Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
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Название: Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band

Автор: Hans Dominik

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831613

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СКАЧАТЬ sie den Fuß auf das Atoll setzte, hatte sie sich mit energischer Willensanstrengung von all den Gedanken frei gemacht. Sie halfen nichts.

      Flucht! Weg von hier! Der einzige fruchtbare Gedanke. Ihre ganze Selbstbeherrschung raffte sie zusammen. Zeigte dem Piratenführer, der sich häufig nach ihrem Befinden erkundigte, stets ein ruhiges, gelassenes Wesen. Gab sich den Anschein, als hätte sie sich mit den Geschehnissen so gut wie möglich abgefunden. Keine Klage kam über ihre Lippen. Die wenigen Wünsche, die sie vorbrachte, wurden soweit wie möglich schnell erfüllt.

      Doch auch ohne das … der Piratenführer konnte wohl beruhigt sein.

      Flucht von hier, dem weltentlegenen Atoll? Unmöglich!

      Ausgeschlossen!

      Ausgeschlossen auch eine Befreiung von außen her. Wer sollte diesen Schlupfwinkel ausfindig machen? Wissen, daß sie hier war? Jede Verbindung mit der Außenwelt von hier war abgeschlossen.

      Die einzige Funkstation auf der Insel war reserviert für Fälle allerdringendster Not. Sie kam nie in Tätigkeit, damit nicht vielleicht ein schnüffelndes Polizeiboot die Station, die Insel anpeilte. Und gerade das war es, was ihr zur Rettung werden mußte.

      Von Tejeda aus kannte Christie die Einrichtung einer Sendestation genau. Als sie sich von Uhlenkort zur Fahrt nach Valparaiso verabschiedete, hatte der ihr einen kleinen Sender mitgegeben, ihr die Wellenlänge der Uhlenkort-Firma anvertraut und die Welle fest eingestellt. Auf der Fahrt nach Valparaiso, im Hotel, hatte sie den Apparat ein paar Mal benutzt. Nichts daran war gestört. Sie kannte die Bedienung in allen Einzelheiten.

      Hier auf dem Atoll hatte sie sich eine Hängematte erbeten, diese zwischen zwei Palmen befestigt. Der saftstrotzende Palmenbaum mußte ihr als Antenne dienen. In den Mittagsstunden, wo alles sich in die kühleren Felsenhöhlen zurückzog, hatte sie eine Leitung von der kleinen Maschine, die die Insel mit Strom für alle Zwecke versorgte, bis zu jenem Palmenstamm, gut im Sand verborgen, hingeführt. In den Mittagsstunden, in denen die Lagune menschenleer war, lag sie dort stundenlang in der Matte, und stundenlang ging ihr Hilferuf auf der Uhlenkort-Welle durch den Äther.

      Wie von ungefähr trat Tredrup aus dem Maschinenraum und ging zu der Förderschale. Die ersten mit Sprengstoffkisten voll beladenen Grubenwagen waren eingeschoben. Die nächsten, die letzten, eben ankommend, waren hoch beladen … Sein Herz lachte. Das war ja mehr als die normale Ladung.

      Er stellte sich so, daß er die Schale im Rücken hatte, sein Gesicht den ankommenden Wagen zugewandt. Mit einem kurzen Ruck der Rechten schleuderte er den Lederbeutel in den Hintergrund der Schale zwischen die dort stehenden beladenen Wagen. Die letzten Wagen kamen heran, wurden in die Schale gerollt.

      »All right! Schluß?« rief er, schon auf dem Wege zum Maschinenraum.

      »Schluß! Ab!« scholl es hinter ihm her. Seine Hand fuhr zum Hebel, riß ihn herum. Die Schale ging in die Tiefe. Tredrups Blick folgte dem Tiefenzeiger. Zu schnell!!! Sein Auge vermochte nicht sicher zu folgen.

      Er rückte am Hebel. Langsamer ging die Fahrt. Jetzt sechshundert … siebenhundert … siebenhundertachtzig … Der Hebel fuhr herum. Die Förderschale hielt … achthundert Meter genau, las Tredrup am Teufenzeiger. Er trat zurück, stand sekundenlang. Das Riesenwerk … Er selbst jahrelang dabei tätig – Herostrat?

      Das sterbende Europa! Die Millionen, die neue Heimat suchten … die Bilder von den Hafenstädten! Mit einem Sprung war er an der Werkbank. Faßte einen Tastknopf … Morsezeichen … den Sprengimpuls … Jene Reihe von Morsezeichen, auf die der Empfänger in der Ledertasche in der Förderschale da unten in achthundert Meter Tiefe sicher ansprechen mußte.

