Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling
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Название: Mami Staffel 3 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783959796736

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СКАЧАТЬ wartet unten auf mich. Karla wird dir eine Vase für seine Blumen bringen müssen. Ich sage ihr Bescheid.«

      »Danke, Reinhard.«

      Bevor Karla mit der Vase eintrat, hatte Klaudia einige Minuten Zeit, um sich mit der ganzen Kraft ihres Bewußtseins gegen die Wahrnehmung einer gähnenden, inneren Leere zu wehren. Ihre rechte Hand umkrampfte dabei das »gerupfte Unkraut« mit den beiden langstieligen Rosen darin wie den bekannten rettenden Strohhalm in einem reißenden Fluß.

      Karla schüttelte den Kopf, als sie ihr den Strauß entwand.

      »Sandro hat es gutgemeint, gnädige Frau. Aber diesen beiden Damen, die Ihr Haus gemietet haben, sollten Sie einmal die Leviten lesen. Die lassen den herrlichen Garten ja ganz verkommen. Stimmt es, daß die beiden den Sommer über in den Alpen verbringen? Das ist doch nicht recht!«

      »Solange sie die Miete bezahlen, kann ich mich nicht beschweren«, sagte Klaudia mit einem müden Lächeln.

      »Aber das ganze Anwesen verkommt doch. Sie sollten es verkaufen, gnädige Frau!«

      »Verkaufen?« wiederholte Klaudia fassungslos.

      Karla merkte, daß sie zuweit gegangen war. Als sie mit dem Strauß in der Vase zurückkehrte, entschuldigte sie sich. »Ich habe außer acht gelassen, wie viele Erinnerungen Sie mit diesem Haus verbinden. Ihre Kindheit und Jugend haben Sie dort verbracht, nicht wahr?«

      Klaudia nickte flüchtig, dann schloß sie die Augen. Sekunden später war sie allein. Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend? Ja, sicherlich. Aber noch inniger verbanden sie einige Bilder aus ihrer jüngeren Vergangenheit mit der kleinen Villa in dem großen verwunschenem Garten.

      Sie sah Kais lachendes Gesicht, wenn er unter gespieltem Ächzen den Swimming-Pool reinigte oder den Rasen mähte. Er hatte ihr nie erlaubt, dafür Hilfskräfte einzusetzen, solange er die Wochenenden bei ihr verbrachte. Jäh durchzog sie schmerzliche Wehmut. Wo mochte Kai sein? In Afrika, in Asien, oder auf dem Balkan, wo ein furchtbarer Krieg zwischen den Völkergruppen gerade das Land verwüstete?

      Kai hatte sie ebenso oft allein gelassen wie Reinhard. Aber wenn er bei ihr war, hatte sie in jeder Sekunde sein Herz gespürt. Wie einen starken Motor, der ihre Liebe trotz der langen Trennungen immer wieder mit neuer Kraft versah. Wieviel Energie hatten sie dabei während ihrer stundenlangen Debatten und Streitgespräche vergeudet! Und doch hatte sie sich nie schwach oder so innerlich leer wie jetzt gefühlt.

      Sie legte die Hand unter die Wange und sah durch das Fenster in den blauen Sommerhimmel. Wo mochte Kai nur sein? War es falsch gewesen, ihre innige Beziehung so abrupt zu beenden? Hatte sie sich vielleicht nicht doch nur von Reinhards Ruhm blenden lassen? Oder hatte sie die Freiheit gereizt, die sie an seiner Seite genießen konnte?

      Sie konnte sich zu keiner Antwort durchringen. Es war doch auch sinnlos. Sie war seit vier Jahren Frau von Redwitz und damit die Gattin eines Prominenten. Dazu noch die Modechefin der Zeitschrift »Mega«. Ja, und auch noch Sandros Stiefmutter. War das nicht genug? Reichte das nicht, um die Erinnerungen an die Vergangenheit ruhen zu lassen?

      Eine Woche später war Klaudia wieder Strohwitwe. Aber sie fühlte sich bedeutend besser, telefonierte mit dem Verleger und ihren Kollegen und kündigte ihre baldige Rückkehr in die Redaktion an. Am späten Vormittag kam der junge Couturier Georg, und Klaudia schlüpfte in zwei halbfertige Creationen, aus denen zwei Sommerabendkleider werden sollten. Es waren hinreißende Modelle. Sie lobte den jungen Modeschöpfer und freute sich sogar auf das sommerliche Clubfest, das sie nach Reinhards Heimkehr an seiner Seite und wie immer als strahlend glückliche Ehefrau besuchen wollte.

