Название: Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller
Автор: Scarlet Wilson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Moonlight Romance Staffel
isbn: 9783740943684
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Die Zugfahrt von Paddington nach Plymouth am Kanal dauerte fast den ganzen Tag. Während der Zug in südwestlicher Richtung fuhr, dabei die liebliche Landschaft von Somerset durchquerte, war Heather ganz in Gedanken versunken. Sie blickte kaum einmal aus dem Fenster, der strahlende Frühlingstag konnte sie nicht reizen.
Prudence und Reginald unterhielten sich leise, dann setzte sie sich neben Heather und fragte: »Wie fühlst du dich? Heimweh? Keine Sorge, das vergeht. Die Landschaft um Hanley-Hall ist zwar karg, hat aber auch ihre Reize. Man kann wunderbar lange Spaziergänge unternehmen, ausreiten oder über Land fahren. Es gibt viel zu entdecken. Und von deinem Zimmer aus kannst du jede Nacht den Leuchtturm von Eddystone sehen. Er steht ein ganzes Stück vor der Küste im Meer und strahlt die ganze Nacht über sein Signallicht aus. Das ist ein hübscher Anblick.«
Heather seufzte leise und bemühte sich um ein Lächeln. Prudence gab sich große Mühe, sie aufzuheitern, doch das Herz war ihr sehr schwer. Sie vermisste Miss Pringle und ihr Daheim.
»Wenn du magst, kannst du mich Tante Pru nennen«, bot diese nun an. »Das klingt ein wenig familiärer, nicht wahr?«
»Meine Mutter war deine Kusine. Ich weiß gar nicht, wie wir miteinander verwandt sind«, entgegnete Heather unsicher. »Aber Tante sollte passen.«
Prudence nickte zufrieden. »Das will ich meinen.«
Von Plymouth aus ging es dann Richtung Dartmoor. Die Hanleys hatten eine geschlossene Kutsche, der Fahrer war ein finsterer Geselle, vor dem Heather erschrocken zurückwich. Reginald konnte sie aber beruhigen.
»Spencer ist eine Seele von einem Menschen. Er sieht ein bisschen grob aus, doch du musst dich nicht vor ihm fürchten«, versicherte er gemütlich. »Hier auf dem Land tut dir keiner was, Mädchen. Es ist nicht wie in der Stadt, wo hinter jeder Ecke ein Verbrecher lauert.« Er lachte und haute sich auf den Schenkel.
Heather sagte nichts, denn sie hatten in der Zwischenzeit Callington passiert und näherten sich Hanley-Hall. Die Kutsche fuhr durch ein hohes, schmiedeeisernes Tor, das hinter ihnen von einem Burschen ins Schloss geworfen und verriegelt wurde. Dann ging es in rascher Fahrt auf das Herrenhaus zu.
Am Rand des kiesbestreuten Wegs brannten eiserne Laternen, vor dem Portal erhellten einige Kutscherlampen den Platz. Das Herrenhaus war imposant und sehr gepflegt. Heather war überrascht, denn so hatte sie sich Hanley-Hall nicht vorgestellt. Auf dem Vorplatz plätscherte sogar ein Springbrunnen. Als sie den Blick wandte, bemerkte sie, dass Reginald sie aufmerksam musterte. Nun lächelte er und fragte: »Gefällt es dir, Heather? Bei Tageslicht ist es natürlich einladender. Aber ich denke, einen ersten Eindruck hast du auch so schon gewonnen, oder?«
»Es ist sehr schön«, urteilte sie. »Ihr könnt stolz auf einen solchen Besitz sein.«
»Darin steckt der Fleiß und die Sparsamkeit vieler Generationen«, versetzte Prudence spitz. »So etwas fällt einem nicht in den Schoß. Und es zu erhalten ist auch Arbeit.«
»Pru, nicht.« Reginald bot Heather seinen Arm und half ihr beim Aussteigen. »Jetzt bist du sicher zu müde, aber morgen zeige ich dir gerne das Haus und die Umgebung.«
»Darauf freue ich mich schon«, versicherte das junge Mädchen artig. Tatsächlich war Heather sehr erschöpft und freute sich darauf, schlafen zu gehen.
