Название: Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller
Автор: Scarlet Wilson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Moonlight Romance Staffel
isbn: 9783740943684
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»Woher hätte ich vorhersehen sollen, dass er mir hier in die Quere kommt?«, blaffte Amigo. »Ich dachte, ich würde mit dir allein sein.«
Mollys Augen füllten sich mit Tränen. »Er hat Ihnen nichts getan.«
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, vergiss ihn«, brummte er verdrossen. »Kümmere dich lieber um dich selbst«, riet er ihr.
»Wer sind Sie?«, fragte sie schaudernd.
»Amigo.« Er grinste, als wäre er amüsiert. »Ich bin Amigo. Ich dachte, das hätten wir schon geklärt.«
»Wie heißen Sie wirklich?«, fragte Molly mit belegter Stimme.
Er wackelte mit dem Kopf. »Sollte dir das in dieser Situation nicht egal sein?«
»Ich will es wissen.« Molly war voller Abscheu.
»Mein Name wird dir nichts sagen«, bemerkte er gleichgültig, »aber wenn du ihn unbedingt erfahren möchtest … Ich heiße Toby Haggerty.«
Molly hatte tatsächlich keine Ahnung, wer er war. Auch dann nicht, als er sich demaskierte. Er nahm die Brille plus Nase und Bart und sogar die Mütze ab, und Molly hatte jemanden vor sich, den sie garantiert noch nie gesehen hatte. Er sah gut aus, war schätzungsweise Mitte dreißig, hatte scharf geschnittene Züge, pechschwarzes Haar, ein energisches Kinn und hätte sich fürs Kino bestens als fieser Schönling geeignet.
Wer war dieser Toby Haggerty, mit dem sie noch nie im Leben zu tun gehabt hatte? Und warum hatte er sich so viel Mühe gemacht, ihr Leben total auf den Kopf zu stellen?
Er rümpfte die Nase. »Was willst du mit dem Messer, Molly?«
Sie wurde sich dessen jetzt erst wieder bewusst und streckte es ihm kriegerisch entgegen. Ihre Miene drückte große Entschlossenheit aus.
»Was hast du damit vor?«, erkundigte er sich dennoch amüsiert.
»Was wohl?«, fauchte sie.
Er nahm sie noch immer nicht ernst. »Du willst mich doch nicht etwa verletzen.«
»Sie haben Harry …«
Er brauste auf. »Meine Güte, wie oft hältst du mir das denn noch vor? Willst du, dass ich mich entschuldige? Darauf kannst du lange warten. Dein dämlicher Lover war zur falschen Zeit am falschen Ort, kam zur Tür herein und ich war gezwungen, ihn augenblicklich auszuschalten. Da war diese kitschige Alabaster-Aphrodite auf dem antiken Kästchen … Nicht zu klein und nicht zu groß. Gerade richtig für … Wer hat die denn gekauft? Deine Eltern? Egal. Ich schnappte sie mir. Sie lag gut in der Hand. Ich schlug damit zu und jetzt ist Harry tot. Na und? Auf der Welt sterben jeden Tag Menschen. Die einen kommen, die andern gehen. So ist das nun mal. That’s life.«
»Was sind Sie nur für eine abscheuliche Bestie«, zischte Molly angeekelt.
Er feixte. »Muss ich davon ausgehen, dass du mich irgendwie nicht magst, Molly Stone?«
»Sie widern mich an«, spie sie ihm ins Gesicht.
Er zog die Mundwinkel unbeeindruckt nach unten. »Das macht mir nichts aus. Es gibt zum Glück eine Menge Leute, die mich witzig, charmant, sympathisch, ja sogar höchst anziehend und charismatisch finden. Vor allem bei der Damenwelt bin ich sehr beliebt. Du scheinst daran zu zweifeln, aber es ist so. Ich komme nahezu überall bestens an, weil ich nämlich über eine ganz besondere Gabe verfüge: Ich kann Menschen – vor allem Frauen – sehr gut täuschen. Oh, ihr dummen, gefühlsduseligen Weiber seid ja so unvorstellbar leicht hinters Licht zu führen. Man glaubt es kaum. Ihr denkt nie mit dem Kopf, sondern immer nur mit dem Herz, und das ist euer Kardinalfehler, eure größte Schwachstelle. Wer die kennt, kann euch mit spielerischer Leichtigkeit um den Finger wickeln und alles von euch haben.«
Selbstgefälliger Widerling, dachte Molly.
