Wilhelm Hauff: Märchen, Romane, Erzählungen & Gedichte. Wilhelm Hauff
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Название: Wilhelm Hauff: Märchen, Romane, Erzählungen & Gedichte

Автор: Wilhelm Hauff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205844

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СКАЧАТЬ ne quid detrimenti – man nehme seine Maßregeln; – daß auch der Teufel gerade in meine Amtsführung alle fatalen Händel bringen muß! – Domine Collega, Herr Doktor Pfeffer, was stimmen Sie?«>

      »Es ist eigentlich noch kein Votum zur Abstimmung vorgebracht und zur Reife gediehen, ich rate aber, Herrn von Barbe bis auf weiteres zu entlassen, und ihm –«>

      »Richtig, gut«, rief der Rektor, »Sie können abtreten, wertgeschätzter junger Freund, beruhigen Sie Ihre Kameraden, Sie sehen selbst, wie glimpflich wir mit Ihnen verfahren sind, und zu einer gelegeneren Stunde werden wir uns wieder die Ehre ausbitten; damit aber die Sache kein solches Aufsehen mehr erregt – weiß Gott, der Aufruhr steigt, ich höre ›pereat‹ – so kommen Sie morgen abend alle zum Tee zu mir, Sie auch, lieber Barbe, da denn die Sachen weiter besprochen werden können.«>

      Ich konnte mich kaum enthalten, den ängstlichen Herren ins Gesicht zu lachen. Sie saßen da, wie von Gott verlassen, und wünschten sich in Abrahams Schoß, das heißt in den ruhigen Hafen ihres weiten Lehnstuhls.>

      »Was steht nicht von einer erhitzten Jugend zu erwarten?« klagten sie; »seitdem etzliche Lehrer von den Kathedern gestiegen sind, und sich unter diese himmelstürmende Zyklopen gemischt haben, ist keine Ehrfurcht, kein Respekt mehr da. Man muß befürchten, wie schlechte Schauspieler ausgepfiffen oder am hellen Tage insultiert zu werden.«>

      »Vom Erstechen will ich gar nicht reden«, sagte ein anderer, »es sollte eigentlich jeder Literatus, der nicht allewege ein gut Gewissen hat, einen Brustharnisch unter dem Kamisol tragen.«>

      Indessen die Philister also klagten, dankte ich meinen Kommilitonen für ihre Aufmerksamkeit für mich, sagte ihnen, daß sie nachts viel bessere Gelegenheit zum Fenstereinwerfen haben, und bewog sie durch Bitten und Vorstellungen, daß sie abzogen. Sie marschierten in geschlossenen Reihen durch das erschreckte Städtchen, und sangen ihr »ça ira, ça ira«, nämlich: »Die Burschenfreiheit lebe« und das erhabene »Rautsch, rautsch, rautschitschi, Revolution!«>

      Ich ging wieder in den Saal zurück und sagte den noch versammelten Herren, daß sie gar nichts zu befürchten haben, weil ich die Herren Studiosen vermocht habe, nach Hause zu gehen. Beschämung und Zorn rötete jetzt die bleichen Gesichter, und mein bißchen Psychologie mußte mich ganz getäuscht haben, wenn mich die Herren nicht ihre Angst entgelten ließen. Und gewiß! meine Ahnung hatte mich nicht betrogen. Magnificus ging ans Fenster, um sich selbst zu überzeugen, daß die Aufrührer abgezogen seien; dann wendete er sich mit erhabener Miene zu mir, und er, der noch vor einer Viertelstunde »mein wertgeschätzter Freund« zu mir sagte, herrschte mir jetzt zu: »Wir können das Verhör weiter fortführen, Delinquent mag sich setzen!«>

      So sind die Menschen; nichts vergißt der Höhere so leicht, als daß der Niedere ihm in der Stunde der Not zu Hülfe eilte, nichts sucht er sogar eifriger zu vergessen, als jene Not, wenn er sich dabei eine Blöße gegeben, deren er sich zu schämen hat.>

      Nach der Miene des Magnificus richteten sich auch die seiner Kollegen. Sie behandelten mich grob und mürrisch. Der Rektor entwickelte mit großer Gelehrsamkeit den ersten Anklagepunkt.>

      »Demagog kömmt her von> äçìïò und áãåéí. Das eine hei>ßt Volk, das andere führen oder verführen. Wer ist nach diesem Begriff mehr Demagog, als Sie? Haben wir nicht in Erfahrung gebracht, daß Sie die jungen Leute zum Trinken verleiteten? Daß Sie neue Lieder und Kartenspiele hieher verpflanzten? Auch von andern Orten werden diese Sachen als die sichersten Symptome der Demagogie angeführt; folglich sind Sie ein Demagog.« –>

      Mit triumphierendem Lächeln wandte er sich zu seinen Kollegen; »Habe ich nicht recht, Doktor Pfeffer? Nicht recht, Herr Professor Saper?« »Vollkommen, Euer Magnifizenz«, versicherten jene und schnupften.>

