Название: Butler Parker 125 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740922993
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Agatha Simpson hatte sich inzwischen von ihrer Überraschung erholt, während Butler Parker zu einer Art Salzsäule erstarrt war und an dieser Pose festhielt. Es war schon ungeheuerlich, was dieser Mensch sich da erlaubte.
»Mach’ schon auf, trübe Tasse«, erwiderte die Lady und paßte sich haargenau seinem Ton an. »Und stell’ dein Schoßhündchen in die Ecke.«
Diese vertraute Tonart veranlaßte den Gorilla, das Tor tatsächlich aufzusperren.
»Hast dich aber mächtig ’rausgeputzt«, sagte er anerkennend. »Und was is’ das für ’ne Type?«
Er zeigte auf Josuah Parker, der stocksteif hinter seiner Herrin stand.
»Das is’ mein Butler«, erklärte Agatha Simpson und zwinkerte dem Gorilla ein wenig zweideutig zu.
»Aha, so nennt man das jetzt?« Der Gorilla reagierte entsprechend. »Ihr Typen kommt von wo?«
»Peil mal hier auf den Beutel!?« sagte die ältere Dame und wies mit der linken Hand auf ihren Pompadour, der am rechten Gelenk hing. Der Gorilla folgte ihrer Aufforderung und beugte sich leichtsinnigerweise vor. Im gleichen Moment ließ Agatha Simpson ihren Pompadour hochsteigen. Der »Glücksbringer« in dem Handbeutel schwang gegen das Kinn des Gorillas, der glaubte, von einem auskeilenden Pferd getroffen zu werden. Er röchelte knapp und ging in die Knie. Das echte Hufeisen, das nur oberflächlich mit Schaumstoff umwickelt war, tat seine Wirkung. Myladys Pompadour hatte es nämlich in sich. Eine wirkungsvollere Nahkampfwaffe konnte man sich nicht vorstellen.
Parker langte seinerseits auch ein wenig zu, um das Werk zu vollenden.
Er besorgte das mit dem bleigefütterten Griff seines Universal-Regenschirms. Der Gorilla schnaufte noch mal und legte sich dann quer über seinen Dobermann, der nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte.
Bevor das Tier ärgerlich werden konnte, piekte Mylady ihre Hutnadel in die Flanken des nervösen Hundes. Daraufhin wurde der Dobermann sehr gelassen, ruhig und schließlich müde. Er knickte ein und gab sich der Wirkung des an sich harmlosen Lähmungsgiftes hin, mit dem die Spitze der Hutnadel ausgiebig bestrichen war.
»Räumen Sie das weg, Mister Parker«, bat Lady Simpson und deutete auf Mensch und Tier. »Und dann zu diesem Subjekt Balcott. Wir werden zur Steigerung der Stimmung beitragen!«
*
In der geräumigen Küche des Landhauses hielten sich fünf muskulöse Männer auf, die man in zu enge oder zu weite Frackanzüge gesteckt hatte. Sie sollten wohl die kalten Platten servieren, die abholbereit auf einer großen Anrichte und auf zwei Tischen standen. Die fünf Männer benahmen sich sehr ungeniert, rauchten, tranken, lachten und unterhielten sich miteinander. Sie warteten eindeutig auf das Stichwort, um in Aktion zu treten.
Sie hatten natürlich keine Ahnung, daß sie ausgiebig beobachtet wurden. Agatha Simpson und Butler Parker standen vor einem der Küchenfenster und schätzten ihre Lage ab. Diese fünf Männer waren gewiß keine grünen Anfänger. Wahrscheinlich trug jeder von ihnen einen Schulterhalfter samt Inhalt. Gegen solch eine Übermacht ließ sich nur schwerlich etwas ausrichten.
»Wollen wir hier festwachsen?« grollte Agatha Simpson leise in Richtung Parker. »Tun sie endlich etwas, Mister Parker! Setzen Sie diese Lümmel außer Gefecht!«
»Sehr wohl, Mylady.« Parker sah sich gezwungen, wieder mal zu improvisieren. Er lüftete höflich seine schwarze Melone, bevor er Lady Agatha verließ, um dann das Fenster ein paar Schritte weiter leicht aufzudrücken.
