Название: Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller
Автор: Scarlet Wilson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Moonlight Romance Staffel
isbn: 9783740943684
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»Ich habe aber keine Erfahrung mit solchen Arbeiten«, gab sie zu bedenken. »Vielleicht könnte ich eher die Pflichten einer Gesellschafterin übernehmen. Du weißt ja, ich spiele Klavier und singe. Und ich verfüge über eine gute Bildung, sowie …«
»Wofür hältst du das hier? Den Buckingham-Palast?«, unterbrach ihre Verwandte sie harsch. »Hör auf das, was Agatha dir sagt. Mit der Zeit wirst du schon begreifen, worauf es ankommt.«
Damit verließ Prudence die Küche und kümmerte sich nicht weiter um Heather, die ein wenig ratlos herumstand.
»Kommen Sie einmal zu mir, Miss Heather«, bat Agatha sie freundlich. »Lassen Sie sich anschauen. Sie sind wirklich außergewöhnlich hübsch. Und diese zarten Finger, die taugen kaum dazu, Gemüse zu schneiden. Was machen wir denn da …« Die Köchin dachte kurz nach und lächelte dann. »Wenn Sie mögen, bringe ich Ihnen die Zuckerbäckerei bei. Feine Kuchen, Pasteten und Petit Fours sind nämlich meine Spezialität. Was denken Sie?«
Heather wirkte unschlüssig. »Das wäre schön, aber soweit ich Tante Pru verstanden habe, soll ich mich nützlich machen.«
»Das werden Sie ja, Miss Heather. Heute Mittag gibt es einen Nachtisch. Den richten wir zusammen an, einverstanden?«
Das junge Mädchen hatte nichts dagegen und ging gleich mit Feuereifer zur Sache. Die Köchin war eine liebenswerte Person, die es ihr leicht machte. Laura, das Küchenmädchen, war ebenso nett wie Polly. So unsympathisch die Hanleys Heather auf den ersten Blick gewesen waren, so gut verstand sie sich auf Anhieb mit dem Personal des Herrenhauses. Und sie überraschte Prudence mit dem Nachtisch, an dem sie mitgewirkt hatte.
Reginald schien davon allerdings nicht begeistert zu sein. »Pru, ich billige nicht, was du tust«, stellte er kategorisch klar. »Heather ist kein Dienstmädchen. Es ist unpassend, wenn sie in der Küche arbeitet. Sie soll sich eine standesgemäße Beschäftigung suchen, die ihr Freude bereitet.« Er wandte sich an das junge Mädchen und fragte freundlich: »Was würde dich denn reizen, mein liebes Kind? Leider gibt es in diesem Haus kein Klavier, doch gewiss hast du noch andere Interessen, nicht wahr? Nur frei heraus, was möchtest du gerne tun?«
»Es macht mir Freude, Agatha zu helfen. Und ich finde, es kann nicht schaden, die Grundbegriffe des Kochens zu erlernen.«
Reginald verzog den Mund. »Wenn es dir tatsächlich Freude bereitet, werde ich es dir nicht verbieten. Doch du solltest bedenken, dass du eines Tages eine passende Partie machen und heiraten wirst. Und unter einer passenden Partie verstehe ich weder einen Butler, noch einen Kutscher.«
»Darüber müssen wir doch jetzt noch nicht sprechen«, hielt seine Frau ihm entgegen. »Ich habe es nur gut gemeint mit Heather. Auf dem Land können praktische Kenntnisse nicht schaden. Aber wenn du dagegen bist, Reginald, überlasse ich es gern dir, für Heather eine passende Beschäftigung zu finden.«
»Ich bin ganz zufrieden, so wie es ist«, versicherte das Mädchen rasch, denn Heather wollte nicht unbedingt mehr Zeit mit dem Hausherrn verbringen. Dieser gab nach, und damit war das Thema erledigt.
Nach dem Essen verschwand Heather gleich wieder in der Küche, doch Agatha bremste ihren Fleiß und schlug ihr vor, erst bei den Vorbereitungen fürs Diner zu helfen. »Sie können in der Zwischenzeit einen Spaziergang machen, Miss Heather. Heute ist schönes Wetter. Bleiben Sie nur auf den Wegen, dann verlaufen Sie sich auch nicht.«
Heather griff den Vorschlag der Köchin gerne auf. Wenig später verließ sie Hanley-Hall, nicht ahnend, dass ihr gleich mehrere Augenpaare neugierig bis verächtlich folgten …
*
»Timothy, mein Junge, willst du heute nicht ausreiten? Du könntest bei den Nachbarn deine Aufwartung machen und gleich den Neuzugang begutachten. Es soll sich um ein sehr hübsches Mädchen direkt aus London handeln …« Lord Cyrus Humbert lachte amüsiert auf. »Wäre mal was anderes bei den dort sonst üblichen stets sauertöpfischen Mienen, nicht wahr?«
Sein Neffe Timothy bedachte den Onkel mit einem tadelnden Blick. »Redet man so über seine Nachbarn?«
Der Lord machte eine wegwerfende Geste. »Wenn sie Hanley heißen, dann schon!« Er zündete seine Pfeife an und machte es sich in seinem Lieblingssessel bequem.
