Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
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Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

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СКАЧАТЬ macht er sech­zig in ei­ner hal­b­en Stun­de fer­tig. Siehst du, geht der Krach schon los.«

      Aus dem Arzt­zim­mer tönt Ge­schimp­fe, Ge­schrei, der Ge­fan­ge­ne er­scheint, wut­rot. »Aber ich bin wirk­lich krank, ich be­schwe­re mich beim Straf­voll­zug­samt, das las­se ich mir nicht ge­fal­len!«

      »Ge­hen Sie schon, ge­hen Sie«, drän­gelt der Haupt­wacht­meis­ter.

      »Si­mu­lan­ten­ge­sin­del«, hört man den Arzt schrei­en. »Ich be­sor­g’s euch! Der nächs­te!«

      »Riecht heu­te sau­er«, sagt Batz­ke auf der an­de­ren Sei­te von Ku­falt. »Wenn er schon beim Ers­ten so an­fängt …«

      »We­nigs­tens kom­men wir dann schnel­ler dran. Ich will noch zum Fuß­ball. Du doch auch?«

      »Weiß noch nicht. Mein Af­fen­fett ist alle, ich muss erst noch mal auf die An­schaf­fe.«

      »Müs­sen wir uns ei­gent­lich ganz aus­zie­hen« fragt Ku­falt.

      Und Batz­ke: »In Fuhls­büt­tel muss­ten wir’s. Wie’s hier bei den Preu­ßen ist, weiß ich nicht.«

      »Un­sinn«, flüs­tert Bruhn von der an­de­ren Sei­te. »Gar nichts wird ge­macht. Der sieht uns gar nicht an.«

      »Glaub ich nicht«, sagt wie­der Ku­falt. »In der Straf­voll­zugs­ord­nung steht doch, dass die Ge­fan­ge­nen vor ih­rer Ent­las­sung gründ­lich auf Ge­sund­heit und Ar­beits­fä­hig­keit zu un­ter­su­chen sind.«

      »Da steht viel.«

      »Also du meinst, wir brau­chen uns nicht aus­zu­zie­hen?«

      Batz­ke flüs­tert: »Na, was für hei­ße Sore hast du denn in dei­nen Lum­pen, Ku­falt? Ma­chen wir Kip­pe oder …?«

      »Stil­le seid ihr, Klatsch­tan­ten«, ruft Pe­trow. »Mit Schlüs­sel in Ge­nick schlag ich!«

      »Ach, Herr Ober­wacht­meis­ter, darf ich nicht mal aus­tre­ten? Herr Ober­wacht­meis­ter, es zieht mir ja so durch den Bauch! Ich hab ja so ’ne Angst vor dem Arzt!« grinst Ku­falt.

      »Na, geh schei­ßen, al­tes Haus. Drü­ben in Spül­zel­le. Dass du aber kei­ne drin­nen stößt, sonst al­les Qualm und Dok­tor schimpft.«

      »Be­stimmt nicht, Herr Ober­wacht­meis­ter.«

      Und Ku­falt ver­schwin­det in der Spül­zel­le, de­ren Tür er an­lehnt. Der Si­cher­heit hal­ber zieht er die Ho­sen run­ter, aber dann stellt er sich mit dem Rücken ge­gen den Spi­on, nimmt has­tig den Schein aus dem Hals­tuch, schiebt ihn tief in die So­cken (so, Batz­ke, Kip­pe is nich), macht sich zu­recht, lässt einen Au­gen­blick die Was­ser­lei­tung lau­fen und stellt sich wie­der in Reih und Glied.

      Pe­trow steckt den Kopf prü­fend in die Spül­zel­le und zieht ihn be­frie­digt zu­rück. »Nicht ge­raucht, kei­ne ge­sto­ßen, bra­ver Kerl, Ku­falt.«

      Und Ku­falt fühlt sich ob die­ses Lo­bes rich­tig ge­rührt.

