.
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу - страница 3

Название:

Автор:

Издательство:

Жанр:

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ

      »Ich sehe«, flüsterte Madame Batour.

      »Was ich mir auch ausgebeten haben möchte«, warf die ältere Dame warnend ein.

      »Ich sehe vorerst nur Umrisse«, murmelte Madame Batour weiter. Ihre Stimme war in monotonen Singsang übergegangen, »ich sehe Nebel und Farben ... Gräber... eine Kirche ... Ich sehe Kränze und Särge ... Nein, es ist nur ein Sarg... Ich sehe Schleifen an den Kränzen ... Schleifen, die Aufschriften tragen, doch die kann ich nicht lesen ... Sie sind undeutlich ... Ich sehe eine Straße und ein Auto... Ich beobachte eine Kurve und dann sehe ich ... Nein, nein!«

      »Sehen Sie nun oder sehen Sie nicht?« Lady Agathas Stimme war in leichtes Grollen übergegangen. »Konzentrieren Sie sich gefälligst!«

      »Ich sehe ein Messer und in Unfallauto«, redete die Wahrsagerin weiter. Sie schien nichts gehört zu haben, »ich sehe eine Frau am Boden und sehe wieder einen Friedhof...«

      »Ist das alles?« räsonierte Agatha Simpson.

      »Ich ... möchte hier abbrechen«, sagte Madame Batour und atmete tief durch. Sie lehnte sich weit zurück und schob die große Kristallkugel fast wie angeekelt zur Seite.

      »Und dafür soll ich ein halbes Pfund zahlen?« Agatha Simpson war aufgestanden. Empörung lag in ihrer Stimme.

      »Ich will kein Geld«, entgegnete die Wahrsagerin und griff mit ihren Fingerspitzen nach den Schläfen. Sie machte einen gequälten Eindruck. Ihr Atem ging stoßweise, auf der Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.

      »Darf und sollte man sich nach Ihrem werten Kreislauf erkundigen?« schaltete Parker sich in distanziert-höflicher Art ein.

      »Gehen Sie, bitte«, antwortete Madame Batour und blickte die ältere Dame beschwörend an, »gehen Sie ... Verlassen Sie den Jahrmarkt... Spielen Sie nicht mit Ihrem Schicksal, achten Sie auf die Zeichen der Zeit und der nahen Zukunft.«

      »Natürlich werde ich gehen, meine Liebe«, meinte Lady Agatha, »aber erst werde ich mich ein wenig vergnügen. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich Ihnen diesen Mumpitz abnehme, oder? Sie haben es mit einer aufgeklärten Frau zu tun. Ist es nicht so, Mr. Parker?«

      »Meine Wenigkeit möchte sich erkühnen, jedes Wort Myladys zu unterstreichen«, erklärte Josuah Parker.

      »Ich wasche meine Hände in Unschuld«, bekannte die Wahrsagerin leise, »ich wiederhole: es wäre besser, wenn Sie sofort gehen würden ... Man soll sein Schicksal nicht unnötig herausfordern.«

      »Schnickschnack«, grollte die ältere Dame, »ich habe übrigens schon bessere Wahrsagerinnen als Sie erlebt, meine Liebe. Sie sind wahrscheinlich noch Anfängerin.«

      Josuah Parker hörte zwar, daß seine Herrin etwas sagte, doch er konzentrierte sich keineswegs auf das, was sie sagte. Er hatte dicht neben sich ein feines, scharrendes Geräusch bemerkt und dann eine fast unmerkliche Bewegung in der Zeltleinwand registriert. Seine innere Alarmanlage sprach sofort an und ließ ihn blitzschnell handeln, als eine Hand sich vorsichtig durch den Schlitz des Eingangs schob. Butler Parker entdeckte zwei Finger, die eine Messerschneide hielten. Es war eindeutig, daß der Besitzer der beiden Finger ein Messer schleudern wollte.

      Parker reagierte!

      *

      Mit der Wölbung seiner schwarzen, mit Stahlblech ausgefütterten Melone, schlug er hart und unnachgiebig zu. Das Messer wurde kraftvoll zu Boden geschlagen, gleichzeitig folgte ein unterdrückter Schmerzenslaut.

