Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling
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Название: Mami Staffel 3 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783959796736

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СКАЧАТЬ schlagen. Florentine wich ängstlich aus und brach in Tränen aus. Aber Sven ließ die Hand wieder sinken. Er kümmerte sich gar nicht mehr

      um das Mädchen, sondern suchte nervös auf dem Schreibtisch herum, griff nach dem dicken, bräunlichen Papier und drehte es um.

      Das kleine Mädchen wollte zur Tür hinauslaufen, aber dort stieß sie mit ihrem Bruder zusammen. »Wo warst…« sagte er und brach mit offenem Mund ab. Markus hatte entdeckt, was Sven Struve da in der Hand hielt, und daß dieser nun versuchte, das Dokument unter anderen Papieren zu verstecken, nützte ihm nichts mehr. »Der Dürerbrief!« schrie Markus. »Mami! Julia! Onkel Heinrich! Der Brief ist wieder da!«

      Sven blickte die Kinder haßvoll an, als ob er sie am liebsten umbringen würde. Er blickte hilflos im Raum herum, als suchte er einen Fluchtweg. Aber schon kamen Heinrich Zott und Erika Falkenroth, von Markus’ Geschrei angelockt, zur Tür herein.

      »Sven hat den Dürerbrief gestohlen!« brüllte Markus, so laut er konnte. Onkel Heinrich trat auf den Schreibtisch zu und streckte die Hand nach dem Dokument aus, das Sven immer noch in der Hand hielt. Unter seinem festen Blick schlug der Dieb die Augen nieder und gab den kostbaren Brief widerstandslos her.

      »Genauso ein Dokument wie die anderen, die mein Sohn in seiner Mappe hat«, staunte Frau Falkenroth. »Wie kommt es hierher?«

      »Das erkläre ich Ihnen später«, sagte Onkel Heinrich. »Jetzt müssen wir wohl erst mal die Polizei rufen.«

      Bisher hatte Sven wie versteinert gestanden. Aber als er das Wort Polizei hörte, stieß er den alten Mann heftig beiseite und rannte zur Tür. Sie hörten, wie die Haustür zuschlug.

      Onkel Heinrich zuckte die Achseln. »Weit wird er nicht kommen«, meinte er. »Frau Falkenroth, jetzt bringen wir Ihrem Sohn erst einmal den Brief zurück. Er soll entscheiden, was weiter geschehen soll.«

      *

      Erika Falkenroth führte die kleine Prozession in die Kastanienallee an. Außer Onkel Heinrich kamen auch Markus und Florentine mit, nur Julia blieb bei der unruhig schlafenden Mutter.

      Christoph Falkenroth saß an seinem Schreibtisch und starrte vor sich hin. Er dachte an den Moment zurück, als er Christine unter den grünen, nach Harz duftenden Waldeswipfeln in den Armen hielt und küßte. Es war nur ein Augenblick gewesen, aber er würde ihn ein Leben lang in Erinnerung behalten, wie nah er dem Glück gewesen war. Und nun war es für immer verloren!

      Christoph schüttelte den Kopf über sich selber. Wie dumm er gewesen war! Wie hatte er nur glauben können, daß eine so schöne junge Frau ganz ungebunden sein könnte! Die ganze Zeit, in der er gehofft hatte, sie würde sich ihm zuwenden, hatte sie einen anderen geliebt. Sicher war er ihr völlig gleichgültig, sonst hätte sie doch seine Liebe zu ihr zumindest ahnen müssen. Und in diesem Fall hätte sie ihm doch wohl zu verstehen gegeben, daß sie einen anderen liebte! Nein, sicher hatte sie niemals auch nur einen tieferen Gedanken an ihn verschwendet!

      Der Gedanke an seinen Rivalen ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Die gemeinen Worte fielen ihm wieder ein, und er ballte vor Zorn die Fäuste. Dieser Mensch hatte die Frau, die er liebte, beleidigt, und er hatte ohnmächtig dabeistehen müssen. Weil er nur ein unwichtiger dritter war, weil es ihn nichts angehen durfte, was zwischen Christine und Sven war!

      Christoph Falkenroth ließ den Blick durch sein Arbeitszimmer schweifen. Der fremde Raum war ihm lieb geworden, seit er ihn der jungen Frau gezeigt hatte. Auch jetzt mahnte ihn jeder Gegenstand an sie, aber nun war die Erinnerung quälend. Was sollte er länger hier, in dieser fremden, kleinen Stadt? Er würde noch heute nach Hamburg zurückkehren, in seine Junggesellenwohnung, und sich in seine wissenschaftliche Arbeit vergraben.

      Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, sprang er auf, um seine Bücher und Papiere zusammenzuräumen. Der verschwundene Brief fiel ihm ein. Nun, er würde den Verlust eben auf seine eigene Kappe nehmen müssen, es würde seinem Ruf schaden, aber was machte das schon – es war doch ohnehin alles gleichgültig. Unglücklicher als jetzt konnte er nicht mehr werden.

      In diesem Moment trat seine Mutter ins Zimmer, gefolgt von Heinrich Zott und den beiden Kindern. Christoph war so tief in seine Gedanken versunken gewesen, daß er sie gar nicht hatte kommen hören.

      »Herr Falkenroth, der Brief ist wieder da!« rief Heinrich und rang nach Atem. »Sie werden es nicht glauben. Herr Struve hatte ihn in seinen Unterlagen versteckt!«

      »Was?« fragte er fassungslos. »Das ist doch nicht möglich!«

      »Leider schon.« Heinrich Zott räusperte sich. »Ich hätte das diesem Herrn auch nicht zugetraut, obwohl ich nie viel von ihm gehalten habe. Aber anscheinend hat er, als die Kinder uns ihren dummen Streich berichteten, die Idee gehabt, sich den Brief selbst zu sichern. Das war doch eine gute Gelegenheit, leicht zu viel Geld zu kommen – und er hat seine Chance genutzt. Wahrscheinlich wollte er das Dokument bei einem Auslandsaufenthalt verkaufen.«

      Sprachlos blickte Christoph auf den wiedergefundenen kostbaren Brief. Der Mann, den Christine liebte, war ein Dieb. Die Verlockung war groß, sich an dem Rivalen zu rächen, indem er ihm die Polizei auf den Hals hetzte. Aber wozu? Sicher würde es Christine zutiefst verletzen, wenn dieser Mann ins Gefängnis käme. Er konnte den Gedanken nicht ertraten, ihr weh zu tun.

      »Soll ich die Polizei anrufen?« drängte Heinrich Zott und sah sich vergeblich nach einem Telefon um.

      Christoph straffte sich. »Nein, lassen wir die Sache auf sich beruhen«, sagte er ruhig und energisch. Die anderen sahen ihn verblüfft an. »Aber dieser Mensch darf doch nicht straflos ausgehen!« rief Erika Falkenroth.

      »Warum nicht?« Christoph zuckte die Achseln. »Das Wichtigste ist doch, daß der Brief wieder da ist. Mir liegt nichts daran, daß der Mann bestraft wird.«

      »Nun ja, vielleicht können wir ihm ohnehin gar nichts nachweisen«, überlegte Heinrich. »Er wird behaupten, der Brief sei zufällig in seine Unterlagen geraten – oder die Kinder hätten ihn hineingeschmuggelt.«

      »Haben wir aber nicht!« rief Florentine empört. Sie lief zu Christoph und zog am Saum seines Jacketts. »Freust du dich denn gar nicht, daß du den Brief wieder hast?« Als Christoph in das erwartungsvolle Kindergesicht sah, kam ein wenig Trost in sein kummervolles Herz. Er streichelte Florentines weiche Wange. »Doch, ich freue mich. Sehr sogar.«

      Aber als die Gäste die Villa verlassen hatten, teilte Christoph seiner Mutter mit, daß er den Hausstand so schnell wie möglich auflösen und die Stadt verlassen wolle.

      Onkel Heinrich und die Kinder eilten zurück nach Hause. Sie kamen gerade in dem Moment an, als Christine in ihrem Schlafzimmer erwachte. Im ersten Augenblick lag sie ganz still, ohne die Augen zu öffnen. Sie wußte, daß irgend etwas Schreckliches geschehen war, und sie fürchtete sich davor, daß es ihr gleich einfallen würde.

      Dann öffnete sie die Augen und sah Julia, die neben ihrem Bett auf einem Schemel saß und mit niedergeschlagenen Augen ein Buch las. Ihre langen dunklen Wimpern warfen Schatten auf die runden Wangen. Es war ein so friedliches Bild, daß es dem Herzen wohltat. Christine wandte den Kopf auf dem Kissen, um ihr Kind besser zu sehen. Julia hörte das Geräusch mit ihren feinen Ohren und sah ihre Mutter an. »Mami, du bist ja wach!« rief sie erfreut. »Geht es dir wieder gut?«

      Jetzt fiel ihr alles wieder ein – Svens Verrat, seine höhnenden, gemeinen Worte, Christophs blasses, entsetztes Gesicht. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Mit einer heftigen Bewegung nahm sie Julia in die Arme und legte die Wange auf das seidige braune Haar des Kindes. »Wenn ich euch nicht hätte!« СКАЧАТЬ