      Doch Batz­ke flüs­tert: »Na, Mensch, Ku­falt, wie is …? Kommst du rü­ber mit der Sore oder soll ich …?«

      Und Ku­falt da­ge­gen: »Und was ist mit dem di­cken Jud und der nack­ten Schick­se? Mensch, hau bloß ab, bei mir im­mer Fehl­mel­dung!«

      »Na also«, grinst Batz­ke. »Hast du den Stub­ben auch hoch­ge­nom­men? Sau­ber! Sau­ber!«

      Aus der Ecke grollt eine dro­hen­de Stim­me: »Wie lan­ge sol­len wir hier noch in So­cken auf dem kal­ten Fuß­bo­den ste­hen? Eine Schwei­ne­rei ist das! Be­schwe­ren wer­de ich mich!«

      Pe­trow grinst. »Die Her­ren aus dem Zucht­haus? Hat sich Me­di­zi­nal­rat so an­ge­ord­net. Kann ich nichts ma­chen, Her­ren. Be­schwe­ren sich bei Me­di­zi­nal­rat.«

      »Möch­te ich auch wis­sen«, sagt Ku­falt lei­se zu Bruhn, »warum die­se Schwei­ne­rei ist. Zehn­mal habe ich mir schon den Hus­ten bei die­ser Ste­he­rei auf dem kal­ten Fuß­bo­den ge­holt.«

      »Dass wir den Her­ren La­za­rett­kal­fak­to­ren ihr Lin­ole­um nicht zer­krat­zen«, meint Batz­ke.

      »I wo«, er­klärt Bruhn, der al­les weiß. »Das ist schon sechs, acht Jah­re her, da hat mal ein Ge­fan­ge­ner dem Arzt die Lat­schen um den Kopf ge­hau­en. Seit­dem darf kein Ge­fan­ge­ner mehr in Lat­schen zu ihm.«

      »Ver­damm­te Schwei­ne­rei«, knurrt Ku­falt. »Wir dür­fen uns hier er­käl­ten, weil …«

      »Wir sind eben Vieh«, sagt Batz­ke. »Aber ich will’s de­nen drau­ßen auch fein zei­gen, was ich für ein Vieh bin!«

      Die Ge­fan­ge­nen sind da­hin­ge­schmol­zen wie Schnee an der Son­ne, es hat mehr Krach ge­ge­ben, mehr Ge­schrei, em­pör­te Pro­tes­te oder wei­ner­li­ches Ge­win­sel, aber zum Schluss hat im­mer die di­cke Schul­ter des La­za­rett­haupt­wacht­meis­ters die Leu­te aus der Tür ge­kan­tet, Pe­trow hat sie wei­ter­be­för­dert, hat mit­füh­lend ihre Kla­ge an­ge­hört und ist froh ge­we­sen, wenn er sie aus dem La­za­rett raus hat­te. Nun kom­men nur noch die bei­den Zucht­häus­ler und die Ent­las­sun­gen dran.

      »Pass auf, jetzt gib­t’s Krach«, rät Ku­falt.

      »Glaub ich nicht«, zwei­felt Bruhn. »Soll­te mich wun­dern.«

      Und nach fünf Mi­nu­ten er­schei­nen die bei­den wie­der aus dem Arzt­zim­mer, mit den­sel­ben aus­drucks­lo­sen Ge­sich­tern, und dies­mal taucht der Herr Me­di­zi­nal­rat selbst hin­ter ih­nen auf. »Der Haupt­wacht­meis­ter bringt Ih­nen gleich die Me­di­zin rauf. Ja, auch Wat­te. Ja­wohl.«

      »Die kön­nen’s bes­ser, die Jun­gen«, be­nei­det sie Ku­falt.

      »Ach was«, sagt Bruhn, »fei­ge ist er bloß, der Dok­tor. Das kön­nen doch Le­bens­läng­li­che sein – und was ris­kie­ren die schon, wenn sie ihm in die Fres­se schla­gen? Le­bens­läng­lich bleibt im­mer le­bens­läng­lich. Das weiß der Dok­tor ganz gut.«

      »Kehrt! Den Arzt an­schau­en! Das sind die Leu­te, die die­se Wo­che zur Ent­las­sung kom­men, Herr Me­di­zi­nal­rat.«

      »Schön.« Der Me­di­zi­nal­rat sieht nicht hoch. »Die Leu­te kön­nen ab­ge­führt wer­den. Alle ge­sund, alle ar­beits­fä­hig, Herr Haupt­wacht­meis­ter.«

      »Da­für ha­ben wir hier nun eine Stun­de ge­war­tet«, sagt Bruhn.

      »Aber ich schrei­be eine di­cke Be­schwer­de, wenn ich raus bin«, er­klärt Ku­falt.

      »Vieh muss wie Vieh be­han­delt wer­den«, grinst Batz­ke. »Recht hat er, der Pflas­ter­kas­ten!«

      1 hier: ha­ge­re Per­son СКАЧАТЬ