Timothy Humbert setzte sich ebenfalls. Er war ein gut aussehender, hochgewachsener junger Mann mit dunklem Haar und klugen, grauen Augen, kam geradewegs von der Universität und hatte seine Zulassung als Anwalt in der Tasche.
Vor ein paar Wochen war er für einen längeren Besuch nach Dartmoor gekommen. Der junge Mann, der früh die Eltern verloren hatte, verdankte seinem Onkel viel. Lord Cyrus hatte dafür gesorgt, dass er die besten Schulen und die Universität besuchen konnte. Hinter dem exzentrischen Auftreten des Lords klopfte das Herz eines Philanthropen.
»Diese Hanleys scheinen dir gegen den Strich zu gehen, Onkel«, stellte Timothy nun nachdenklich fest. »Warum eigentlich? Sind Sie denn nicht sogar weitläufig mit uns verwandt?«
»Einige unserer Vorfahren waren so dumm, sich auf Heiraten mit diesen Leuten anzulassen. Ich sage dir, es ist keinem Humbert je gut bekommen, in die Familie Hanley einzuheiraten.«
»Und warum nicht? Wurden sie unglücklich?«
»Nicht nur das. In einer Ehe mit einem Hanley wird man nicht alt. Das solltest du dir merken und danach handeln.«
»Dann halte ich mich wohl besser von dem schönen Mädchen aus London fern«, scherzte er und erhob sich. »Aber ich werde trotzdem ausreiten. Auch wenn ich um Hanley-Hall einen Bogen mache. Briggs, Hanleys Verwalter, hat etwas dagegen, wenn man auch nur den Grund seines Brotherrn betritt.«
»Leg dich besser nicht mit dem Kerl an, er ist auffahrend und stets bewaffnet. Ich möchte mich nicht um dich sorgen müssen, mein Junge.«
Timothy bedachte seinen Onkel mit einem abwägenden Blick und verließ dann den elegant eingerichteten Wohnraum. Der junge Mann war der Meinung, dass Lord Cyrus es ein wenig übertrieb mit seiner Abneigung gegen die Nachbarn. Er selbst fand die Hanleys ebenfalls nicht unbedingt sympathisch. Doch sein Onkel gefiel sich darin, stets neue Horrorgeschichten über sie zu erzählen. Ein wenig neugierig war der junge Mann zudem auf das Mädchen, das nun in Hanley-Hall lebte. Und diese Neugierde führte ihn etwas näher an den benachbarten Landsitz als beabsichtigt. Dies wurde ihm allerdings erst bewusst, als unvermittelt Briggs aus einem Gebüsch am Wegesrand kam und ihm den Weg vertrat. Der finstere Geselle wedelte mit seinem Gewehr vor Timothys Nase herum und schnauzte diesen an: »Was wollen Sie hier? Es ist nicht das erste Mal, dass ich Sie erwische. Schreiben Sie es sich gefälligst endlich hinter die Ohren: Das ist hier Privatbesitz, da haben Sie nichts zu suchen!«
»Warum sind Sie so unfreundlich, Mann? Ich reite hier nur aus. Und es ist nun mal eine Tatsache, dass unser Besitz an den der Hanleys grenzt. Nehmen Sie sich in Zukunft gefälligst zusammen, oder aber ich werde mal ein ernstes Wort mit Ihrem Brotherren reden, verstanden?«
Briggs knirschte mit den Zähnen. Sein Finger spielte nervös mit dem Abzug, glücklicherweise hielt er seine Flinte nach unten. Denn der Schuss, der sich nun löste, krachte in die Erde, während Timothys Rappe zuerst auf die Hinterhand stieg und dann in Panik davon stob. Der Verwalter grinste hinterhältig und murmelte: »Tut mir leid, Sir, soll nicht wieder vorkommen …«
Timothy hatte seine liebe Mühe, das Pferd zu beruhigen. Er hatte bereits die Hälfte des Heimwegs hinter sich gebracht, als »Thunder« endlich in einen entspannten Trab fiel. СКАЧАТЬ