Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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König Skule. Und nun kommst Du von da unten –?
Der Kreuzbruder.
Vom Reiche dort unten, vom Flammensitze,
Der so furchtbar stets scheint Eurer Oberwelt.
Pah, glaub' mir, es ist so schlimm nicht bestellt;
Es hat keine Not mit der argen Hitze.
König Skule. Und Du hast, wie ich sehe, die Skaldenkunst erlernt, alter Baglerhäuptling!
Der Kreuzbruder.
Die Skaldenkunst und sehr viel Latein!
Du weißt, sonst war ich kein guter Lateiner;
Jetzt bin ich schier der vorzüglichsten einer.
Denn um sich Ansehn dort zu verleihn,
Ja, schon um nur durch die Pforte zu gehn,
Muß man notwendig Latein verstehn.
Und das macht sich ja leicht, wenn man jederzeit
Verkehrt mit so großer Gelehrsamkeit, –
Mit Päpsten schockweis, mit Ärzten und Richtern,
Fünfhundert Kardinälen und sechstausend Dichtern.
König Skule. Grüss' Deinen Herrn und dank' ihm für seine Freundschaft. Du kannst ihm sagen, er wäre der einzige König, der Skule dem Ersten von Norwegen Hilfe sende!
Der Kreuzbruder.
Vernimm jetzt, weshalb ich hieher gesandt.
Er hat viele Diener, die für ihn schalten,
Und jeder hat sein Gebiet zu verwalten; Norwegen ward mir, denn hier bin ich bekannt. Håkon Håkonsson ist für uns nicht der Mann, Er bietet uns Trotz, er steht uns nicht an; Sieh, er muß fallen, gestürzt vom Throne, Du einzig sollst herrschen als Erbe der Krone.
König Skule. Ja, gib mir die Krone! Hab' ich die, so werde ich schon so regieren, daß ich mich wieder loskaufen kann!
Der Kreuzbruder.
Hm, davon können wir später sprechen.
Jetzt gilt's, die Frucht vom Baume zu brechen.
Auf Elgesäter schläft Håkons Kind; –
Fängst Du das in des Todes Netz geschwind, Dann zerstiebt jedes Hemmnis, wie Spreu verfliegt, Dann bist Du König, dann hast Du gesiegt!
König Skule. Glaubst Du sicher, daß ich dann gesiegt habe?
Der Kreuzbruder.
Es seufzt nach Frieden ja Groß und Klein.
Der König darf nicht ohne Thronerbe sein,
Dem nach ihm der Kronreif ums Haupt sich schmiege;
Denn das Volk ist müde der langen Kriege.
Steh auf, König Skule! Triff heut ins Ziel!
Jetzt oder niemals gewinnst Du Dein Spiel!
Siehst Du: wo's hell wird, drüben gen Nord,
Wo draußen die Nebel sich heben fort,
Da schließt sich geräuschlos Nachen an Nachen; –
Und hörst Du donnernd die Erde krachen?
Alles sei Dein für ein bindendes Wort:
Tausend Streiter voll stürmischer Wucht, .
Tausend Segel in blinkender Bucht!
König Skule. So nenne das Wort!
Der Kreuzbruder.
Die höchste Staffel der Welt zu ersteigen,
Sollst Du nur dem eignen Verlangen Dich neigen;
Ich gebe Dir Land und Reich zum Lohn,
Wenn als Norwegs König Dir folgt Dein Sohn!
König Skule erhebt die Hand wie zum Schwure. Mein Sohn soll –! Er hält plötzlich inne und ruft entsetzt aus: Der Kirchenräuber! Ihm alle Macht? Ha, jetzt durchschau' ich Dich – Du willst das Verderben seiner Seele! Weiche von mir, weiche von mir! Streckt die Arme gen Himmel. Und erbarme Dich meiner, Du, zu dem ich jetzt um Hilfe schreie in meiner höchsten Not! Er stürzt zur Erde.
Der Kreuzbruder.
Verwünscht! Es schien doch so prächtig zu gehn;
Ich glaubt' ihn so sicher im Garn schon zu sehn;
Da kehrte das Licht einen Trumpf heraus,
Den ich nicht gekannt, – und das Spiel ist aus. Gleichviel! zur Eile verspür' ich nicht Drang; Das perpetuum mobile ist ja in Gang; Die Macht ist verbrieft mir durch viele Geschlechter, Die Macht über Zweifler und Lichtesverächter; Die werd' ich in Norwegen leiten und lenken, So wenig sie selber vielleicht an mich denken! Weiter entfernt. Beugt sich in Nordlands Männern der Sinn, Willenlos taumelnd, er weiß nicht wohin; – Herrscht in dem Herzen die Selbstsucht, die blinde, Schwach, wie das schwankende Rohr in dem Winde; – Können sie einzig sich darüber einigen, Jegliche Größe zu stürzen und steinigen; – Stoßen die Ehre sie über die Schwelle, Während das Banner der Schändlichkeit flammt: Dann ist der Baglerbischof zur Stelle, – Bischof Nikolas wartet sein Amt!
Er verschwindet im Nebel zwischen den Bäumen.
König Skule richtet sich nach einer kurzen Pause halb auf und sieht sich um. Wo ist er, der Schwarze? Springt auf. Wegweiser, Wegweiser, wo bist Du? Fort! – Gleichviel; jetzt kenn' ich selbst den Weg nach Elgesäter – und noch weiter! Rechts ab.
Der Klosterhof zu Elgesäter.
Links liegt die Kapelle mit dem Eingangstor vom Hofe; die Fenster sind erleuchtet. An der entgegengesetzten Seite des Klosterhofs ziehen sich einige niedrigere Gebäude entlang; im Hintergrunde die Klostermauer mit einer starken Pforte, die verriegelt ist. Helle Mondnacht. Drei Häuptlinge der Birkebeiner stehen an der Pforte. Margrete, Frau Ragnhild und Dagfinn kommen aus der Kapelle.
Frau Ragnhild wie außer sich. König Skule mußte in die Kirche fliehen, sagst Du, – er, er flüchtig, um Frieden bettelnd am Altare, – vielleicht um das Leben bettelnd – o nein, nein, das hat er nicht getan! Aber Gott wird Euch strafen, daß Ihr wagtet, es so weit kommen zu lassen!
Margrete. Meine gute, geliebte Mutter, – beherrsche Dich, Du weißt nicht, was Du redest; es ist das Leid, das aus Dir spricht.
Frau СКАЧАТЬ