Prudence machte sie knapp mit dem Hauspersonal bekannt, das in der Halle wartete und aus weitaus weniger Angestellten bestand als bei der Größe des Anwesens zu erwarten war. Heather bemühte sich, alle Namen im Gedächtnis zu behalten, dann folgte sie Prudence zu ihrem neuen Zimmer. Es war klein und eher karg eingerichtet. Das junge Mädchen war enttäuscht, ließ sich aber nichts anmerken. Das dünn mit Butter bestrichene Sandwich und das Glas Milch, das eines der Dienstmädchen brachte, nahm sie dankbar an.
»Du kannst dich morgen einrichten. Iss etwas und geh dann gleich schlafen«, riet Pru ihr. »Wir stehen zeitig auf. Eines der Mädchen wird dich wecken und dir beim Auspacken helfen.«
»Ich danke dir, Tante Pru.«
»Schon gut. Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe, mein Kind. Und willkommen auf Hanley-Hall.« Nachdem Prudence gegangen war, aß Heather das Sandwich, das altbacken schmeckte, und trank auch die Milch, obwohl sie ebenfalls nicht wirklich frisch war. Doch ihr Magen knurrte, denn sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Mit einem Seufzer ließ das junge Mädchen sich auf dem schmalen Bett nieder. Der Rahmen knarrte und schwankte bedenklich. Heather schüttelte verwundert den Kopf. Sie warf einen Blick in den leeren Kleiderschrank. Zumindest war dieser sauber. Hier konnte sie ihre neue Garderobe einräumen.
Bevor sie sich ins Bett legte, warf Heather noch einen Blick aus dem Fenster. Prudence hatte sie nicht beschwindelt, von hier aus konnte sie tatsächlich den Kanal sehen. Und auch den Leuchtturm, der vor der Küste sein Licht über das Meer sandte.
Eine Weile schaute Heather gedankenverloren aufs Meer hinaus. Dann erklang unvermittelt ein schauriges Heulen. Das junge Mädchen zuckte erschrocken zusammen. Für einen Moment fühlte Heather sich in einen jener Albträume versetzt, die sie bis vor kurzem gequält hatten. Doch nun war es anders, denn sie war wach. Sie spähte hinaus in die Dunkelheit, die nur vom Licht des Mondes durchbrochen wurde. Es funkelte silbern auf dem Meer und ließ auch die Umrisse der Landschaft erahnen.
Woher mochte das Heulen gekommen sein? Welches Tier gab solch einen Laut von sich, der eine Gänsehaut erzeugte? Heather bemühte sich, die Finsternis mit Blicken zu durchdringen, aber es wollte ihr nicht gelingen.
Mit einem unguten Gefühl wandte sie sich schließlich vom Fenster ab und schlüpfte ins Bett. Sie zog die Decke bis zum Kinn, so als könne diese sie vor dem schützen, was da im Schutz der Nacht herumschlich, was immer es auch sein mochte …
*
Heather schlief in dieser Nacht tief und traumlos.
Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, klopfte eines der Dienstmädchen an ihre Tür und rief: »Miss Heather, aufstehen!«
Heather war es nicht gewöhnt, »mit den Hühnern« aufzustehen, wie das geschwätzige Dienstmädchen namens Polly anmerkte.
»Aber das macht die Übung«, meinte die kecke Rothaarige, während sie geschickt Heathers Koffer öffnete und sogleich damit begann, deren Sachen in den Schrank zu räumen.
»Bist du schon lange in Hanley-Hall, Polly?«, fragte das junge Mädchen, das sich ein Gähnen verkneifen musste.
»Seit zwei Jahren. Das Personal wechselt hier öfter, niemand geht freiwillig zu den Hanleys. Leider habe ich aber nichts anderes bekommen können.«
Heather wusch sich an der Porzellanschüssel, die auf der Kommode stand und zog sich dann an. »Was meinst du damit, Polly? Sind meine Verwandten denn schlechte Arbeitgeber?«
»Nicht nur das.« Polly lächelte abfällig. »Geizig sind sie, beuten die Leute aus. Und Mister Reginald … Na, das werden Sie noch selbst herausfinden. Ich sag lieber nichts mehr, sonst verbrenne ich mir nur wieder den Mund.«
»Was wolltest du denn sagen? Hast du kein Vertrauen?«
Polly musterte das junge Mädchen abwägend. Heather machte einen sympathischen Eindruck auf sie und sie beschloss, offen zu ihr zu sein. Ganz gewiss war sie weder eine Gewitterziege wie die Hausherrin noch so haltlos wie deren Mann …
»Sind Sie wirklich СКАЧАТЬ