Название: Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Box
isbn: 9783740934224
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Trotz der Widerworte seiner Freundin hatte Lorenz Herweg sein Vorhaben wahr gemacht und sich mit der Journalistin getroffen. Mit dem gesammelten Material und klopfendem Herzen machte er sich an diesem Morgen auf den Weg in die Klinik. Wie erwartet bereitete sein Vater ihm keinen freundlichen Empfang.
»Was willst du hier? Hat dir diese Krankenschwester nicht gesagt, dass ich keinen Besuch mehr empfange?«, fragte Carl Herweg aufgebracht. »Ich möchte mal wissen, zu was die überhaupt zu gebrauchen ist.« Er saß halb aufrecht im Krankenbett und starrte seinen Sohn feindselig an.
»Janine ist weder nichtsnutzig noch hat sie vergessen, mir was auszurichten«, nahm Lorenz seine Freundin in Schutz. Er sah sich suchend um. »Wo steckt sie überhaupt?«
»Ich hab sie weggeschickt, um ein paar Kopien zu machen und einige Dinge zu erledigen«, brummte der alte Patriarch. »So schnell wird sie nicht zurück sein.«
Das war Lorenz in diesem Augenblick nur recht. Unter den skeptischen Blicken seines Vaters zog er einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
»Willst du dich hier häuslich einrichten?«, schnaubte Carl Herweg unwillig.
»Willst du kapitulieren?«, konterte Lorenz mit einer Gegenfrage.
»Ich kapituliere nicht. Ich will meine Firma ordnen«, widersprach sein Vater.
»Wenn meine Mutter noch leben würde …«, setzte Lorenz an. Doch weiter kam er nicht.
»Lass deine Mutter aus dem Spiel!«, brauste der Patriarch auf. »Sie hat damit nichts zu tun. Es geht um diese Ärzte, die denken, dass sich jedes Problem der Welt mit ein paar Pillen lösen lässt.« Carl Herwegs Stimme war verwaschen, und das Gespräch strengte ihn sichtlich an. Weitgehend zur Reglosigkeit verdammt, lag er im Bett und kämpfte seinen einsamen Kampf.
Doch darauf konnte sein Sohn keine Rücksicht nehmen.
»Ich verstehe dich nicht. Deine Chancen stehen doch gar nicht so schlecht. Hier!« Lorenz deutete auf die Mappe mit den Unterlagen, die er gesammelt hatte. »Hier steht alles Schwarz auf Weiß. Wenn du die Medikamente nimmst, kannst du die Beschwerden in den Griff bekommen.«
»Bildest du dir etwa was drauf ein, dass du ein Mal ein medizinisches Buch in die Hand genommen und ein paar Seiten rauskopiert hast?«, spottete der Alte und lachte heiser. »Deshalb musst du dich nicht gleich zum Sprachrohr der Ärzte machen.«
Mit aller Macht musste sich Lorenz zur Ruhe mahnen, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Vater, bitte!«
Trotzig schüttelte Carl Herweg den Kopf.
»Ich verstehe das nicht«, polterte er weiter. »Was imponiert dir denn so an diesem Norden und seiner Gefolgschaft? An dieser Janine? Geht es um sie? Willst du ihr was beweisen?«, fragte er, und seine Augen wurden schmal vor Argwohn.
Natürlich hatte er nicht vergessen, dass die beiden einmal ein Paar gewesen waren.
Lorenz biss sich auf die Lippen. Die Beleidigungen seines Vaters reizten ihn mehr, als ihm lieb war. In diesem Moment beschloss er, alles auf eine Karte zu setzen.
»Janine bedeutet mir immer noch mehr, als du dir vielleicht vorstellen kannst.« Selbst wenn Lorenz bewusst war, dass er gegen den ausdrücklichen Willen seiner Freundin handelte, konnte er sich nicht länger beherrschen.
Einen Moment lang meinte er, ein Blitzen in den Augen seines Vaters zu sehen. Doch es zuckte so schnell vorüber wie eine Sternschnuppe am Sternenhimmel verglühte.
