Название: Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller
Автор: Scarlet Wilson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Moonlight Romance Staffel
isbn: 9783740943066
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An der etwas schleppenden Sprechweise Claudias war noch zu erkennen, was hinter ihr lag, nämlich ein Gehirnschlag, der unter anderem das Sprachzentrum im Kopf betroffen hatte – aber Maja war dennoch beeindruckt und erstaunt, wie verhältnismäßig flüssig ihre Tante die Sätze formuliert hatte.
»Mein Gott! Was bin ich froh und erleichtert, Tantchen!« Maja strahlte. »Was Jens mir mitgeteilt hat, war demnach mordsmäßig übertrieben!« Ihre Miene trübte sich leicht ein.
Einerseits war die junge Lehrerin überglücklich, dass Claudia offenbar auf dem besten Weg war, sich wieder gänzlich zu erholen; aber über das Verhalten ihres Cousins war sie dennoch ziemlich verärgert. Wenn der Bursche doch nur bei der Wahrheit geblieben wäre und nicht so dick aufgetragen hätte!
Aber bei ihm hatte es sich angehört, als ginge es seiner Mutter dermaßen schlecht, dass man sie keinen Augenblick aus den Augen lassen dürfe. Ja, er hatte irgendwie anklingen lassen, man müsse sogar mit dem Schlimmsten rechnen!
Spontan beschloss Maja, ihrer Tante nichts davon zu erzählen – die Ärmste würde sich entsetzliche Vorwürfe wegen ihres verpatzten Urlaubs machen. Aber sie nahm sich vor, mit Jens ein ernsthaftes Wörtchen zu sprechen, sobald sie ihn wiedersah. Wohl aus gutem Grund hatte der Student das Weite gesucht, ehe seine Cousine tatsächlich aufgetaucht war.
Mit großen Augen beobachtete Maja, wie relativ gelenkig ihre Tante sich jetzt allein und ohne ihre Hilfe aus dem Bett erhob.
»Doktor Kremer hat mir jeden Nachmittag zwei Stunden strikte Bettruhe verordnet«, erklärte Claudia. »So richtig mit Ausziehen, Vorhänge zu, Hinlegen und Schlafen!
Entschuldige, ich gehe nur geschwind ins Bad, werde mich jedoch beeilen; dann können wir, wenn du Lust hast, ein bisschen spazieren gehen, ja? Der Arzt hat auch gemeint, dass ich mich viel bewegen soll, um die Muskeln zu stärken.«
»Natürlich, gerne!«
Maja kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So sehr es sie erleichterte, dass ihre Befürchtungen über den Zustand ihrer Tante offenbar jeder Grundlage entbehrten, wuchs doch andererseits ihr Groll gegen Jens noch weiter an.
»Was hat der Kerl sich denn eigentlich dabei gedacht?«, fragte sie sich im Stillen. ‚Warum um alles in der Welt hat er mich in Österreich angerufen und mir und Bernd den Bergurlaub versaut? Andererseits hat er mir kein Sterbenswort mitgeteilt, als die schlimme Sache mit Claudia akut passiert war. Wie passt das nur zusammen?«
Claudia Ritter hatte die Tür zum Badezimmer nicht ganz zugemacht und Maja konnte sich mit ihr unterhalten, während sie sich frisch machte, anzog und ausgehfertig herrichtete. Wie immer benutzte ihre Verwandte etwas Puder auf der Nase und einen Hauch von zart rosé-apricotfarbenem Lippenstift.
»Falls du etwas brauchst, genier’ dich nicht, mich zu rufen! Dafür bin ich schließlich da!«, hatte Maja ein paarmal angeboten, aber Claudia musste von der freundlichen Offerte keinen Gebrauch machen.
»Danke vielmals, meine Liebe, aber ich komme gut allein zurecht!«, hatte sie etliche Male betont.
Bald kam Majas Tante wieder zum Vorschein; in Jeans und T-Shirt sah sie trotz Anfang fünfzig jung und sportlich aus. Bis auf ein ganz leichtes Hinken, das dem Schlaganfall zu verdanken war, war ihr keinerlei Beeinträchtigung anzumerken. Jeder Außenstehende würde es für eine besonders lässige Gangart halten …
Claudia entging Majas Blick auf ihre Beine trotzdem nicht und sie meinte unbekümmert: »Denk’ dir nichts, mein Schatz! Der Doktor sagt, dass ich derzeit das linke Bein ein klein wenig nachziehe, gibt sich im Laufe der Zeit wieder.
