Der Courier des Czaar (Michael Strogoff). Жюль Верн
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Читать онлайн книгу Der Courier des Czaar (Michael Strogoff) - Жюль Верн страница 18

Название: Der Courier des Czaar (Michael Strogoff)

Автор: Жюль Верн

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066117221

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      Doch ein Gedanke erzeugt ja immer einen andern. Michael Strogoff hatte bis jetzt nichts anderes im Sinne gehabt, als ein gutes Werk zu thun, einen Liebesdienst zu erweisen. Da kam ihm plötzlich ein [pg 1-77] anderer Gedanke, der die ganze Frage in einem wesentlich anderen Lichte erscheinen ließ.

      „Ja, sagte er sich, ich könnte ihrer vielleicht doch noch mehr nöthig haben, als sie meiner Hilfe. Ihre Gegenwart kann mir nicht unnützlich sein und wird dazu beitragen, jeden Verdacht wegen meiner Person zu zerstreuen. Unter einem Manne, der ganz allein durch die Steppen zieht, könnte man weit eher einen Courier des Czaaren vermuthen. Begleitete mich dagegen jenes junge Mädchen, so müßte ich ja in aller Augen weit mehr als der Kaufmann Nicolaus Korpanoff meines Podaroshna erscheinen. Nun wohl, sie muß mich also begleiten, ich muß sie wiederfinden! Unmöglich kann sie sich seit gestern Abend einen Wagen verschafft haben, um Nishny-Nowgorod zu verlassen. Ich will sie suchen, und Gott leite meine Schritte!“

      Michael Strogoff verließ den großen Platz, wo der durch die Ausführung jener Verordnung erzeugte Tumult eben den höchsten Grad erreicht hatte. Die Einsprüche der vertriebenen Fremden, das Rufen der Agenten und der Kosaken, welche sich einmengten, mischte sich zu einem unbeschreiblichen Getöse. Hier konnte sich die Gesuchte unmöglich aufhalten.

      Es war jetzt neun Uhr Morgens. Der Dampfer sollte erst zu Mittag abgehen. Michael Strogoff konnte also wohl zwei Stunden verwenden, diejenige zu suchen, welche er so dringend als Begleiterin auf seiner Reise wünschte.

      Von Neuem überschritt er die Wolga und lief durch die Quartiere am anderen Ufer, wo die Menschenmenge minder beträchtlich war. Er durchforschte, man konnte sagen, Straße für Straße, die obere und die untere Stadt. Er trat in die Kirchen, jener [pg 1-78] natürliche Zufluchtsort aller Weinenden und Leidenden. Nirgends traf er auf eine Spur der jungen Liefländerin.

      „Und dennoch, redete er sich ein, kann sie Nishny-Nowgorod nicht verlassen haben. Ich muß weiter suchen!“

      So irrte Michael Strogoff zwei Stunden lang umher. Er eilte weiter ohne auszuruhen, er empfand keine Ermüdung, er gehorchte einem ihn ganz beherrschenden Gefühle, das ihm keine Zeit ließ, lange nachzudenken. Alles vergeblich!

      Da fiel ihm ein, daß das junge Mädchen vielleicht noch ohne alle Kenntniß war von der ergangenen Verordnung, – zwar ein unwahrscheinlicher Umstand, denn ein solcher Blitzschlag konnte sich gar nicht entladen, ohne von Allen gehört zu werden. Da sie ein offenbares Interesse haben mußte an Allem, was Sibirien betraf, wie hätten ihr die Maßnahmen des Gouverneurs entgehen können, Maßnahmen, welche ihr so direct angingen?

      Kannte sie dieselben indessen nicht, so mußte sie ja in wenig Stunden nach dem Landungsplatze kommen, wo ein unbarmherziger Beamter schon ihre Weiterreise hindern werde. Unbedingt mußte Michael Strogoff sie noch vorher sehen und sprechen, um mit seiner Hilfe diesem Schachzuge zu entgehen.

      Doch alle Nachforschungen schienen vergeblich, und schon gab er alle Hoffnung auf, sie je wieder zu finden.

      Die elfte Stunde kam heran. Michael Strogoff dachte daran, – was unter anderen Verhältnissen ganz unnöthig gewesen wäre, seinen Podaroshna im Bureau der Polizei zu präsentiren. Die Verordnung konnte ihn offenbar nicht treffen, da dieser Fall für [pg 1-79]ihn vorhergesehen war; aber er wollte sich überzeugen, daß seinem Austritt aus der Stadt nichts im Wege stehe.

