Название: Butler Parker 133 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740926199
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Die Geschäfts- und Behandlungsräume befanden sich im Erdgeschoß eines vierstöckigen, alten Hauses, das man durch neuen Farbanstrich chic hergerichtet hatte. Es gab hier einen Beratungsraum, Behandlungskabinen, die nicht einsehbar waren, einen normalen Friseursalon und zusätzlich zu einer kleinen Boutique noch eine Espresso-Bar, in der wartende Kunden bei leiser Musik sich die Zeit vertreiben konnten.
Der Inhaber des »Haar-Studio« hieß Mel Enfield. Es handelte sich um einen etwa fünfundvierzigjährigen, schlanken Mann, der in seiner Betriebsamkeit an den Figaro aus Rossinis Oper »Der Barbier von Sevilla« erinnerte. Mel Enfield, sportlich gebräunt, strahlendes Lächeln, sehr höflich und diskret, hatte nur männliche Angestellte, die sich durch guten Wuchs und gutes Aussehen auszeichneten. Sie alle stellten irgendwie eine Kopie ihres Chefs dar. Jeder von ihnen hätte es mit einem Dressman aufnehmen können, wie sie in Warenhauskatalogen zu sehen sind.
Mel Enfield hatte sich auf männliche Kundschaft spezialisiert. Es gab sehr viele Männer aller Altersklassen, deren Haar gelichtet war oder überhaupt nicht mehr existierte. Für diese Männer bot das »Haar-Studio« Toupets an, die bis zur Vollperücke reichten. Darüber hinaus konnte man bei Mel Enfield auch Brustbehaarung erwerben, eine besondere Spezialität seines Hauses. Er erfüllte praktisch jeden noch so ausgefallenen Wunsch. Seine Verbindungen zur Theater- und Filmwelt waren eng. Mel Enfield hatte wirklich gut zu tun und sorgte dafür, daß sein »Haar-Studio« seinen streng seriösen Ruf behielt. Eindeutige Zweideutigkeiten gab es bei ihm nicht.
Am Abend herrschte, wie gesagt, reger Verkehr in den Räumen des Hauses. Es wurden Haare geschnitten, Toupets angemessen, und die kleine Espresso-Bar war gut besucht. Mel Enfield befand sich in seinem Büro, dessen Mobiliar praktisch nur aus Chrom und Glas bestand. Er hatte einige Angestellte um sich versammelt und sah sie nicht gerade freundlich an. Sein Ton war allerdings verbindlich und leise.
»Fehler können wir uns nicht leisten«, stellte er gerade fest und sah seine vier jungen Helfer an. »Fehler können tödlich sein, Freunde.«
»Wir haben zu spät bemerkt, wer in dem Taxi saß«, entschuldigte sich einer der jungen Angestellten.
»Butler Parker und diese schreckliche Lady«, fügte sein Nebenmann hinzu. »Als wir das dann sahen, sind wir sofort losgeprescht und haben uns abgesetzt.«
»Das war richtig«, fand Mel Enfield, »aber ihr hättet euch eben besser informieren müssen. Natürlich wird Butler Parker längst Lunte gerochen haben.«
»Er würde uns niemals wiedererkennen, Chef«, sagte der erste Sprecher überzeugt. »Wir hatten schließlich Maske gemacht.«
»Und der alte Ford sagt überhaupt nichts», fügte der zweite Angestellte hinzu.
»Warten wir es ab.« Mel Enfield winkte ab. »Ihr könnt gehen. Wahrscheinlich habe ich für die Nacht noch eine Spezialaufgabe für euch. Ihr hört noch von mir.«
Die beiden jungen Angestellten verließen das Büro. Man sah ihnen deutlich an, daß sie unter Druck standen. Ein Tadel vom Chef schmeckte nicht und rief manchmal böse Konsequenzen hervor.
»Nun zu euch.« Mel Enfield wandte sich an die beiden anderen Angestellten. Sie hätten Kopien der ersten beiden Angestellten sein können, was Größe und Aussehen anbetraf. »Dieser Schuß auf Basil Lefka war unnötig, dumm und gefährlich. Jetzt wird sich natürlich die Polizei damit befassen.«
»Dieser Lefka spielte verrückt, Chef«, verteidigte sich einer der beiden Zurückgebliebenen. »Ich hab’ ganz automatisch zur Waffe gegriffen und mich gewehrt.«
»Das darf sich nicht wiederholen«, tadelte Mel Enfield leise. »Bisher haben wir stets diskret gearbeitet, nur diese Methode garantiert den Erfolg.«
»Wir haben die beiden Lefkas aber vergattert«, sagte der andere junge Mann hastig. »Ich weiß, daß die vor lauter Angst den Mund halten werden.«
»Vorerst befinden wir uns in einer heiklen Situation«, meinte Mel Enfield. »Ich werde dafür sorgen, daß die Lefkas um keinen Preis der Welt reden werden. Darum braucht ihr euch nicht weiter zu kümmern. Auch für euch habe ich in der kommenden Nacht noch einen besonderen Auftrag. Ihr könnt gehen.«
Zwei weitere begossene Pudel räumten das Büro.
Mel Enfield lehnte sich in seinen Chromledersessel zurück und zündete sich eine stark parfümierte Zigarette an. Er schloß die Augen und überlegte die nächsten taktischen Maßnahmen. Seine Gedanken kreisten immer wieder nur um zwei Personen: Butler Parker und Lady Agatha Simpson. Sie stellten eine echte Gefahr dar. Als Kenner der Unterweltszene wußte Enfield nur zu genau, wie erfolgreich dieses skurrile Paar bisher gewesen war. Er hatte allerdings Angst, gleich einen Doppelmord zu befehlen. Zu oft schon war versucht worden, Lady Simpson und ihren Butler umzubringen. Für die gedungenen Gangster und Killer waren solche Unternehmungen stets mehr als peinlich ausgegangen.
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