Der Courier des Czaar (Michael Strogoff). Жюль Верн
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Читать онлайн книгу Der Courier des Czaar (Michael Strogoff) - Жюль Верн страница 9

Название: Der Courier des Czaar (Michael Strogoff)

Автор: Жюль Верн

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066117221

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      Peter Strogoff hatte diese Unglückszahl also überschritten, ohne auch nur eine Schramme davon zu tragen. Von da ab unterließ es der damals elfjährige Michael Strogoff niemals, seinen Vater bei den Jagdausflügen zu begleiten, wobei er die „Ragatina“ trug, d. h. eine Art Gabelspieß, um seinem Vater, der meist nichts als ein Messer bei sich führte, im Nothfall zu Hilfe zu kommen. Mit dem vierzehnten Jahre hatte Michael Strogoff seinen ersten Bären erlegt, und zwar ganz allein, was nicht so gar viel heißen will; nachdem er diesen aber abgezogen, hatte er auch das Fell des riesigen Thieres bis nach dem mehrere Werst entfernten väterlichen [pg 1-33] Hause geschleppt, – was bei dem Kinde eine ungewöhnliche Kraft voraussetzen ließ.

      Diese Lebensweise bekam ihm gut, und als er das Mannesalter erreichte, vermochte er Alles zu ertragen, Frost und Hitze, Hunger und Durst, Mühsal und Plage.

      Er war mit einem Wort, so wie die Jakuten des unwirthbaren Nordens, ein ganzer Mann von Eisen. Er hielt leicht vierundzwanzig Stunden aus, ohne etwas zu essen, zehn Nächte, ohne zu schlafen, und begnügte sich mit einem Lager in der freien Steppe, wo tausend Andere sich zum Tode erkältet hätten. Begabt mit unendlich feinen Sinnen, durch die weiße Ebene geführt von einem reinen Delawareninstinct, wenn auch der Nebel den ganzen Horizont verhüllte, und das selbst in höhern Breiten, wo die Polarnacht schon mehrere Tage anhält, fand er doch immer seinen richtigen Weg, wo Andere nicht mehr gewußt hätten, wohin sie den Fuß setzen sollten. Alle Geheimnisse seines Vaters waren auch ihm bekannt. Er wußte sich nach kaum bemerkenswerthen Anzeichen zu richten, nach der Lage der Eisnadeln, der Stellung der dünnsten Baumzweige, nach schwachen Gerüchen, welche von außerhalb der Grenze des Horizontes herkamen, nach der Spur der Blätter im Walde, nach den schwächsten Geräuschen in der Luft oder nach entfernten Detonationen, wie nach dem Zuge der Vögel in der dunstigen Atmosphäre, – nach tausend Einzelheiten, welche für den Kenner eben so viel Wahrzeichen sind. Dabei hatte er, der von dem Schneetreiben abgehärtet war, wie der Stahl in den Wassern von Damascus, wirklich eine Gesundheit von Eisen, und doch, wie der General Kissoff ganz richtig gesagt hatte, dabei ein Herz von Gold.

      [pg 1-34]

      Eine einzige Leidenschaft besaß Michael Strogoff, die Liebe zu seiner alten Mutter Marfa, welche nicht zu bewegen gewesen war, das alte Haus der Strogoff’s in Omsk, an der Grenze von Irtysch, zu verlassen, in dem sie so lange Zeit mit dem alten Jäger vereint gelebt hatte. Als der Sohn sie verließ, geschah es, um seinem Triebe nach einem größeren Wirkungskreise zu genügen; aber er versprach ihr dabei, stets zeitweilig zu ihr zurückzukehren, sobald die Umstände es erlaubten – ein Versprechen, das mit religiöser Strenge eingehalten wurde.