      Der Courier mußte deshalb nach der andern Seite des Flusses zurückkehren, nach dem Quartiere, in dem sich die Bureaux des Polizeipräfecten zur Zeit befanden.

      Dort war ein großer Zusammenfluß von Menschen, denn wenn die Ausländer auch den Befehl erhalten hatten, die Provinzen zu verlassen, so ersparte ihnen das doch keineswegs gewisse Formalitäten vor der Abreise. Ohne dem hätte auch jeder bei dem Tartareneinfalle mehr oder weniger betheiligte Russe unter dem Schutze einer beliebigen Verkleidung das Land verlassen können, was die Verordnung ja gerade verhindern wollte. Man wies mit einem Worte die Leute fort, zwang sie aber auf der anderen Seite, sich die Erlaubniß zur Abreise erst zu beschaffen.

      Der Hof und die Bureaux des Polizeiamtes waren also von Gauklern, Bänkelsängern, Zigeunern und Tsiganen, außer diesen aber von Kaufleuten aus Persien, der Türkei, Turkestan und China buchstäblich vollgepfropft.

      Jeder beeilte sich, da die Transportmittel bei dieser Masse Ausgetriebener bald mangeln mußten, so daß Säumige leicht in die Lage kommen konnten, die festgesetzte Frist zu überschreiten und in Folge dessen sich einer brutalen Intervention der Beamten des Gouverneurs auszusetzen.

      Michael Strogoff vermochte, Dank seiner kräftigen Ellenbogen, durch den Hof zu dringen. Aber in die Expeditionen und bis zu den Schaltern der Beamten zu gelangen, das war ein weit schwereres [pg 1-80] Stück Arbeit. Indessen ein Wort, das er einem Inspector in’s Ohr flüsterte, und einige rechtzeitig in dessen Hand gedrückte Rubel besaßen die Macht, ihm den Durchgang zu erzwingen.

      Nachdem er den Courier in einen Wartesaal geleitet, meldete ihn der Agent bei einem Oberbeamten an.

      Michael Strogoff mußte also mit der Polizei bald in Ordnung und frei in seinen Bewegungen sein.

      Inzwischen sah er sich von ungefähr etwas um. Und was erblickte er?

      Da, mehr hingesunken als sitzend auf einer Bank ein junges Mädchen, ein Opfer der stummen Verzweiflung, deren Gesicht er nicht einmal ganz sehen konnte, da sich nur das Profil desselben von der weißgetünchten Mauer abhob.

      Michael Strogoff täuschte sich nicht; er hatte die junge Liefländerin wieder erkannt.

      Unbekannt mit der Verordnung des Gouverneurs war sie nach der Polizei gekommen, ihren Schein visiren zu lassen!… Man hatte ihr das Visum versagt. Ohne Zweifel war sie legitimirt, nach Irkutsk zu reisen, jene Verordnung war aber einmal bekannt gegeben, sie machte alle früher ausgestellten Legitimationen ungiltig und verschloß alle Wege nach Sibirien.

      Michael Strogoff, in seiner Freude sie endlich wieder gefunden zu haben, näherte sich dem jungen Mädchen.

      Diese sah ihn einen Moment an, und über ihr Gesicht flog ein leichter Schimmer, als sie den Reisegefährten wieder erkannte. Sie erhob sich fast instinctmäßig und wollte, so wie ein Schiffbrüchiger sich an jedes Trümmerstück klammert, ihn um seine Hilfe ansprechen …

      [pg 1-81]

      In diesem Augenblick berührte der Agent Michael Strogoff’s Schulter.

      „Der Polizeipräfect erwartet Sie, sagte er.

      — Gut“, erwiderte Michael Strogoff.

      Und ohne ein Wort zu Der zu sprechen, welche er so lange in der ganzen Stadt gesucht hatte, ohne sie durch irgend eine Bewegung, welche ihn selbst oder auch sie hätte compromittiren können, zu beruhigen, folgte er dem Agenten durch die gedrängten Massen.

      Als die junge Liefländerin Den verschwinden sah, von dem sie allein einige Unterstützung erwartet hätte, sank sie auf die Bank zurück.

      Kaum drei Minuten verstrichen, als Michael Strogoff in Begleitung eines Agenten wieder im Saale erschien.

      In der Hand hielt er seinen Podaroshna, der ihm den Weg nach Sibirien öffnete.

      Er ging auf die junge Liefländerin zu, streckte ihr die Hand entgegen und sagte:

      „Schwester …!“

      Sie verstand ihn; sie СКАЧАТЬ