Название: Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller
Автор: Scarlet Wilson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Moonlight Romance Staffel
isbn: 9783740943066
isbn:
Sofort wurde sie von der jungen Lehrerin unterbrochen. »Aber Tantchen, ich bitte dich! Erstens bist du keine alte Frau – und das weißt du auch ganz genau – und zweitens, du kannst mir alles sagen. Von dir nehme ich auch jederzeit Kritik entgegen. Und du hattest ja Recht mit dem, was du mir um die Ohren gehauen hast. Du bist eben doch die Klügere von uns beiden!«
»Oh, nein, Liebes!« Claudia Ritter schmunzelte. »Als die Ältere von uns zweien habe ich einfach mehr Lebenserfahrung.«
Die Atmosphäre war wieder gereinigt, die Spannung zwischen ihnen verflogen und sie konnten sich genüsslich dem Verzehr des köstlichen Bratens widmen.
Tante Claudia, die normalerweise sehr auf Kalorien achtete – »in meinem Alter muss man das tun als Frau, die nicht total aus dem Leim gehen will!« – verstieg sich zu wahren Lobpreisungen:
»Ein saftiger Braten mit leichter Pfeffer-Beifußnote, mit knusprig-krachender Schwarte in einer superleckeren Kümmelsoße mit Liebstöckl, dazu handgeriebene rohe Kartoffelknödel und ein himmlisches Blaukraut mit Apfelstückchen und einem guten Schuss Rotwein – einfach göttlich! Es ist weiß Gott schon lange her, dass ich so einen guten Schweinebraten gegessen habe!«
»Geht mir genauso!«
Maja tunkte gerade mit ihrer Gabel ein Stück Knödel in die braune Soße, ehe sie es sich in den Mund schob und genüsslich kaute. »Ich habe mich auch schon hin und wieder selbst an Schweinebraten versucht, aber ich bekomme ihn bei weitem nicht so gut hin! Obwohl Bernd ihn aus Höflichkeit gelobt hat.«
Jetzt hatten beide ein unverfängliches Gesprächsthema: nämlich Kochrezepte.
Als die Kellnerin nach einer ganzen Weile wieder zu ihnen kam, um die leer gegessenen Teller abzuräumen, herrschte am Tisch wie zu Anfang eitel Eintracht und die Bedienung fragte sich insgeheim, ob sie sich vorhin möglicherweise getäuscht habe, als sie glaubte, Unstimmigkeiten zwischen den Frauen festzustellen. Jetzt bestand sogar die Möglichkeit, das kleine harmlose Späßchen loszuwerden, welches sie sich beim Servieren noch verkniffen hatte.
Claudia fiel auf, dass Maja – noch während die Frau redete – erneut mit ihren Gedanken ganz weit weg driftete. Als sie ihre Nichte unter dem Tisch leicht mit einer Fußspitze anstieß, lachte diese zwar noch pflichtschuldigst, weil Claudia das ebenfalls tat; aber es war deutlich, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, worum es sich eigentlich gehandelt hatte.
Der Tante bereitete diese ständige, sich in immer kürzeren Abständen wiederholende, geistige Abwesenheit allmählich ernste Sorgen. Es musste doch endlich Besserung eintreten …
*
Äußerst unwohl fühlte sich auch Maja. Obwohl an der Seite ihres Verlobten und direkt neben ihren Freunden sitzend, spürte sie ganz deutlich und schmerzlich, nicht dazu zu gehören. Es war eine ungewohnte, eigenartige und überaus verstörende Empfindung: Mitten unter ihnen, war ihr dennoch klar, irgendwie nicht mehr zu ihnen zu gehören!
»Wenn ich die Hand ausstrecke, ist es mir möglich, jeden einzelnen von ihnen zu berühren – aber ich weiß doch ganz genau, dass sie mich nicht bemerken würden! Selbst wenn ich sie direkt ansprechen würde, bekäme ich von ihnen keine Antwort …’
Die junge Frau zog die Schultern hoch; trotz strahlenden Sonnenscheins fröstelte sie auf einmal.
»Bin ich vielleicht tot?« Diese Frage schoss ihr urplötzlich durch den Kopf – und sie klang in ihren Ohren nicht einmal besonders absurd.
Diese Möglichkeit erschien ihr auf einmal durchaus plausibel. Sonderbarerweise erschreckte sie der Gedanke gar nicht übermäßig. Im Gegenteil! Endlich besaß sie Klarheit über den merkwürdigen Zustand, in dem sie sich befand.