»Das war natürlich nicht immer so«, bekannte er mit einem schiefen Lächeln. »Das musste ich erst lernen. Aber jetzt habe ich es wie kaum ein zweiter drauf.« Er sah sie arrogant an. »Kaum zu glauben, dass ich mal im Umgang mit Menschen Probleme hatte. Ja, ich hatte während meiner Pubertät echte Schwierigkeiten, mit den Leuten klarzukommen, war von Minderwertigkeitskomplexen geplagt, getraute mich nirgendwo den Mund aufzumachen und zu sagen, was ich dachte, kuschte fortwährend und fraß allen Ärger in mich hinein. Doch eines Tages kam es zum Umkehrschub. Ich sagte mir, so könne, so dürfe es nicht weitergehen, stellte mich entschlossen auf die Beine, wich nicht mehr zurück, gab nicht nur couragiert kontra, verteidigte mich nicht nur, sondern griff auch an und hatte so erstaunlichen Erfolg damit, dass ich diese Strategie beibehielt und endlich das Selbstwertgefühl bekam, dass ich so lange Zeit schmerzlich vermisst hatte.« Er nickte mit hassfunkelnden Augen. »Schuld an dieser anfänglichen Fehlentwicklung war mein Vater. Er war ein hartherziger Despot, ein grausamer Tyrann, dem es großen Spaß machte, mich zu züchtigen. Immer hat er mich verprügelt. Der kleinste Anlass genügte – schon zog er seinen verfluchten dicken Lederriemen aus den Schlaufen und verdrosch mich nach Strich und Faden. Aber einmal … Als ich stark genug geworden war … Da ließ ich mich nicht mehr von ihm züchtigen. Da drehte ich den Spieß um und schlug so lange auf ihn ein, bis er mir winselnd versprach, dass er mich nie wieder schlagen würde. Niemand kann ermessen, was für ein grandioses Triumphgefühl mich damals erfüllte. Ich war ein neuer Mensch geworden, der von allen Achtung und Respekt einforderte. Bisweilen auch mit Gewalt. Schließlich war ich ja auch weiterhin noch meines Vaters Sohn – mit all den schlechten Erbanlagen, die er mir mitgegeben hat. Glücklicherweise war ich klug genug, sie zu meinem Vorteil zu nutzen, sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin.«
Wo bist du denn schon?, dachte Molly verächtlich. Dein Prügelvater hat irgendein wichtiges Element in deinem Kopf kaputt geschlagen, und seitdem tickst du nicht mehr richtig, bist zur – bislang unentdeckten – Gefahr für deine Mitmenschen geworden.
»Würden Sie jetzt bitte das Messer weglegen, Miss Stone?«, sagte Toby Haggerty übertrieben freundlich.
Ihre Finger umschlossen daraufhin den Griff so fest, dass die Knöchel weiß durch die Haut schimmerten.
»Hätten Sie die Güte, Miss Stone?«, forderte Haggerty sie mit weicher Stimme auf.
Ihre Augen wurden gefährlich schmal. Sie sah aus, als wäre sie zu allem entschlossen, und dieser Schein trog nicht.
»Weg mit dem Messer, Molly!«, befahl er ihr plötzlich eiskalt und scharf. In diesem Moment war das Spiel für ihn kein Spiel mehr. Er fand es nicht länger amüsant. Doch Molly gehorchte nicht.
Wenn sie es getan hätte, wäre sie verloren gewesen, das war ihr klar. Nur das Messer hielt diesen geisteskranken Mann davon ab, sie anzugreifen.
Er hob mit falscher Anteilnahme die Schultern. »Erben müssen sterben«, sagte er. Sie konnte das schon nicht mehr hören. »Tut mir leid. Daran führt traurigerweise kein Weg vorbei. Ich wollte, es gäbe einen andern, denn du bist mir – ob du mir glaubst oder nicht – sympathisch. Aber es gibt keinen.« Er seufzte. »Jedenfalls kann ich weit und breit keinen erkennen.«
Molly tat so, als wollte sie zustechen. »Zurück!«, zischte sie. »In die Küche mit dir.«
Er lächelte. »Endlich sind wir beim freundschaftlichen Du.«
Molly wusste nicht genau, warum sie ihn in der Küche haben wollte. СКАЧАТЬ