      Plötzlich stand Karla im Zimmer. Leichenblaß und mit belegter Stimme kündigte sie Klaudia einen Anruf des Wirtschaftsministeriums an. Klaudia nahm das Gespräch von ihrem Apparat entgegen. Mit gesetzten Worten übermittelte ihr der Staatssekretär die Nachricht vom Tod Reinhards. Er war über dem Ural mit einer kleinen Maschine abgestürzt und sofort tot gewesen.

      Minuten später raffte der junge Couturier seine Creationen zusammen und verließ fluchtartig die Villa. Nur eine halbe Stunde darauf trat Klaudia heraus. Sie trug eine Sonnenbrille, setzte sich in ihr Cabriolet und fuhr zu Sandros Schule.

      Es war zwölf Uhr mittags. Die Kinder verließen in Gruppen das Gebäude. Klaudia entdeckte Sandro, führte ihn beiseite und umarmte ihn fest. Flüsternd und einfühlsam bereitete sie ihn auf die furchtbare Nachricht vor.

      Sandro verstand zuerst nicht. Er sah sie mit seinen braunen Augen an. Sein Mund öffnete sich, aber er wußte nicht, was er sagen sollte. In diesem Moment fühlte Klaudia einen Strom von Tränen in sich aufsteigen. Es war, als glitte alles an Disziplin und Beherrschung an ihr ab.

      Aufschluchzend zog sie den Jungen noch fester in ihre Arme. »Du und ich werden jetzt allein sein, aber immer füreinander da sein, Sandro. Fürchte dich nicht, ich habe dich sehr, sehr lieb und werde dich nie verlassen.«

      »Nie?« preßte Sandro heraus, denn allmählich begriff er, daß er nun gar keine Eltern mehr hatte.

      »Nie, bis ans Ende meines Lebens«, beteuerte sie schluchzend.

      »Ich dich auch nicht«, flüsterte er in der ersten Erschütterung, ohne die ganze Bedeutung seiner Worte begreifen zu können. »Ich dich auch nicht. Auch bis ans Ende meines Lebens.«

      *

      Drei Jahre später, an einem trüben Märztag, fuhr ein Wagen von Kiel aus gen Norden durch die eintönige Landschaft. Selbst eine strahlende Sonne hätte der eintönigen Landschaft zu dieser Jahreszeit keine Reize entlocken können. Nach dem langen Winter wagte sich kaum ein Blättchen Grün aus dem tristen Braun der Felder, und die Bäume standen noch kahl wie Spinnenfinger gegen das Grau des Himmels.

      Rena Liebold seufzte, reckte ihre Arme nach hinten und sah dann Ralf an, der den Wagen mit skeptischem Grinsen über die schnurgerade Landstraße lenkte.

      »In der Karibik müßte man sein, wie die Redwitz! Also, ich hab mir unsere erste Reise irgendwie unterhaltsamer vorgestellt, Ralf.«

      »Das denke ich mir, Schatz. Tut mir leid. Sieben Jahre kennen wir uns nun. Endlich entführe ich dich zu einer Wochenend-Tour und was kommt dabei heraus? Graues Norddeutschland mit kalten Füßen.«

      »Immerhin bedeutet dieser Ausflug den Anfang unseres gemeinsamen Lebens, nicht?« kicherte Rena. »Nach sieben und einem halben Jahr. Oh, Mann, wie geduldig ich war!«

      »Geduldig und genügsam. Das erkenne ich an.«

      »Und fleißig. Eigentlich könnte ich jetzt, mit fast dreißig, schon Modechefin der Redaktion sein.«

      Er lachte. »Träum nur davon! Dann wärst du wie Klaudia von Redwitz gerade auf einer karibischen Insel, würdest die Aufnahmen der neuesten Bademode überwachen und mir was husten, stimmt’s?«

      »Nein, ich würde dir was Originelles mitbringen. Zufrieden?«

      »Ja.«

      »Nur wird es dazu nicht so bald kommen. Die alte Redwitz ist nicht vom Chefsessel zu locken. Sie hat keinen Mann mehr, Kinder kriegt sie auch nicht mehr, also bringt sie alle Power in den Job ein und läßt unsereins keine Nase hochkriegen.«

      Ralfs Aufmerksamkeit galt gerade einem Straßenschild.

      »Noch sechs Kilometer und wir sind in Brädrum bei Kai, Rena.«

      Sie СКАЧАТЬ