Der Courier des Czaar (Michael Strogoff). Жюль Верн
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Название: Der Courier des Czaar (Michael Strogoff)

Автор: Жюль Верн

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066117221

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СКАЧАТЬ wüstes Geschrei hatte sich plötzlich erhoben, [pg 1-72] legte sich dann allmälig und machte einer lautlosen Stille Platz. Jeder fühlte, daß jetzt eine wichtige Mittheilung seitens des Generalgouvernements erfolgen werde.

      Der Chef der Polizei hatte eben, gefolgt von einem Troß Beamter, den Palast des Regierungsstellvertreters verlassen. Eine Abtheilung Kosaken begleitete ihn und brach ihm durch rücksichtslos ausgetheilte und geduldig hingenommene Rippenstöße Bahn durch die Menge.

      Der Polizeipräfect gelangte so nach der Mitte des centralen Platzes, wo Jedermann sehen konnte, daß er ein Papier in der Hand hielt.

      Dort angekommen, verlas er mit lauter Stimme:

      Verordnung des Gouverneurs von Nishny-Nowgorod.

      „1) Kein russischer Unterthan darf, es sei aus welchem Grunde es wolle, das Land verlassen.

      „2) Alle Fremden asiatischer Herkunft haben binnen vierundzwanzig Stunden das Land zu verlassen.“

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      In viele Privatinteressen mochten diese Verordnungen sehr unangenehm eingreifen; die Umstände rechtfertigten sie gewiß vollkommen.

      „Kein russischer Unterthan darf das Land verlassen“ – wenn sich Iwan Ogareff jetzt noch hier [pg 1-73] aufhielt, mußte er verhindert oder es ihm mindestens ungemein erschwert werden, sich Feofar-Khan wieder anzuschließen, womit Letzterem der beachtenswertheste Unterbefehlshaber entzogen wurde.

      „Alle Fremden asiatischer Herkunft haben binnen vierundzwanzig Stunden das Land zu verlassen“; damit schaffte man sich gründlich alle jenen Händler aus Innerasien vom Halse, alle Zigeuner und anderes Gesindel, welches mit den Tartaren und Mongolen mehr oder weniger verwandt ist und das die Messe hier zusammengehäuft hatte. So viele Köpfe, so viele Spione; ohne Zweifel erschien ihre Vertreibung bei der jetzigen Sachlage dringend angezeigt.

      Man begreift aber leicht den Eindruck dieser beiden Donnerschläge, welche auf die Stadt Nishny-Nowgorod niederfielen, die von denselben offenbar empfindlicher als jede andere getroffen wurde.

      Einheimische, deren Geschäftsangelegenheiten sie vielleicht über die sibirische Grenze gerufen hätten, konnten das Land also nicht verlassen, mindestens für den Augenblick nicht. An dem Tenor des ersten Artikels der Verordnung war nichts zu deuteln. Er gestattete keine Ausnahme. Jedes Privatinteresse mußte dem öffentlichen Wohle weichen.

      Auch der zweite Artikel der Verordnung ließ keinen Zweifel übrig. Er bezog sich nur auf diejenigen Fremden, welche asiatischen Ursprungs waren; diese hatten auch nichts anderes zu thun, als sofort ihre Waaren zu packen und des Wegs zu ziehen, auf dem sie gekommen. Für die Seiltänzer und derlei Volk, welche mehr als tausend Werst bis zur Grenze zurückzulegen hatten, erschien der Befehl als ein wahres Unglück.

      Zwar erhob sich zuerst gegen diese unerhörten [pg 1-74] Maßregeln ein Murmeln der Entrüstung, die Kosaken und Polizisten wußten dasselbe aber bald zum Schweigen zu bringen.

      Fast augenblicklich begann nun, was man etwa die Abrüstung dieses ungeheuren Lagers nennen könnte. Die vor und über den Buden ausgespannten Planen falteten sich zusammen; die fremden Theater gingen in Stücke; Tänze und Gesänge hörten auf; die Ausrufer verstummten; die Feuer verloschen; die Seile der Equilibristen glitten herab; die abgetriebenen alten Pferde der wandelnden Wohnungen kamen aus den Ställen wieder an die Deichseln. Beamte und Soldaten mit der Knute oder einem Stocke in der Hand trieben die Säumigen an und zögerten sogar nicht, die Zelte gleich selbst abzureißen, wenn sich auch die halbzerlumpten Insassen noch darin befanden. Offenbar mußte unter dem Einflusse dieser Maßregeln der Meßplatz von Nishny-Nowgorod bald vollständig geräumt sein, und dem geräuschvollen Leben das Schweigen der Wüste folgen.

