Der Courier des Czaar (Michael Strogoff). Жюль Верн
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Название: Der Courier des Czaar (Michael Strogoff)

Автор: Жюль Верн

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066117221

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СКАЧАТЬ er nicht, und wenn man ihn darum fragte, so antwortete er scherzend, er correspondire mit „seiner Cousine Madelaine“. Im Grunde war dieser Franzose trotz seines legèren Auftretens ein sehr scharfer Beobachter, und wenn er so in den Tag hinein plauderte, vielleicht um seine eigentliche Absicht desto mehr zu verdecken, so gab er sich doch niemals eine Blöße. Gerade seine Redseligkeit diente ihm dazu, zu schweigen, und wahrscheinlich war er eigentlich verschlossener und discreter, als sein College vom Daily-Telegraph.

      Wenn Beide diesem in der Nacht vom 15. zum 16. Juli im Neuen Palais gegebenen Feste beiwohnten, so geschah das in ihrer Eigenschaft als Journalisten und zwar zur größten Erbauung ihrer Leserkreise.

      Es versteht sich ganz von selbst, daß diese beiden Männer für ihre Mission in der Welt wirklich begeistert waren; daß sie es liebten, sich wie Spürhunde auf die Fährte der unerwartetsten Neuigkeiten zu stürzen, daß Nichts sie zurückschreckte oder abhielt, zu ihrem Ziele zu gelangen, und daß sie das absolut unerregbare, kalte Blut und den wirklichen Muth dieser Helden von der Feder besaßen. Wahrhafte Jockeys dieser Steeple-chase, dieser Jagd nach Neuigkeiten, sprangen sie über die Hecken, flogen über die Flüsse, setzten über die Hürden mit dem unvergleichlichen Feuereifer jener Vollblutrenner, die entweder die Ersten am Ziele sein oder sterben wollen.

      Uebrigens geizten ihre Journale nicht mit dem Gelde, jenem bis jetzt sichersten, schnellsten und vollkommensten Mittel, sich zu informiren. Zu ihrer Ehre sei aber hier eingeflochten, daß weder der Eine noch der Andere je über die Mauer des Privatlebens [pg 1-10] sah oder horchte, und daß sie nur dann in Thätigkeit traten, wenn politische oder sociale Interessen in’s Spiel kamen. Mit einem Worte, sie waren, wie man seit den letzten Jahren zu sagen pflegt, „die großen politischen und militärischen Berichterstatter“.

      Indeß wird man bei näherer Betrachtung sehen, daß sie die Thatsachen und ihre Consequenzen meist auf besondere Art und Weise ansahen, da sie eben jeder seine besondere Manier hatten, zu sehen und zu urtheilen. Da sie jedoch stets mit Freimuth handelten und bei jeder Gelegenheit ihr Möglichstes thaten, so würde man Unrecht thun, sie deshalb zu tadeln.

      Der französische Correspondent hieß Alcide Jolivet. Harry Blount war der Name des englischen Reporters. Sie begegneten sich eben zum ersten Male bei dem Feste im Neuen Palais, über welches sie ihren Journalen Bericht erstatten wollten. Die Verschiedenheit ihres Charakters in Verbindung mit einer gewissen Geschäftsvorsicht, konnte ihnen nur wenig gegenseitige Sympathie einflößen. Jedoch, sie vermieden sich deshalb nicht, ja, sie suchten sich sogar, um Einer dem Anderen die Neuigkeiten des Tages abzulocken. Sie waren Alles in Allem zwei Nimrods, die auf dem nämlichen Gebiete jagten. Was der Eine fehlte, konnte ja dem Anderen zum Schusse gelegen kommen und ihr Interesse verlangte es, daß sie immer so weit Fühlung behielten, um einander zu sehen und zu hören.

      An diesem Abend befanden sich Beide auf dem Anstande. Offenbar lag etwas in der Luft.

      „Und wenn’s nur ein Volk Enten wäre, sagte sich Alcide Jolivet, einen Flintenschuß wird’s doch werth sein!“

      [pg 1-11]

      Die beiden Correspondenten kamen also in ein Gespräch während des Balles, kurze Zeit, nachdem General Kissoff die Salons verlassen hatte, und Beide klopften erst gegenseitig auf den Busch.

