Название: Butler Parker 133 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740926199
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Er sah eine ältere Dame vor sich, die seiner Ansicht nach leicht zu beeindrucken sein mußte. Der »Packer« hatte also noch nicht ganz seinen Satz beendet, als er Agatha Simpson förmlich ansprang. Er setzte seine ganze Jugend und seinen ganzen Schwung in diesen Sprung und hatte Bruchteile von Sekunden später das sichere Gefühl, von einem auskeilenden Pferd getreten worden zu sein.
Er hatte überhaupt nicht bemerkt, daß Lady Simpson ihren Pompadour blitzschnell hochgerissen hatte. Da sich in ihm Myladys »Glücksbringer« befand, war der Vergleich mit einem Huftritt noch nicht mal so abwegig. Im Pompadour befand sich nämlich ein echtes Hufeisen, das aus Gründen der Humanität nur leicht mit Schaumstoff umwickelt war.
Der getroffene »Packer« schlug einen halben, mißglückten Salto rückwärts und krachte zu Boden. Er japste anschließend nach Luft und blickte seine Gegnerin aus schielenden Augen an.
Der zweite »Packer«, der ebenfalls einen Angriff wagen wollte, nahm deshalb Abstand von seinem Vorhaben, hob zum Zeichen frühzeitiger Aufgabe die Arme und wich langsam gegen die Kellerwand zurück.
»Schon gut, Mylady, schon gut«, sagte er hastig. »War ja nicht so gemeint. Vielleicht kann man sich einigen, ja?«
»Das klingt schon besser.« Agatha Simpson nickte wohlwollend. »Dann erzählen Sie mal, junger Mann! Wie viele Wohnungen sind denn heute anläßlich der Bestattung Lady Bushters ausgeräumt worden?«
*
»Ich komme zufällig vorbei«, behauptete Superintendent McWarden wieder mal. Er errötete nicht, obwohl es sich um eine faustdicke Lüge handelte. Er wußte, Mylady und auch Josuah Parker kannten diese Einleitung bereits in- und auswendig.
»Sie haben also Sorgen«, stellte die Detektivin fest.
»Aber nein, wirklich nicht, Mylady.« McWarden, ein kleiner, untersetzter, zur Rundlichkeit neigender Choleriker, tat harmlos wie immer.
»Sie stehen aber wieder mal vor einem Fall, der Ihnen über den Kopf wächst«, fügte Lady Agatha schadenfroh hinzu. Sie gab sich nicht die geringste Mühe, diesen Gefühlszustand zu verbergen.
»Ich brauche im Grunde nur eine Auskunft«, sagte McWarden.
»Wir wissen überhaupt nichts, nicht wahr, Mr. Parker?« Lady Simpson schaltete sofort auf Vorsicht um und dachte an ihre beiden Gäste im Keller des Hauses. Konnte McWarden davon wissen?
»Meine bescheidene Wenigkeit steht zu Ihrer Verfügung, Sir«, bot Parker sich gemessen an.
»Sie waren doch gestern auf der Beerdigung von Lady Bushter, nicht wahr?« fragte McWarden. Er nickte dankbar, als Parker ihm einen trockenen Sherry servierte.
»Eine Pflichtübung«, meinte Lady Agatha unumwunden. »Warum sollte ich Ihnen etwas vormachen, McWarden?«
»Sie haben doch auch Mr. Basil Lefka gesehen?«
»Haben wir das?« Agatha Simpson wandte sich ihrem Butler zu. Sie konnte sich wirklich nicht erinnern.
»Mr. Basil Lefka und Frau«, bestätigte Parker.
»Was ist mit diesem Lefka?« wollte die ältere Dame wissen.
»Er ist auf eine ziemlich undurchsichtige und rätselhafte Art und Weise angeschossen worden, als er von der Beerdigung zurück nach London fuhr.«
»Sehen Sie sich in der Lage, Sir, zu diesem Vorfall einige Details zu liefern?« erkundigte Parker sich.
