Название: Die Räuber
Автор: Фридрих Шиллер
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026870623
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Roller. Höre, Moor! Was denkst du davon? Ein Räuberleben ist doch auch besser, als bei Wasser und Brod im untersten Gewölbe der Thürme?
Moor. Warum ist dieser Geist nicht in einen Tiger gefahren, der sein wüthendes Gebiß in Menschenfleisch haut? Ist das Vatertreue? Ist das Liebe für Liebe? Ich möchte ein Bär sein und die Bären des Nordlands wider dies mörderische Geschlecht anhetzen – Reue und keine Gnade! Oh ich möchte den Ocean vergiften, daß sie den Tod aus allen Quellen saufen! Vertrauen, unüberwindliche Zuversicht, und kein Erbarmen!
Roller. So höre doch, Moor, was ich dir sage!
Moor. Es ist unglaublich, es ist ein Traum, eine Täuschung – So eine rührende Bitte, so eine lebendige Schilderung des Elends und der zerfließenden Reue – die wilde Bestie wär’ in Mitleid zerschmolzen! Steine hätten Thränen vergossen, und doch – man würde es für ein boshaftes Pasquill aufs Menschengeschlecht halten, wenn ich’s aussagen wollte – und doch, doch – oh daß und durch die ganze Natur das Horn des Aufruhrs blasen könnte, Luft, Erde und Meer wider das Hyänengezücht ins Treffen zu führen!
Grimm. Höre doch, höre! vor Rasen hörst du ja nicht.
Moor. Weg, weg von mir! Ist dein Name nicht Mensch! Hat dich das Weib nicht geboren? – Aus meinen Augen, du mit dem Menschengesicht! – Ich habe ihn so unaussprechlich geliebt! so liebte kein Sohn; ich hätte tausend Leben für ihn – (Schäumend auf die Erde stampfend.) Ha! – wer mir jetzt ein Schwert in die Hand gäb’, dieser Otterbrut eine brennende Wunde zu versetzen! wer mir sagte, wo ich das Herz ihres Lebens erzielen, zermalmen, zernichten! – Er sei mein Freund, mein Engel, mein Gott – ich will ihn anbeten!
Roller. Eben diese Freunde wollen ja wir sein, laß dich doch weisen!
Schwarz. Komm mit uns in die böhmischen Wälder! Wir wollen eine Räuberbande sammeln, und du – (Moor stiert ihn an.) Schweizer. Du sollst unser Hauptmann sein! Du mußt unser Hauptmann sein!
Spiegelberg (wirft sich wild in einen Sessel). Sklaven und Memmen!
Moor. Wer blies dir das Wort ein? Höre, Kerl! (indem er Schwarzen hart ergreift) das hast du nicht aus deiner Menschenseele hervorgeholt! Wer blies dir das Wort ein? Ja, bei dem tausendarmigen Tod! das wollen wir! das müssen wir! der Gedanke verdient Vergötterung – Räuber und Mörder! – So wahr meine Seele lebt, ich bin euer Hauptmann!
Alle (mit lärmendem Geschrei). Es lebe der Hauptmann!
Spiegelberg (aufspringend, vor sich). Bis ich ihm hinhelfe!
Moor. Siehe, da fällt’s wie der Staar von meinen Augen, was für ein Thor ich war, daß ich ins Käficht zurück wollte! – Mein Geist dürstet nach Thaten, mein Athem nach Freiheit. – Mörder, Räuber! – mit diesem Wort war das Gesetz unter meine Füße gerollt – Menschen haben Menschheit vor mir verborgen, da ich an Menschheit appellierte, weg denn von mir, Sympathie und menschliche Schonung! – Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren, daß mir jemals etwas theuer war! – Kommt, kommt! – Oh ich will mir eine fürchterliche Zerstreuung machen – es bleibt dabei, ich bin euer Hauptmann! und Glück zu dem Meister unter euch, der am wildesten sengt, am gräßlichsten mordet, denn ich sage euch, er soll königlich belohnt werden – Tretet her um mich ein Jeder, und schwöret mir Treue und Gehorsam zu bis in den Tod! – Schwört mir das bei dieser männlichen Rechte!