      Und – um es noch einmal zu wiederholen, denn darin lag eine weitere Erschwerung bei dieser Verordnung – allen jenen Nomaden, welche der Ausweisungsbefehl direct anging, waren selbst die Steppen Sibiriens verboten, und diese mußten sich nach dem Süden des Kaspischen Meeres, nach Persien, der Türkei oder nach Turkestan wenden. Die Posten des Ural und der Berge, welche gewissermaßen eine Verlängerung dieses Flusses längs der russischen Grenze darstellten, hätten ihnen den Uebertritt verwehrt. Sie hatten also eine Strecke von tausend Werst zu durchziehen, bevor sie den Fuß auf freien Boden setzen konnten.

      Eben als der Polizeipräfect jene Verordnung verlesen [pg 1-75] hatte, wurde Michael Strogoff durch eine Erinnerung, welche sich seiner bemächtigte, sonderbar erregt.

      „Ein ungewöhnlicher Zufall! dachte er. Welche Uebereinstimmung zwischen dieser Verordnung bezüglich der Vertreibung der Fremden von asiatischer Herkunft und den in vergangener Nacht von den beiden Tsiganen gewechselten Worten! ‚Der Vater selbst ist es, der uns wegschickt … wohin wir wollen‘, hatte der Alte gesagt. Aber ‚der Vater‘, das ist der Kaiser! Man bezeichnet ihn bei diesem Volke niemals anders. Wie konnten diese Leute die gegen sie ergriffenen Maßregeln voraussehen, so als hätten sie dieselben gekannt, und wohin wollten sie nun ziehen? Das scheinen mir verdächtige Leute, denen gegenüber die Verordnung des Generalgouverneurs weit mehr nützlich als schädlich sein wird.“

      Diese ganz zeitgemäße Reflexion wurde aber in Michael Strogoff’s Geist durch eine andere Gedankenreihe, welche sich plötzlich ihm aufdrängte, bald unterbrochen. Er vergaß die Tsiganen, ihre verdächtigen Aeußerungen, die sonderbare Uebereinstimmung mit dem Inhalte der Verordnung … dafür trat das Bild und das Schicksal der jungen Liefländerin lebhaft vor sein Auge.

      „Das arme Kind! rief er ganz wider Willen, nun wird sie die Grenze nicht überschreiten können!“

      In der That, das junge Mädchen aus Riga war ja Liefländerin, also Russin und durfte demnach das russische Gebiet nicht verlassen. Ihr vor diesen neuesten Maßregeln ausgestellter Schein konnte jetzt unmöglich noch Giltigkeit haben. Alle Wege nach Sibirien wurden ihr nun unerbittlich verschlossen, und welche Ursache sie auch haben mochte, sich nach [pg 1-76] Irkutsk zu begeben, jetzt mußte es ihr unmöglich werden, dasselbe zu erreichen.

      Dieser Gedankengang beschäftigte Michael Strogoff nicht wenig. Er sagte sich zuerst so ganz oben hin, daß er, ohne bezüglich der wichtigen ihm anvertrauten Mission etwas zu verletzen, vielleicht im Stande sein könnte, dem guten Kinde einigermaßen behilflich zu sein, und er freute sich fast über diese Idee. Bekannt mit den Gefahren, denen er persönlich entgegen ging, konnte er, der energische und kraftvolle Mann, gar nicht verkennen, daß dieselben in einem Lande, dessen Wege und Stege er zwar aus dem Grunde kannte, für jenes junge Mädchen doch ungleich furchtbarer werden mußten. Da er sich nach Irkutsk begab, hatte er ja denselben Weg vor sich, wie Jene; auch sie würde durch die Horden der Feinde zu dringen suchen müssen, wie er es selbst versuchen wollte. Wenn ihr, wie höchst wahrscheinlich, nur die für eine Reise unter gewöhnlichen Umständen berechneten Hilfsmittel zu Gebote standen, wie sollte sie damit unter Verhältnissen auskommen, welche eine solche Reise nicht nur weit gefährlicher, sondern auch weit kostspieliger machten?

      „Nun gut, schloß er seine Selbstbetrachtung, da sie den Weg nach Perm einschlägt, ist es ja fast unmöglich, daß ich ihr nicht begegnen sollte. Dann werde ich über sie wachen können, ohne daß sie es weiß, und da sie СКАЧАТЬ