      Sechs Sekunden nach dem letzten Morsezeichen würde sich im Empfänger ein winziger Hebel umlegen. Der würde den Strom einer kleinen Batterie schließen. Der wieder würde einen feinen Draht, in ein wenig Knallquecksilber eingebettet, zum Glühen bringen. Das war die Initialzündung! Explodierendes Quecksilber … eine explodierende Sprengstoffpatrone … Die Explosion einer Riesenladung Sprengstoff an der Schachtwand, die den unterirdischen Wasserstrom bannte.

      Zehn Meter Eisenbeton … die Schranke, die dem Wasser den Weg verschloß. Die Kraft der Explosion … die Stärke des Mauerwerks … wer würde siegen?

      Ein belferndes Krachen im Schacht! Ein fürchterliches Dröhnen, tausendfach an den Wänden widerhallend, sich brechend, fuhr aus dem Schacht. Tredrup stand, die bebenden Arme an den Werktisch geklammert. Sein Ohr lauschte nach unten, das Rauschen des Wassers zu suchen. War es frei, waren seine Bande gesprengt? Noch nichts zu hören.

      Die Schallwellen der Explosion füllten noch immer den Schacht. Nach unten zur Sohle stürzend, nach oben wieder zurückgeworfen.

      Eine Pause … hörte er jetzt das Rauschen? Ja … Nein! Eine Sinnestäuschung? Wieder ein Schwall gebrochener Schallwellen. Die Spannung drohte ihn zu übermannen. Da! Wieder eine Pause. Und jetzt … Das donnernde Rauschen eines mächtigen Katarakts drang deutlich an sein Ohr.

      Seine Hände ließen los. Eine zweite Lederhülle, genau wie die erste, hatte er in seinen Händen. Er stürzte zur Tür hinaus. Stürmte in großem Umweg um die hohe Mauer, die den Schachtrand umkrönte.

      An der südlichen Peripherie, wo die Umgebung des Schachtes einsamer war, stieß er zur Schachtmauer zurück. Ein kräftiges Stemmeisen fuhr in das Mauerwerk. Ein paar Steine bröckelten heraus.

      Tredrup schob die Lederhülle in die Lücke, setzte ein paar Steinbrocken davor, warf den Rest der Steine über die Mauer in den Schacht. Ein Blick um sich herum. Es war höchste Zeit … In das Toben und Schreien der Massen, die die Förderschalen in rasender Fahrt aus der Schachttiefe herausholten, in das Jammern der Menge, die von allen Seiten strömend an die Förderungen drängte, in das Heulen der Alarmsirenen, die über Mineapolis hin schrieen, mischte sich bereits der dröhnende Laufschritt der Truppen.

      Gellende Kommandorufe verteilten diese um den Schachtmund.

      Tredrup stürzte zurück nach ein paar Baumgruppen, die halb im Dunkel verborgen lagen. Einen Augenblick hielt er keuchend an. Schon jagten motorisierte Patrouillen um die Stelle, wo er eben noch an der Schachtmauer gearbeitet.

      Mit größter Vorsicht, wo das Dunkel ihn schützte laufend, umkreiste er den Schacht zurück nach Norden, wo Mineapolis lag. Er trat in seine Wohnung, kramte aus Schränken und Kästen allerhand hervor, band es mit ein paar Stricken zusammen. Einen kleinen Sack mit Lebensmitteln warf er über die Schulter. Dann ging er. Die Straßen waren voller Menschen, die in der Richtung zum Schacht strömten.

      Mit Mühe bahnte er sich einen Weg hindurch. Von der Turmuhr des Stadthauses schlug es die zweite Nachtstunde. Er blieb stehen, verglich seine Uhr.

      »Noch fünf Minuten!« murmelte er und ging weiter. Noch fünf Minuten, dann mußte er draußen sein, wo die Baumwollfelder anfingen.

      Jetzt hatte er sie erreicht. Nochmals sah er auf die Uhr, nickte.

      Im Geiste ging sein Auge in die Schachttiefe. Er sah die Fluten des Katarakts in die Karbidstollen hineinbrechen. Sah die Stoffe zusammentreffen, in der Verbindung unendliche Mengen Azetylen erzeugen. Sah den Riesentrichter des Schachtes sich mit Gas füllen … sah die Belegschaft auf der Flucht. Sah die Fördermaschinen in rasender Fahrt auf und nieder sie zu Tage bringen. Wenige wohl nur, die, durch das Gas erstickt, den Tod gefunden hatten. Er sah das Gas steigen, immer höher. Jetzt hatte es wohl die Mauerkrone erreicht, überflutete sie. Jetzt war’s Zeit.

      Aus dem Beutel mit Lebensmitteln СКАЧАТЬ