Hans Fallada – Gesammelte Werke. Hans Fallada
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hans Fallada – Gesammelte Werke - Hans Fallada страница 266

Название: Hans Fallada – Gesammelte Werke

Автор: Hans Fallada

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813598

isbn:

СКАЧАТЬ sich Ge­fan­ge­ne in ih­ren blau­en Schlot­ter­ho­sen lang.

      Mir geht eben al­les schief. Wenn ich ein­mal wirk­lich kess bin und schnei­de mir eine Schei­be ab – ein rich­ti­ger Ga­no­ve wer­de ich doch nie …

      Un­ten be­grüßt ihn Ober­wacht­meis­ter Pe­trow, ein ol­ler Po­se­ner, schon in der Vor­kriegs­zeit Kitt­chen­hengst ge­we­sen, Lie­be al­ler Ge­fan­ge­nen.

      »Na, Ku­falt, ol­les Haus, is sich Zeit rum? Siehst du, is ge­we­sen ein Blitz! Wa­rum hat Haupt­wacht­meis­ter dir Zel­le ge­ge­ben? Hät­test du ma­chen kön­nen auf der Trep­pe ab das klei­ne End­chen Knast! – Wie lan­ge? Fünf Jah­re? Mensch, Ku­falt, Zeit läuft sich wie Auto; was sich klei­nes Mäd­chen freu­en wird, dass du al­les hast auf­ge­spart für sie.«

      Der di­cke Pe­trow schnauft strah­lend, und die Ge­fan­ge­nen grin­sen bei­fäl­lig.

      »Nein, stell dich dort­hin, Ku­falt, Haus. Nich zu Batz­ke, denn ihr schwatzt und der Olle kuckt aus Glas­kas­ten, kuckt, kuckt! – Siehst du, hier, und drei Schrit­te Ab­stand. – Komm her, du Neu­er mit Bril­le, willst du zu Fuß ge­hen auf Ham­burg …? Bleib hier, mein Söhn­chen, mach ein biss­chen halt hier bei uns, Lieb­ling … Geh nicht mehr wei­ter.«

      An die drei­ßig Ge­fan­ge­ne ste­hen schon da, war­tend auf die Arzt­vi­si­te, und noch kom­men im­mer mehr von al­len Sta­tio­nen dazu. Ku­falt hat den klei­nen Tisch­ler, den Emil Bruhn, ent­deckt und winkt ihm aus der Fer­ne zu.

      »Das wird ja heu­te wie­der end­los«, stöhnt er zu sei­nem Vor­der­mann, »tod­si­cher ist der Fraß eis­kalt, wenn wir auf die Zel­le kom­men. Und heu­te gib­t’s Erb­sen.«

      »Dich ha­ben sie ja beim Haus­va­ter fein in der Ma­che ge­habt«, sagt Ku­falt. »Hast ihn wohl ge­är­gert. – Wie lan­ge reißt du ab?«

      »Spre­chen Sie mit mir?« fragt das Reff. »Darf man denn hier spre­chen?«

      »Nee. Aber du darfst ru­hig du zu mir sa­gen, uns­re Kü­bel wer­den doch alle zu­sam­men aus­ge­schüt­tet. – Wie viel musst du ab­rei­ßen?«

      »Ich bin zu zwei Jah­ren Ge­fäng­nis­haft ver­ur­teilt. Aber ich bin un­schul­dig, zwei Zeu­gen ha­ben einen Mein­eid ge­schwo­ren. Ich habe schon An­zei­ge bei der Staats­an­walt­schaft er­stat­tet.«

      »Das mit dem Mein­eid sa­gen wir alle, wenn wir rein­kom­men«, trös­tet Ku­falt. »Das gibt sich. – Was hat auf dei­nem Schild über der Zel­le ge­stan­den, vor der Ver­hand­lung?«

      »Schild …? Wie mei­nen Sie das? Ach so! Un­ter­su­chungs­ge­fan­ge­ner, also ein ›U‹.«

      »Quatsch, das ›U‹ heißt doch nicht Un­ter­su­chungs­ge­fan­ge­ner, das heißt Un­schul­di­ger. Und was hängt jetzt an dei­ner Zel­le?«

      »Straf­ge­fan­ge­ner. ›S‹.«

      »Wie­der Quatsch. Schul­di­ger! Das ist al­les ganz ein­fach. Wenn du ver­knackt bist, bist du auch schul­dig, da hilft kein Re­den. Ur­teil ist Ur­teil. Rede hier bloß kei­nen Stuss von we­gen Mein­eids­an­zei­gen, auf die süße Tour fal­len wir hier nicht rein. Da sind ’ne gan­ze Men­ge, die neh­men das ge­wal­tig sau­er, wenn du so da­her­re­dest.«