»Ich hätte zwar noch recht gerne weiter gelebt«, überlegte sie nüchtern. ‚Aber so schlimm, wie immer befürchtet, ist es gar nicht, tot zu sein. Wenn ich es will, kann ich nach wie vor bei meinen Freunden sein, kann Anteil nehmen an ihrem Leben, mich mit ihnen freuen und ich kann versuchen, sie mit meinen Gedanken zu beeinflussen.
Ich vermag alles zu hören, was sie sagen – ja, ich glaube sogar, sogar ihre Gedanken sind mir kein Rätsel mehr: Ich kann sie lesen wie ich sonst ein Buch gelesen habe.’
Versuchsweise widmete Maja sich nun Tina, die eben damit beschäftigt war, Bernd »Trost zu spenden«. Offensichtlich hielt sie sich etwas zurück, denn ihr Freund Peter saß ja daneben.
Das übliche unverbindliche Gerede war es, dass er jederzeit zu ihr und Peter kommen könne, wenn düstere Gedanken ihn zu überwältigen drohten. Sie als seine besten Freunde wären Tag und Nacht für ihn da – das sei doch ganz selbstverständlich und er solle das niemals und unter keinen Umständen vergessen …
Dann fügte Tina noch hinzu, dass sie mit ihm fühle und ihm jederzeit helfen wolle, den Schmerz der endgültigen Trennung zu ertragen.
Da jedoch griff Peter Daubner ein. »Aber Tina! Ich bitte dich! Noch lebt Maja und wir haben allen Grund zu der Annahme, dass sie wieder gesund werden wird! Die Ärzte machen – wenn auch vorsichtig – Hoffnung auf völlige Genesung, obwohl es sehr lange dauern wird, bis Maja wieder so sein wird, wie wir sie kennen und lieben! Und du tust gerade so, als müssten wir unsere beste Freundin demnächst begraben!«
Der Anwalt schüttelte den Kopf und betrachtete die auch heute wieder etwas übertrieben geschminkte Tina vorwurfsvoll.
»So hab’ ich das doch gar nicht gemeint!«, behauptete diese schnell und bedachte ihrerseits Peter mit einem nicht gerade liebevollen Blick.
»Ich versteh’ schon, meine lieben Freunde!«, versuchte Bernd die Wogen zu glätten. Was er jetzt am allerwenigsten brauchen konnte, war ein dummer und überflüssiger Streit zwischen Tina und Peter.
Maja allerdings hatte genau verstanden, was ihre angeblich »gute Freundin« in Wahrheit bewegte! ‚Sie ist tatsächlich rasend in Bernd verliebt!«, stellte sie verblüfft fest. ‚Ich hab’s ja schon irgendwie seit langem geahnt, dass sie Bernd im Grunde für sich haben will, wollte es aber nie wahrhaben. Dennoch stimmt es; ich fühle es jetzt erst ganz deutlich!«
Erst war Maja schrecklich wütend auf die Rivalin. Es fühlte sich an wie »der Feind im eigenen Haus«! Als sie Tina daraufhin noch ein wenig genauer betrachtete, indem sie gleichsam in den Kopf der Freundin kroch, um deren Gedanken zu lesen, glaubte sie, zusätzlich noch etwas anderes zu bemerken. Und obwohl sie sich damit ganz gewaltig irrte, war es geeignet, sie um einiges versöhnlicher zu stimmen.
Maja glaubte nämlich, Anzeichen dafür zu erkennen, Tina selbst wisse gar nichts von der wahren Natur ihrer Zuneigung zu Bernd Hoferrichter! Sie mache sich selbst vor, es seien rein freundschaftliche Gefühle, die sie für Majas Verlobten empfinde. Heimtücke und hinterlistige Ränkespiele wären ihr im tiefsten Herzen fremd; auch Peters Andeutungen, sie rechne anscheinend irgendwie mit Majas baldigem Ableben – aus welchem Grunde auch immer – mussten Tina verletzen. Wie konnte ihr Freund sie nur so gründlich missverstehen?
Was Maja auf einmal fühlte, war tatsächlich Mitleid. Und zwar mit allen dreien. Bernd war, wie sie sehen konnte, ziemlich aufgelöst vor Sorge um sie – etwas, was sie überhaupt nicht verstand! Ihr fehlte doch überhaupt nichts …
Dann war da das Mitgefühl für Tina, die womöglich auf dem besten Wege war, sich rettungslos in etwas zu verrennen! Maja glaubte nämlich nicht, dass Bernd sich jemals ausgerechnet ihr zuwenden würde. Nein, sie СКАЧАТЬ