Was dann geschah, ging über Lorenz‘ Verstand
»Geh morgen früh in die Firma und hol mir die Unterlagen aus der Buchhaltung. Ich brauche alle Zahlen.« Der Patriarch ignorierte kurzerhand das Geständnis seines Sohnes.
Lorenz konnte es nicht fassen.
»Hörst du mir eigentlich zu? Ich liebe diese Frau, ob dir das nun passt oder nicht. Und ich werde mir diese Liebe nicht von dir kaputt machen lassen. Nicht noch einmal!«, erklärte er energisch.
Doch Carl Herweg hatte offenbar beschlossen, Janine aus seinem Repertoire zu streichen.
»Übrigens muss die Firmenfeier zum Jubiläum im nächsten Monat abgesagt werden. Kümmer dich drum. Und jetzt lass mich allein. Ich bin müde.« Wenn der alte Herweg gekonnt hätte, hätte er sich in diesem Moment im Bett umgedreht und seinem Sohn den Rücken gezeigt. Da das aber nicht möglich war, begnügte er sich damit, den Kopf zur Seite zu wenden und wieder demonstrativ hinaus in den Garten zu sehen.
Einen Augenblick lang saß Lorenz noch am Bett seines Vaters und haderte mit sich. Endlich musste er aber einsehen, dass jedes weitere Wort umsonst war. Seine Hoffnung, mit seinem Geständnis irgendwas zum Besseren zu wenden, hatte sich nicht erfüllt, und wie ein geschlagener Hund schlich er aus dem Zimmer seines Vaters.
*
Am Mittag hielt Danny Norden es nicht länger aus, und er beschloss, seine Freundin Tatjana spontan zum Mittagessen in ihr gemeinsames Lieblingsrestaurant zu entführen.
»Hey, was soll denn das?«, lachte sie, als er ins Café ›Schöne Aussichten‹ kam, sie kurzerhand packte und über der Schulter aus dem Geschäft trug.
Marla sah ihnen belustigt dabei zu.
»Geh nur mit. Ich kümmere mich um alles«, rief sie ihrer Chefin nach.
»Machst du Witze? Ich hab ja keine Wahl!« Mit den Händen trommelte Tatjana auf Dannys Rücken, doch er ließ sie nicht los, bis sie angeschnallt im Wagen saß. »Du Schuft!«
»Wenn wir zurück sind, kannst du mich wegen Menschenraubs am helllichten Tag anzeigen«, bot er ihr grinsend an und lenkte den Wagen durch den dichten Mittagsverkehr zum Restaurant Enzo, wo er schon einen Tisch bestellt hatte. Nach dem Grund für diese ungewöhnliche Einladung zur Mittagszeit gefragt, hatte Danny ein wenig mit Enzo geplaudert und ihm von den Hochzeitsplänen erzählt. Der Italiener war entzückt gewesen, hatte aber versprechen müssen, sich nichts anmerken zu lassen.
»Worauf du dich verlassen kannst«, gab Tatjana zurück.
Doch ihre großen, tiefblauen Augen, denen man die Behinderung nicht ansah, blitzten munter.
Tatjana liebte Abenteuer und Überraschungen und hatte Spaß an Dannys Aktion.
»Hmmm, das sieht ja lecker aus. Ganz nach meinem Geschmack«, schwärmte sie, als Enzo höchstpersönlich verschiedene Vorspeisen, eine große Pizza und zwei Nudelgerichte servierte. Dabei zwinkerte er Danny verschwörerisch zu.
»Nur Sie beide?«, gab er vor, sich über die Mengen an Essen zu wundern.
Tatjana lächelte entschuldigend.
»Ich konnte mich mal wieder nicht entscheiden!«
Danny lachte zufrieden, und gemeinsam machten sie sich über die köstlichen Speisen her. Eine Viertelstunde später lehnte sich Tatjana stöhnend zurück.
»Wenn ich noch was esse, dann СКАЧАТЬ