Alle (geben ihm die Hand). Wir schwören dir Treu und Gehorsam bis in den Tod!
Moor. Nun, und bei dieser männlichen Rechte schwör’ ich euch hier, treu und standhaft euer Hauptmann zu bleiben bis in den Tod! Den soll dieser Arm gleich zur Leiche machen, der jemals zagt oder zweifelt, oder zurücktritt! Ein Gleiches widerfahre mir von Jedem unter euch, wenn ich meinen Schwur verletze! Seid ihr’s zufrieden? (Spiegelberg läuft wütend auf und nieder.) Alle (mit aufgeworfenen Hüten). Wir sind’s zufrieden.
Moor. Nun denn, so laßt uns gehn! Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden ereilet endlich sein Tag, es sei auf dem weichen Kissen von Flaum, oder im rauhen Gewühl des Gefechts, oder auf offenem Galgen und Rad! Eins davon ist unser Schicksal! (Sie gehen ab.) Spiegelberg (ihnen nachsehend, nach einer Pause). Dein Register hat ein Loch. Du hast das Gift weggelassen. (Ab.)
Dritte Scene
Im Moorischen Schloß. Amaliens Zimmer.
Franz. Amalia.
Franz. Du siehst weg, Amalia? Verdien’ ich weniger als Der, den der Vater verflucht hat?
Amalia. Weg! – Ha des liebevollen, barmherzigen Vaters, der seinen Sohn Wölfen und Ungeheuern preisgibt! Daheim labt er sich mit süßem köstlichem Wein und pflegt seiner morschen Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt – Schämt euch, ihr Unmenschen! schämt euch, ihr Drachenseelen, ihr Schande der Menschheit! – seinen einzigen Sohn!
Franz. Ich dächte, er hätt’ ihrer zween.
Amalia. Ja, er verdient solche Söhne zu haben, wie du bist. Auf seinem Todbett wird er umsonst die welken Hände ausstrecken nach seinem Karl und schaudernd zurückfahren, wenn er die eiskalte Hand seines Franzens faßt – Oh es ist süß, es ist köstlich süß, von deinem Vater verflucht zu werden! Sprich, Franz, liebe brüderliche Seele, was muß man thun, wenn man von ihm verflucht sein will?
Franz. Du schwärmst, meine Liebe, du bist zu bedauern.
Amalia. O ich bitte dich – bedauerst du deinen Bruder? – Nein, Unmensch, du hassest ihn! Du hassest mich doch auch?
Franz. Ich liebe dich, wie mich selbst, Amalia!
Amalia. Wenn du mich liebst, kannst du mir wohl eine Bitte abschlagen?
Franz. Keine, keine, wenn sie nicht mehr ist, als mein Leben.
Amalia. O, wenn das ist! Eine Bitte, die du so leicht, so gern erfüllen wirst – (stolz) Hasse mich! Ich müßte feuerroth werden vor Scham, wenn ich an Karln denke und mir eben einfiel’, daß du mich nicht hassest. Du versprichst mir’s doch? – Jetzt geh und laß mich, ich bin so gern allein!
Franz. Allerliebste Träumerin! wie sehr bewundere ich dein sanftes, liebevolles Herz. (Ihr auf die Brust klopfend.) Hier, hier herrschte Karl wie ein Gott in seinem Tempel, Karl stand vor dir im Wachen, Karl regierte in deinen Träumen, die ganze Schöpfung schien dir nur in den Einzigen zu zerfließen, den Einzigen wiederzustrahlen, den Einzigen dir entgegen zu tönen.
Amalia (bewegt). Ja wahrhaftig, ich gesteh’ es. Euch Barbaren zum Trutz СКАЧАТЬ