      Es war beschlossen worden, daß Michael Strogoff mit seinem zwanzigsten Jahre in den persönlichen Dienst des Kaisers von Rußland eintreten sollte, und zwar in das Corps der Couriere des Czaaren. Der kühne, intelligente, eifrige und sich wacker aufführende junge Sibirier fand die erste Gelegenheit, sich auszuzeichnen, bei einer Sendung nach dem Kaukasus, mitten durch das von einigen unruhigen Nachfolgern Schamyl’s aufgewühlte Land; später bei einer wichtigen Mission, welche ihn bis Petropolawsk in Kamtschatka, nach den äußersten Grenzen des asiatischen Rußland, führte. Während dieser so weiten Reisen legte er wiederholte Proben seiner ausgezeichneten Eigenschaften, seiner Kaltblütigkeit, Klugheit und seines Muthes ab, welche ihm die Anerkennung und das Wohlwollen seiner Vorgesetzten erwarben und seine Carrière beschleunigten. Den ihm nach so mühseligen Expeditionen mit Recht zukommenden Urlaub versäumte er nie seiner alten Mutter zu widmen – und wenn er auch Tausende von Wersten entfernt war von ihr, und der Winter alle Wege fast ungangbar machte. Jetzt hatte Michael Strogoff, der im Süden des Reichs vielfach beschäftigt [pg 1-35] wurde, die alte Marfa zum ersten Male seit drei Jahren, für ihn drei Jahrhunderte – nicht gesehen! In wenig Tagen sollte er seinen reglementsmäßigen Urlaub antreten und hatte auch schon alle Vorbereitungen zur Reise nach Omsk getroffen, als die uns schon bekannten Ereignisse eintraten.

      Michael Strogoff wurde vor den Czaaren geführt, in vollständiger Unkenntniß dessen, was derselbe von ihm verlangen würde.

      Einige Augenblicke betrachtete ihn der Czaar, ohne ein Wort zu reden, mit durchdringendem Blicke, während Michael Strogoff unbeweglich stehen blieb.

      Dann wendete sich der Czaar, offenbar befriedigt von dieser Vorprüfung, nach seinem Schreibtische, machte dem Chef der Polizei ein Zeichen, sich dahin zu setzen, und dictirte ihm mit leiser Stimme einen Brief von wenig Zeilen.

      Nach Vollendung des Schreibens durchlas es der Kaiser noch einmal mit größter Aufmerksamkeit und unterzeichnete es, nachdem er seinem Namen noch die Worte: „Byt po semu“, welche „So geschehe es“ bedeuten und eine gewöhnliche Bestätigungsformel der russischen Kaiser ausmachen, vorgesetzt hatte.

      Der Brief ward dann in ein Couvert gesteckt und mit einem Siegel mit dem kaiserlichen Wappen verschlossen.

      Der Czaar erhob das Schriftstück und winkte Michael Strogoff, sich zu nähern.

      Dieser that dann einige Schritte vorwärts und blieb wieder unbeweglich vor seinem Kaiser stehen.

      Noch einmal sah der Czaar ihn durchdringend, Auge in Auge, in’s Gesicht. Dann begann er:

      „Dein Name?

      — Michael Strogoff, Sire.

      [pg 1-36]

      — Deine Stellung?

      — Kapitän bei den Courieren des Czaaren.

      — Du kennst Sibirien?

      — Ich stamme daher.

      — Du bist geboren?

      — In Omsk.

      — Hast Du Verwandte in Omsk?

      — Meine alte Mutter.“

      Der Czaar unterbrach einen Augenblick die Reihe seiner Anfragen. Dann fuhr er fort, indem er dem Courier den Brief zeigte, den er in der Hand hielt:

      „Hier ist ein Brief, den ich Dich, Michael Strogoff, beauftrage, dem Großfürsten eigenhändig, keinem, keinem Anderen! – zu überliefern.

      — Ich werde ihn besorgen, Sire.

      — Der Großfürst befindet sich in Irkutsk.

      — Ich werde nach Irkutsk gehen.

      — Es handelt sich hier aber darum, ein von Rebellen unsicher gemachtes, von den Tartaren überfallenes Land zu durchreisen, in welchem jene Meuterer ein Interesse haben könnten, diesen Brief aufzufangen.

      — Ich werde hindurch kommen.

      — Und wirst Dich vor Allem vor einem Verräther, Iwan Ogareff, zu hüten haben, dem Du auf dem Wege vielleicht begegnen könntest.

      — Ich werde ihm auszuweichen wissen.

      — Kommst Du über Omsk?

      — Mein Weg führt mich dahin.

      — Wenn Du Deine Mutter sehen wolltest, würdest Du Gefahr laufen, erkannt zu werden. Du darfst Deine Mutter nicht besuchen!“

      Michael Strogoff zögerte einen Augenblick mit seiner Antwort.

      [pg 1-37]

      „Ich werde sie nicht sehen, sagte er.

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