      »Zweitens, jetzt kommt der andere Punkt«, fuhr der Mediziner fort; »das Turnen ist eine Erfindung des Teufels und der Demagogen, es ist, um mich so auszudrücken, eine vaterlandsverräterische Ausbildung der körperlichen Kräfte. Da nun die Turnplätze eigentlich die Tierparks und Salzlecken des demagogischen Wildes, Sie aber, wie wir in Erfahrung gebracht haben, einer der eminentesten Turner sind: so haben Sie sich durch Ihre Saltus mortales und Ihre übrigen Künste als einen kleinen Jahn, einen offenbaren Demagogen gezeigt. Habe ich nicht recht, Herr Doktor Bruttler? sage ich nicht die Wahrheit, Herr Doktor Schräg?«>

      »Vollkommen, Euer Magnifizenz!« versicherten diese und schnupften.>

      »Demagogen«, fuhr er fort, »Demagogen schleichen sich ohne bestimmten äußern Zweck ins Land, und suchen da Feuer einzulegen; sie sind unstete Leute, denen man ihre Verdächtigkeit gleich ansieht; der Herr Studiosus von Barbe ist ohne bestimmten Zweck hier, denn er läuft in allen Kollegien und Wissenschaften umher, ohne sie für immer zu frequentieren oder gar> nachzuschreiben>; was folgt? Er hat sich der Demagogie sehr verdächtig gemacht; ich füge gleich den vierten Grund bei: man hat bemerkt, daß Demagogen, vielleicht von geheimen Bünden ausgerüstet, viel Geld zeigen und die Leute an sich locken; wer hat sich in diesem Punkt der Anklage würdiger gemacht, als Delinquent? Habe ich nicht recht, meine Herren?«>

      »Sehr scharfsinnig, vollkommen!« antworteten die Aufgerufenen unisono und ließen die Dose herumgehen.>

      Mit Majestät richtete sich Magnificus auf: »Wir glauben hinlänglich bewiesen zu haben, daß Sie, Herr Studiosus Friedrich von Barbe, in dem Verdacht geheimer Umtriebe stecken; wir sind aber weit entfernt, ohne den Beklagten anzuhören, ein Urteil zu fällen, darum verteidigen Sie sich. – Aber mein Gott! wie die Zeit herumgeht, da läutet es schon zu Mittag; ich denke, der Herr kann seine Verteidigung im Karzer schriftlich abfassen; somit wäre die Sitzung aufgehoben; wünsche gesegnete Mahlzeit, meine Herren.«>

      So schloß sich mein merkwürdiges Verhör. Im Karzer entwarf ich eine Verteidigung, die den Herren einleuchten mochte. Wahrscheinlicher aber ist mir, daß sie sich scheuten, einen jungen Mann, der so viel Geld ausgab, aus ihrer guten Stadt zu verbannen. Sie gaben mir daher den Bescheid, daß man mich aus besonderer Rücksicht diesmal noch mit dem Concilium verschonen wolle, und setzten mich wieder auf freien Fuß.>

      Als Demagog eingekerkert zu sein, als Märtyrer der guten Sache gelitten zu haben, zog einen neuen Nimbus um meinen Scheitel, und im Triumph wurde ich aus dem Karzer nach Haus begleitet; aber die Freude sollte nicht lange dauern. Ich hatte jetzt so ziemlich meinen Zweck, der mich in jene Stadt geführt hatte, erreicht, und gedachte weiterzugehen. Ich hatte mir aber vorgenommen, vorher noch den Titel eines Doktors der Philosophie auf gerechtem Wege zu erringen. Ich schrieb daher eine gelehrte Dissertation, und zwar über ein Thema, das mir am nächsten lag, de rebus diabolicis, ließ sie drucken und verteidigte sie öffentlich; wie ich meine Gegner und Opponenten tüchtig zusammengehauen, erzähle ich nicht aus Bescheidenheit; einen Auszug aus meiner Dissertation habe ich übrigens dem geneigten Leser beigelegt.>

      Post exantlata oder nachdem ich den Doktorhut errungen hatte, gab ich einen Ungeheuern Schmaus, wobei manche Seele auf ewig mein wurde. Solange noch die guten Jungen meinen Champagner und Burgunder mit schwerer Zunge prüften, ließ ich meine Rappen vorführen, und sagte der lieben Musenstadt Valet. Die Rechnung des Doktorschmauses aber überbrachte der Wirt am Morgen den erstaunten Gästen, und manches Pochen des ungestümen Gläubigers, das sie aus den süßen Morgenträumen weckte, mancher bedeutende Abzug am Wechsel erinnerte sie auch in spätem Zeiten an den berühmten Doktorschmaus und an ihren guten Freund, den Satan.>

      II

      Unterhaltungen des Satan und des Ewigen Juden in Berlin>

       Inhaltsverzeichnis

      Die СКАЧАТЬ