      »Na, er­lau­ben Sie mal, ich bin un­schul­dig, mei­ne Frau und mein Pro­ku­rist wer­den ein paar Jah­re Zucht­haus we­gen Mein­eid krie­gen. Hö­ren Sie mal zu, ich wer­de Ih­nen das er­zäh­len …«

      Aber er kommt nicht mehr zum Er­zäh­len. Vom Glas­kas­ten her klingt hef­ti­ges Schlüs­sel­ge­klop­fe. »Herr Pe­trow, pas­sen Sie ge­fäl­ligst auf! Der Lan­ge da, der Men­zel, schwatzt im­mer­zu mit dem Ku­falt.«

      Pe­trow stürzt sich wut­ent­brannt auf den »Un­schul­di­gen«. »Soll ich dir Gift­zahn aus­rei­ßen, Las­ter, lan­ges, ge­kleb­tes? Bist du in Ju­den­schu­le, denkst du? Glaubst du? Marsch, marsch, marsch, Lin­ken, Rech­ten, Lin­ken, Rech­ten, in Ar­rest­zel­le, kannst du re­den mit Ei­sen, bis Arzt kommt, Schwät­zi­ges, du!«

      Knack, knack, die Zel­len­tür fliegt zu, der ganz ver­stör­te Lan­ge ist ver­schwun­den, und im Vor­bei­ge­hen flüs­tert Pe­trow strah­lend dem Ku­falt zu: »Hat er Schiss ge­kriegt, der Neue? Bin ich schreck­lich wü­tend? Söhn­chen, mach mit dem nicht Kum­pe­la­ge, im­mer ist das bei Di­rek­tor und In­spek­tor und schwätzt al­les, was es hört.«

      Und Pe­trow ist schon zehn Schrit­te wei­ter. Da ste­hen iso­liert zwei Brau­ne, schmu­cke Zucht­haus­husa­ren, si­cher auf Trans­port hier. Und die bei­den Iso­lier­ten hat­ten drei Schrit­te vor­wärts ge­macht, vom Lin­ole­um her­un­ter auf den ge­wachs­ten Ze­ment­bo­den, wohl um et­was An­schluss zu fin­den bei den an­de­ren Ge­fan­ge­nen, viel­leicht we­gen Ta­bak …

      »Bleibt sich hier die Her­ren, auf dem brau­nen Li­no­lei, im­mer auf dem Li­no­lei! Hier, die Her­ren!«

      Die Zucht­häus­ler se­hen nicht auf, sie se­hen starr vor sich in die Luft, hö­ren nichts, rüh­ren sich nicht. Ku­falt stellt wie­der fest, dass Zucht­häus­ler eine ganz an­de­re Art ha­ben, mit Be­am­ten um­zu­ge­hen. Ge­fäng­nis­ge­fan­ge­ne schmu­sen sich an, su­chen auf Du und Du zu kom­men, der Zucht­häus­ler hat nie einen Be­am­ten ge­se­hen, die sind alle Luft für ihn.

      Pe­trow em­pört sich ernst­lich: »Auf den Li­no­lei! Auf den Li­no­lei!«

      Die bei­den hö­ren nichts, se­hen nichts. Nur wie zu­fäl­lig ma­chen sie ge­ra­de jetzt einen Schritt, zwei Schrit­te, drei Schrit­te – und ste­hen wie­der auf dem Lin­ole­um. Den Be­am­ten ha­ben sie gar nicht ge­se­hen.

      Die Tür zum La­za­rett tut sich auf. In sei­nem wei­ßen Man­tel er­scheint der La­za­rett­haupt­wacht­meis­ter. »Vor­füh­rung zum Arzt!«

      »Paar­wei­se an­tre­ten!« schreit Pe­trow. »Ein­rücken ins La­za­rett!«

      Und im sel­ben Au­gen­blick bricht die sorg­fäl­tig be­wahr­te Ruhe und Ord­nung zu­sam­men. An die fünf­zig Ge­fan­ge­ne rücken mit Ge­lärm und Ge­schwätz durch die enge Schlucht ei­nes Gan­ges über eine Trep­pe ins La­za­rett. Pe­trow ver­sucht, we­nigs­tens die bei­den Zucht­häus­ler im Auge zu be­hal­ten, aber so­fort sind die un­ter­ge­taucht zwi­schen den an­de­ren, tau­schen Wor­te, ihre Hän­de fas­sen zu.

      »Na, war­tet! Wer­de ich fil­zen euch auf Ta­bak, Schwei­ne, mi­se­ra­b­li­ge! – Na, lass sie! – Stellt euch hier­hin, ihr bei­de!«

      »Al­les in zwei Glie­dern auf­stel­len, die Ge­sich­ter СКАЧАТЬ