      Parker riß den dünnen Vorhang vor dem eigentlichen Zelteingang zur Seite und sah gerade noch den Rücken eines athletisch gebauten Mannes, der davonhastete. Bevor Parker ihn stoppen konnte, war der potentielle Messerwerfer bereits in der Menge der Jahrmarktbesucher verschwunden.

      »Was ist denn, Mr. Parker?« fragte Lady Agatha ein wenig unwirsch.

      »Möglicherweise bestand gerade die Absicht, ein Messer zu werfen«, antwortete der Butler.

      »Ein Messer?« Agatha Simpson stutzte und lächelte dann erfreut. »Man wollte selbstverständlich mich treffen, nicht wahr?«

      »Oder vielleicht Madame Batour?« fragte Parker und blickte zur Wahrsagerin hinüber, die aufgesprungen war und ängstlich-abwehrend die Arme hob.

      »Unsinn, Mr. Parker! Warum sollte man Madame Batour ermorden wollen?« Lady Agatha war mit diesem Deutungsvorschlag überhaupt nicht einverstanden.

      »Man könnte und sollte möglicherweise Madame Batour danach fragen«, gab der Butler zurück und verbeugte sich andeutungsweise in Richtung der Wahrsagerin, die sich inzwischen schon wieder unter Kontrolle hatte und um Haltung bemühte.

      »Ich ... Ich habe hier keine Feinde«, bekannte Madame Batour nachdrücklich.

      »Eben«, redete die ältere Dame weiter, »dieser Anschlag galt selbstverständlich mir, Mr. Parker. Ich hoffe, Sie haben das Subjekt erkannt!«

      »Diese Frage muß meine Wenigkeit leider verneinen.«

      »Dachte ich mir.« Agatha Simpson schnaufte verächtlich. »Wo hatten Sie nur Ihre Augen, Mr. Parker? Sie müssen doch wissen, wie beliebt ich bei gewissen Leuten bin! Man ist immer hinter mir her.«

      »Es handelte sich um einen athletisch gebauten Mann, Mylady, mehr läßt sich dazu leider nicht sagen.«

      »Ein Kerl mit nacktem Oberkörper?«

      »Der potentielle Messerwerfer trug ein kariertes Hemd, Mylady.«

      »Er wird es sich übergestreift haben«, vermutete die ältere Dame, »ich werde sofort nach diesem Subjekt fahnden, Mr. Parker. Kommen Sie!«

      »Sehr wohl.« Parker trat zur Seite, schlug den leichten Vorhang zur Seite und warf einen prüfenden Blick nach draußen.

      »Es gibt einen Seitenausgang«, rief in diesem Augenblick die Wahrsagerin leise und deutete neben sich.

      »Ein erfreulicher Hinweis, Mylady«, sagte Parker.

      »Eine Lady Simpson benutzt niemals eine Hintertreppe«, gab die ältere Dame zurück, »Sie verstehen, was ich meine, Mr. Parker?«

      »Der Mordversuch könnte wiederholt werden, Mylady«, warnte Parker.

      »Dann tun Sie gefälligst etwas dagegen«, verlangte Agatha Simpson, »man wird mir nie nachsagen können, daß ich Angst habe.«

      Sie war nicht aufzuhalten und marschierte energisch zum Haupteingang. Parker hatte längst eingesehen, daß Mylady wieder mal mehr als vorsichtig war. Er schob sich vor sie und trat nach draußen. Dabei warf er einen schnellen, prüfenden Blick auf die Besucher, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen.

      »Nun, wo ist mein Mörder?« fragte die Detektivin inzwischen fast enttäuscht, »dieser Lümmel hat natürlich längst die Flucht ergriffen.«

      »Mylady wollen weiter an der allgemeinen Belustigung teilnehmen?« erkundigte sich Parker.

      »Es fängt ja gerade erst an«, entgegnete sie, »ich denke, ich werde jetzt einige Papierblumen schießen.«

      »Der potentielle СКАЧАТЬ