Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан
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Читать онлайн книгу Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан страница 30

Название: Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant

Автор: Ги де Мопассан

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027206551

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СКАЧАТЬ ließ ihn nicht weiter reden:

      – Nun ja ich, jetzt bin ich’s natürlich! Bin ich’s! Wollte ich etwa, ohne zu wissen wohin, losziehen? Habe ich behauptet, daß ich den Weg wüßte? Habe ich gesagt, wir wollten rechts auf der Höhe hingehen? Habe ich behauptet, ich kenne den Weg? Habe ich mich um Cachou kümmern wollen?

      Sie hatte kaum ihren Satz zu Ende gebracht, als ihr Mann, als ob er verrückt geworden wäre, einen durchdringenden Schrei ausstieß, ein langes Gebrüll wie ein Wilder, in keiner Sprache der Welt wiederzugeben, das etwa klang wie:

      – Tititititititi!

      Die junge Frau schien weder erstaunt noch erregt zu sein, sondern fuhr fort:

      – Nein, es giebt wirklich zu dumme Menschen, die noch behaupten, daß sie recht haben. Bin ich im letzten Jahr in den Zug nach Dieppe gestiegen statt in den nach Havre, sag mal, war ich das? Habe ich etwa behauptet, daß Herr Letourneur Rue des Martyrs wohne? Bin ich’s etwa, die nicht hat glauben wollen, daß Celestine stiehlt?

      Und sie fuhr wütend mit erstaunlicher Zungengewandheit fort, Anschuldigungen auf Anschuldigungen zu häufen, die niederträchtigsten und erstaunlichsten, herausgegriffen aus den intimsten Situationen des Ehelebens.

      Sie warf ihrem Manne alles vor, was er that, seine Gedanken, sein Benehmen, kurz ihr ganzes gemeinsames Leben seit ihrer Heirat bis heute. Er versuchte, sie zum schweigen zu bringen, sie zu beruhigen, und stammelte:

      – Aber liebe Freundin, das ist doch ganz unnütz vor dem Herrn; wir wollen doch hier keine Vorstellung, geben, das interessiert den Herrn gar nicht!

      Und er blickte verzweifelt zu den Bäumen auf, als ob er ihre schweigende rätselhafte Tiefe ermessen wollte, um sich hineinzustürzen, zu fliehen, sich vor aller Blicke zu verbergen, und ab und zu stieß er wieder einen Schrei aus, ein langes:

      – Titititititititititi!

      Ganz scharf und spitz. Ich hielt diese Angewohnheit für eine nervöse Krankheit.

      Die junge Frau wendete sich plötzlich zu mir:

      – Wenn Sie erlauben, schließen wir uns Ihnen an, daß wir uns wenigstens nicht noch einmal verlaufen und am Ende noch im Walde übernachten müssen!

      Ich verbeugte mich; sie nahm meinen Arm und redete tausend Dinge von ihrem Leben, von ihrer Familie, von ihrem Geschäft. Sie hatten einen Handschuhladen in der Rue Saint Lazare.

      Ihr Mann schritt neben ihr her und warf immer aufgeregte Blicke in das Waldesdunkel hinaus, indem er ab und zu:

      – Titititititi! schrie. Endlich fragte ich ihn:

      – Warum schreien Sie eigentlich so?

      Er antwortete ganz verstört und verzweifelt:

      – Ich habe meinen armen Hund verloren!

      – Was, Sie haben Ihren Hund verloren?

      – Gewiß, er ist noch nicht ein Jahr alt, und er war noch nie aus dem Laden gekommen; ich wollte ihn mitnehmen, daß er mal im Walde spazieren ginge. Er hatte noch niemals Gras und Laub gesehen, nnd da war er wie verrückt. Er lief bellend davon und ist im Walde verschwunden. Ich muß Ihnen allerdings sagen, daß er auch in der Eisenbahn große Angst hatte, das hat ihn vielleicht um den Verstand gebracht. Ich habe gerufen und gerufen, aber er kommt nicht wieder, und hier muß er ja verhungern.