»Die Geschichte ist schnell erzählt.« McWarden nippte an seinem Sherry. »Mrs. Lefka erschien mit ihrem schwerverwundeten Mann vor einer örtlichen Polizeistation, und die Kollegen alarmierten Arzt und Rettungswagen. Mrs. Lefka war nicht in der Lage, irgendwelche Angaben zu machen, sie stand unter einem Schock.«
»Und Mr. Lefka, wenn ich fragen darf? Konnte er sich bereits zu dem Vorfall äußern?«
»Vorweggesagt, er befindet sich nicht in Lebensgefahr«, berichtete Superintendent McWarden weiter. »Er konnte bereits eine erste Aussage machen. Danach wurde er während der Rückfahrt nach London von zwei Fahrern angehalten, die eine Panne hatten oder dies auch vortäuschten. Als er ausstieg, wurde er angeschossen. Mehr weiß er nicht zu sagen. Und mir ist das zuwenig.«
»Glauben Sie denn wirklich, er würde je mehr sagen?« Agatha Simpson wußte natürlich schon wieder Bescheid. »Dieser Lefka hat Angst, das liegt doch auf der Hand, McWarden. Zwei Fahrer, sagten Sie?«
»Zwei Fahrer«, bestätigte der Superintendent. »Sie fuhren einen uralten Ford, wie Mrs. Lefka zuerst behauptete, später korrigierte sie sich dann aber und sprach von einem General Motors.«
»Ein uralter Ford?« Lady Simpsons Augen glitzerten lebhaft. Sie warf ihrem Butler einen schnellen, warnenden Blick zu.
»Wie gesagt, dieser Teil der Aussage wurde später widerrufen«, wiederholte McWarden. »Nun meine Frage, Mylady, sie richtet sich übrigens auch an Sie, Mr. Parker: Ist Ihnen während der Beerdigung oder danach etwas aufgefallen?«
»Natürlich nicht«, lautete die schnelle Antwort der älteren Dame. »Was vermuten Sie denn, McWarden?«
»Diese beiden Fordfahrer wurden auf dem Parkplatz des Bushter-Landsitzes gesehen. Einige Angestellte erinnerten sich genau daran. Die Fahrer unterhielten sich auch mit Sir Edward Lime. Das ist belegt.«
»Und worüber? Sie werden Sir Edward doch sicher bereits gefragt haben, oder?« Agatha Simpson war sehr interessiert.
»Wegen einer Schadensregulierung«, lautete die prompte Antwort des Superintendent. »Die beiden jungen Männer hatten den Rover Sir Edwards leicht gerammt.«
»Weiter, weiter«, drängte Lady Agatha. »Dann müßte Sir Edward ja die beiden Fahrer kennen.«
»Vielleicht, Mylady, aber Sir Edward ist im Moment nicht zu erreichen. Er mußte überraschend und dringend in Geschäften nach Frankreich, wie man mir mitteilte.«
»Das ist aber großes Pech für Sie, McWarden«, bedauerte die Detektivin ohne jede Überzeugungskraft. »Und jetzt kommen Sie nicht weiter, nicht wahr?«
»Zumal Sir Edwards Fahrer auch nicht zu erreichen ist«, fügte der Yard-Beamte hinzu. »Er befindet sich ebenfalls in Frankreich.«
»Tut mir leid, McWarden, wir wissen von nichts«, entgegnete die Lady nachdrücklich. »Sie wissen doch, wie gern ich Ihnen geholfen hätte, nicht wahr?«
»Natürlich weiß ich das, Mylady«, schwindelte McWarden und zog ein saures Gesicht. »Sie sind also nicht belästigt worden?«
»Mylady wurden nicht inkommodiert«, antwortete Butler Parker steif und würdevoll. »Aus Gründen der Vollständigkeit möchte ich hinzufügen, daß Mylady an der Trauerfeier nach der Beerdigung nicht teilnahm.«
»Richtig, stimmt ja.« McWarden schien sich bereits ausgiebig informiert zu haben. »Vielleicht darf ich bei Gelegenheit noch mal vorbeikommen?«
»Wenn der Zufall es fügt, McWarden, immer!« Agatha Simpson lächelte penetrant. »Sie wissen doch, СКАЧАТЬ