Er griff in eine seiner vielen Westentaschen und holte eine Pillendose hervor, die völlig regulär und harmlos aussah. In ihr befanden sich auch tatsächlich Tabletten, Pillen und sonstige Medizinalkapseln. Parker griff mit sicheren Fingern nach einer Kapsel, verdrehte die beiden Hälften gegeneinander und warf sie gekonnt in die große Küche.
Sie segelte unbemerkt durch die Luft und kollerte dann durch die geöffnete Kellertür nach unten. Es dauerte genau drei Sekunden, bis plötzlich ein dumpfer Knall ertönte, der an den eines sich öffnenden Flaschenkorkens erinnerte. Nach weiteren zwei Sekunden quoll gelblicher Rauch aus dem Keller durch die Tür in die Küche.
Das nun ließ die fünf Muskulösen ein wenig stutzen.
Sie schoben sich an die Küchentür heran und schauten nach unten. Dann taten sie genau das, womit der Butler gerechnet hatte, denn der Schwaden roch nach Feuer und Rauch. Die fünf Helden, froh über die Abwechslung, drangen nacheinander durch die Tür und verschwanden nach unten. Sie wollten nach der Ursache des Rauches fahnden.
Agatha Simpson befand sich inzwischen bereits in der Küche. Sie hatte die Außentür benutzt, marschierte um einen der Tische herum und drückte die Tür ins Schloß. Dann sperrte sie ab und schob auch noch die beiden kräftigen Riegel vor. Damit saßen die fünf Männer erst mal fest.
Als sie sich nach Parker umwandte, sah sie sich einem sechsten Mann gegenüber, der sie fassungslos musterte.
»Was ist das hier für eine Unordnung?« herrschte Agatha Simpson den Mann an. »Ein Saustall ist das?«
»Wie ... Wie ... Was ...?« Mehr vermochte der Fassungslose nicht zu sagen.
»Halten Sie Ihren Mund! Sehen Sie sich das mal an!« Sie deutete verärgert auf eine Schüssel, in der sich Eiersalat befand. Der Mann folgte der Aufforderung und beugte sich vor. In dem Moment hieb die alte Dame mit ihrem Pompadour zu und erwischte den Hinterkopf des Neugierigen.
Der Effekt war einmalig.
Der Mann tauchte mit seinem Gesicht tief in den Eiersalat und kostete ihn ausgiebig. Er gurgelte und spuckte, stöhnte und schnappte verzweifelt nach Luft. Lady Simpson wollte ihn nicht unnötig leiden lassen und kürzte das Verfahren ab. Sie setzte ihm eine Karaffe aus schwerem Bleikristall auf den Hinterkopf und trat dann erwartungsvoll zurück. Der Mann knickte ein, riß den Eiersalat mit sich und breitete sich zusammen mit ihm auf den Bodenkacheln aus.
»So macht man das«, rief Agatha Simpson ihrem inzwischen eintretenden Butler entgegen. »Und nun zu Balcott, Mister Parker.«
»Eine Sekunde, falls Mylady einverstanden sind.« Parker zog einen Miniatur-Fotoapparat aus einer seiner Westentaschen und machte ihn schußbereit. Dann folgte er seiner Herrin, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.
*
Herrn Balcott war ein kleiner, schlanker Mann, dessen Figur an die eines Jockeys erinnerte. Er mochte vielleicht fünfundfünfzig Jahre alt sein, trug einen erstklassig sitzenden Smoking und stand an der Stirnseite einer langen Festtafel.
» ... meiner Einladung zum Jahresfest gefolgt seid«, sagte er gerade mit erstaunlich sonorer Stimme. »Ich kann euch jetzt schon sagen, liebe Freunde, daß der Ertrag des abgelaufenen Rechnungsjahres erstklassig ist. Wieviel es ist, soll vorerst noch mein Geheimnis bleiben. Nach dem Imbiß wird jeder von euch seinen Anteil in bar erhalten. Hier ist alles vorbereitet.«
Herrn Balcott deutete auf einen Teetisch, der seitlich neben seinem Sessel stand. Auf dem fahrbaren Tisch thronte eine Bratenplatte aus Silber, über die sich eine Abdeckhaube wölbte. Balcott lüftete die Haube und gab den Blick frei auf etwa ein Dutzend Päckchen, die in Geschenkpapier eingeschlagen waren. Die Anzahl der Päckchen entsprach der Zahl der Gäste am Tisch.
Balcott СКАЧАТЬ