      „Wahrlich, mein Herr, dieses kleine Fest ist reizend! begann Alcide Jolivet, mit der liebenswürdigsten Miene von der Welt die Unterhaltung mit dieser ausgesprochen französischen Phrase einleitend.

      — Ich habe schon telegraphirt: splendid! antwortete frostig Harry Blount mit besonderer Betonung dieses Wortes, welches jeder Bürger des Vereinigten Königreichs als Ausdruck seiner Bewunderung zu gebrauchen pflegt.

      — Ich jedoch, fügte Alcide Jolivet hinzu, glaubte meiner Cousine …

      — Ihrer Cousine?… wiederholte Harry Blount erstaunt, indem er seinen Collegen unterbrach.

      — Ja wohl, fuhr Alcide Jolivet fort, ich stehe mit meiner Cousine Madelaine in Briefwechsel, sie hat es gern, schnell Alles zu erfahren, meine Cousine!… Ich glaubte ihr also mittheilen zu müssen, daß die Stirn des Souveräns bei diesem Feste doch von einigen Wölkchen beschattet gewesen sei.

      — Mir dagegen schien sie strahlend frei, antwortete Harry Blount, der wahrscheinlich seine Ansicht über diesen Gegenstand zu verbergen suchte.

      — Und in Folge dessen haben Sie sie auch in den Spalten des Daily-Telegraph ‚strahlen‘ lassen?

      — Gewiß.

      — Erinnern Sie sich, Herr Blount, sprach Alcide Jolivet weiter, was im Jahre 1812 in Zakret vorgekommen ist?

      — So genau, als ob ich dabei gewesen wäre, erwiderte der englische Reporter.

      [pg 1-12]

      — Nun, sagte Alcide Jolivet, so ist Ihnen bekannt, daß man bei einem dem Kaiser Alexander zu Ehren gegebenen Feste diesem die Nachricht brachte, daß Napoleon mit der französischen Vorhut soeben den Niemen überschritten habe. Der Kaiser verließ jedoch das Fest nicht, trotz der Wichtigkeit dieser Nachricht, die ihm seine Herrschaft kosten konnte, und bekämpfte äußerlich jede Unruhe …

      — So wenig wie unser Wirth eine solche zeigte, als ihm General Kissoff die Meldung machte, daß die telegraphischen Verbindungen zwischen der Grenze und dem Gouvernement von Irkutsk unterbrochen seien.

      — Ah, Sie kennen diese Einzelheiten?

      — Ich kenne sie.

      — Ich muß wohl davon unterrichtet sein, da mein letztes Telegramm bis Udinsk gelangt ist, bemerkte Alcide Jolivet mit einer gewissen Genugthuung.

      — Und die meinigen nur bis Krasnojarsk, erwiderte Harry Blount etwas unwirsch.

      — So wissen Sie auch, daß schon Befehle an die Truppen von Nicolajewsk abgegangen sind?

      — Ja wohl, mein Herr, gleichzeitig als man den Kosaken des Gouvernements Tobolsk telegraphisch die Ordre zugehen ließ, sich zu sammeln.

      — Sehr richtig, Herr Blount, auch diese Maßnahmen sind mir vollkommen bekannt, und glauben Sie, meine liebenswürdige Cousine wird schon morgen Einiges davon zu erzählen wissen.

      — Ganz so wie die Leser des Daily-Telegraph davon unterrichtet sein werden, Herr Jolivet.

      — Das kommt davon, wenn man Alles sieht, was ringsum vorgeht …

      [pg 1-13]

      — Und wenn man Alles hört, was gesprochen wird!

      — Da wird’s einen interessanten Feldzug zu verfolgen geben.

      — Dem ich mich anschließe, Herr Jolivet.

      — O, dann kann sich’s treffen, daß wir uns auf einem minder sicheren Terrain, als das Parket dieses Saales, wieder begegnen.

      — Wohl einem minder sicheren, aber auch …

      — Einem weniger glatten!“ antwortete Alcide Jolivet, der seinen Collegen in den Armen auffing, als dieser eben beim Rückwärtsgehen fast umgefallen wäre.

      Später trennten sich die beiden Collegen, ganz zufrieden zu wissen, daß Keiner dem Andern um eine Nasenlänge voraus war.

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