Aber sag mal, wieso hast du eigentlich Bundhosen und diese karierte Bluse an? Möchtest du etwa ins Gebirge gehen? Mit mir?«
Die ältere Frau, im Glauben, einen Witz gemacht zu haben, lachte – nicht ahnend, wie unbeabsichtigt nahe sie damit der Wahrheit gekommen war.
Maja, die weder einen Koffer, noch eine normale Reisetasche bei sich hatte, sondern nur ihren prall gefüllten Rucksack, sah ein, dass es in diesem Fall dumm von ihr wäre, die Tante anzuschwindeln.
»Wenn du mich so fragst, Tantchen dann …!«
Maja erzählte Claudia also, wie das so gewesen war mit Jens’ Hilferuf in Kufstein und ihrer sofortigen Rückkehr.
Jetzt war es heraus und sogleich bereute Maja, dass sie die Katze aus dem Sack gelassen hatte. Tante Claudias Gesicht erstarrte und wurde womöglich noch blasser.
»Oh, mein Gott, Kind! Was hat dieser Unglücksrabe Jens denn da bloß angerichtet? Damit hat er nicht nur dir, sondern auch Bernd und den beiden anderen den Urlaub kaputt gemacht!«
Als Maja zu protestieren versuchte, wischte Claudia ihre abschwächenden Einwände temperamentvoll beiseite.
»Einfach unmöglich, was der Junge damit angestellt hat! Ich werde ihm ordentlich den Marsch blasen, da darfst du sicher sein! Aber, was machen wir denn jetzt bloß?«
»Gar nichts, Tantchen!« Maja nahm Claudia in den Arm. »Wir lassen es so, wie es ist. Dass ich wieder nach Österreich zurück fahre, macht keinen Sinn. Die anderen sind längst nicht mehr im Hotel in Kufstein. Ich habe für uns zwar eine bestimmte Route ausgesucht, aber ob sich die anderen jetzt noch daran halten, weiß ich ja gar nicht!«
»Aber du kannst sie doch sicher übers Handy erreichen?«, erkundigte sich die ältere Frau besorgt. Maja schüttelte den Kopf.
»Nein, das geht nicht! Wir haben nämlich ausgemacht, dass wir die Handys während unseres Urlaubs ausschalten und auch abends ausgeschaltet lassen. Wir wollten sie eigentlich lediglich in einem Notfall benutzen, falls jemand von uns verunglücken sollte oder andere schwerwiegende Probleme hätte!«
»Ach so! Aber, wieso konnte dann Jens dich erreichen?« Das logische Denken funktionierte bei ihr also noch tadellos – trotz des Schlaganfalls ist …
Claudia, die sich gerade flache weiße Sandalen anzog, schien etwas irritiert. Maja schmunzelte. »Dass Jens mich erwischt hat, war bloß dem Umstand geschuldet, dass ich vergessen hatte, das Ding auf stumm zu schalten oder ganz tief unten im Rucksack zu vergraben! Du siehst, mein liebes Tantchen, es sollte alles so kommen, wie es jetzt ist. Lass’ uns nicht mehr darüber nachgrübeln, Claudia! Nützen wir das strahlend schöne Wetter und machen einen kleinen Spaziergang!«
Nachdem Maja ihren im Flur deponierten Rucksack ins Gästezimmer verfrachtet und ihre rotweiße Karobluse gegen ein hellblaues ärmelloses Top getauscht hatte – in München herrschte nämlich brütende Augusthitze – war sie sozusagen ausgehfertig.
Aber Claudia legte umgehend Protest ein: »In der schwarzen Bundhose wirst du dich zu Tode schwitzen, Schätzchen! Probier’ doch eine von meinen leichten, hellen Leinenhosen! Ich habe noch welche im Schrank hängen in Größe 38. Heute brauche ich allerdings Kleider in Größe 42! Ich habe die Dinger aus Nostalgie aufgehoben – in der leisen, aber vergeblichen Hoffnung, womöglich irgendwann wieder mal hinein zu passen!«
Das brachte Maja zum Lachen und ihre Tante lachte herzlich mit. In Claudias Schlafzimmer wurde Maja gleich bestens ausstaffiert. Tante Claudia hatte immer großen СКАЧАТЬ