      Die junge Frau sagte, ohne ihren Mann anzublicken:

      – Wenn Du ihn an der Leine behalten hättest, wäre es nicht passiert. Wenn man so dumm ist wie Du, muß man eben keinen Hund halten.

      Er sagte ganz bescheiden:

      – Aber liebe Freundin, Du – – –

      Sie blieb wie angewurzelt stehen und blickte ihm in die Augen, als ob sie ihm die seinen auskratzen wollte, dann warf sie ihm ungezählte Vorwürfe an den Kopf.

      Es wurde dunkel, langsam legte sich der Nebelschleier, der bei der Dämmerung von den Wiesen aufsteigt, über das Land, und mit ihm kam jene poetische Stimmung aus der seltsamen köstlichen Frische, die beim Anbruch der Nacht über den Wald niedersinkt. Plötzlich blieb ihr Mann stehen, betastete sich fieberhaft und rief:

      – Herrgott, ich glaube, ich habe ……

      Sie blickte ihn an:

      – Nun, was denn?

      – Ja ich habe nicht aufgepaßt, ich hatte doch meinen Überrock auf dem Arm!

      – Nun?

      – Ja, ich habe meine Brieftasche verloren, all mein Geld ist drin!

      Sie zitterte vor Wut und bekam vor Empörung gar keine Luft mehr:

      – Nun, das fehlt auch noch! Du bist ja zum Wände einrennen! So ein Ochse! Wie habe ich nur ein solches Rindvieh heiraten können! Jetzt hole sie mal sofort und daß Du sie mir wiederfindest! Ich gehe mit dem Herrn nach Versailles, ich habe keine Lust, hier im Walde zu übernachten!

      Er stammelte ganz milde:

      – Ja, liebe Freundin, aber wo werde ich Dich wiederfinden?

      Man hatte mir ein Restaurant empfohlen, das nannte ich. Der Mann drehte sich um und zur Erde niedergebeugt, über die sein Auge aufmerksam lief, rief er, während er sich entfernte, alle Augenblicke:

      – Titititititi!

      Es dauerte lange, bis er verschwand; endlich verwischte sich sein Schatten in der Tiefe der Allee. Man sah nur noch die Umrisse seines Körpers, aber man hörte lange noch sein klägliches:

      – Titititititi!

      Die Nacht brach herein. Ich schritt lebhaft aus, glücklich in der köstlichen Dämmerung mit der kleinen unbekannten Frau, die sich auf meinen Arm stützte. Ich suchte galante Redensarten, ich fand aber keine, ich blieb stumm, verwirrt, entzückt.

      Aber plötzlich durchschnitt eine große Chaussee unfern Wald, und ich entdeckte rechts in einem Thälchen eine ganze Stadt. Was war denn das? Ein Mann ging vorüber, ich fragte ihn, er antwortete:

      – Bougival!

      Ich war ganz erstaunt:

      – Was Bougival? Wissen Sie das bestimmt?

      – Gewiß, ganz sicher!

      Die kleine Frau lachte wie verrückt! Ich schlug ihr vor, einen Wagen zu nehmen, um nach Versailles zu fahren, aber sie antwortete:

      – Ach nein, das ist ja zu komisch die Geschichte, und ich habe zu großen Hunger. Übrigens bin ich ganz ruhig, mein Mann wird sich schon nach Hause finden. Ich bin ganz froh, ihn auf ein paar Stunden los zu sein!

      Wir gingen also in ein Restaurant, dicht am Wasser, und ich wagte es, ein kleines Zimmer für uns allein zu nehmen.

      Sie dudelte sich, weiß der Deubel, einen Schwips an, ganz tüchtig, sang, trank Champagner, machte allerlei Dummheiten ……. und sogar die größte von allen!

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