ein, daß ich zu Hause das Gas habe brennen lassen.«
»Dann wollen wir zusammen zurückgehen und es ausdrehen«, meinte Fellowe, der sich für diesen Abend eine ganz spezielle Aufgabe gestellt hatte.
»Wenn ich es mir genau überlege«, meinte Jakobs nachdenklich, »so ist die ganze Sache den Weg nicht wert. Ich habe nämlich einen Gasautomaten – da geht ja dann das Gas von selbst aus.«
»Nun, dann begleiten Sie mich ein wenig. Wir wollen einmal sehen, ob bei mir das Gas noch brennt«, sagte Fellowe gutgelaunt.
Er hatte Jakobs nur leicht am Arm gefaßt; als dieser sich aber zu befreien suchte, wurde der Griff plötzlich stahlhart.
»Was ist denn los?« fragte Jakobs ganz unschuldig.
»Es ist immer wieder das alte Spiel«, erwiderte Frank lächelnd. »Hallo, Willie, Sie haben etwas fallen lassen.«
Er bückte sich schnell, ohne Jakobs loszulassen, und hob eine Brieftasche auf.
Der Autobus wollte gerade abfahren, als sich Frank umwandte und dem Schaffner ein Zeichen gab zu halten.
»Ich glaube, einer der Fahrgäste, die eben eingestiegen sind, hat seine Brieftasche verloren. Wahrscheinlich ist es der korpulente Herr, der gerade nach hinten gegangen ist.«
Der ›Wohlhabende‹ stieg schnell aus dem Autobus und entdeckte auch sogleich seinen Verlust. Als er seine Brieftasche zurückerhalten hatte, war der Vorfall zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt.
»Sie sind eben Polizist, da ist nichts zu machen«, sagte Jakobs mit philosophischer Ruhe. »Ich hatte Sie vorher gar nicht bemerkt, Mr. Fellowe.«
»Das dachte ich mir, obwohl ich doch groß genug bin.«
»Und häßlich genug«, fügte Willie hinzu, der nicht im mindesten eingeschüchtert war.
Frank lächelte.
»Sie sind noch lange keine Autorität als Schönheitsrichter, Willie«, sagte er scherzend, als sie zusammen zur nächsten Polizeistation gingen.
»Sagen Sie einmal, Mr. Fellowe«, begann Willie СКАЧАТЬ