Название: Die Nacht der Erfüllung: Erzählungen
Автор: Rabindranath Tagore
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4064066117351
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„Ich muß fort. Niemand kann mich hindern.“
„Kßß! Was du für eine eigenwillige kleine Frau bist!“
II
ALS Dschotin hörte, daß Mani geweint hätte bei dem bloßen Gedanken an eine Heimreise zu ihrem Vater, wurde er so erregt, daß er sich im Bett aufrichten mußte. Er schob das Kissen hinter seinen Rücken und sich darauf zurücklehnend, sagte er: „Maschi, öffne das Fenster ein wenig und nimm die Lampe weg.“
Die stille Nacht stand schweigend am Fenster wie ein Pilger der Ewigkeit, und die Sterne schauten herein, die Zeugen zahlloser Todesszenen in zahllosen Jahrtausenden.
Dschotin sah das Antlitz seiner Mani auf dem Hintergrunde der dunklen Nacht und sah, wie ihre großen dunklen Augen unaufhörlich von Tränen überflossen.
Maschi fühlte sich erleichtert, als sie ihn so ruhig sah, denn sie dachte, er schliefe.
Plötzlich machte er eine hastige Bewegung und sagte: „Maschi, ihr meintet alle, Mani sei zu oberflächlich, um sich in unserem Hause glücklich zu fühlen. Aber jetzt siehst du –“
„Ja, mein Liebling, jetzt sehe ich, daß ich mich irrte, – aber in der Prüfung bewährt sich erst der Mensch.“
„Maschi!“
„Versuch doch zu schlafen, mein Liebling.“
„Laß mich doch ein bißchen denken, laß mich plaudern. Sei nicht böse, Maschi!“
„Nun also, plaudre.“
„Damals, als ich glaubte, ich könnte Manis Herz nicht gewinnen, ertrug ich es still. Aber du –“
„Nein, mein Liebling, das darfst du nicht sagen; ich ertrug es auch.“
„Unsre Herzen, weißt du, sind nicht leblose Dinge, die man nur aufzunehmen braucht, um sie zu besitzen. Ich fühlte, daß Mani ihr eigenes Herz nicht kannte und daß eines Tages, durch ein starkes Erlebnis –“
„Ja, Dschotin, du hast recht.“
„Daher beachtete ich ihre Launen nicht viel.“
Maschi schwieg und unterdrückte einen Seufzer. Nicht einmal, sondern oft hatte sie bemerkt, wie Dschotin die Nacht auf der Veranda zugebracht hatte. Er hatte sich lieber von dem prasselnden Regen durchnässen lassen, als daß er in sein Schlafzimmer gegangen wäre. Wie manchen Tag lang hatte er mit fieberndem Kopf dagelegen, und sie wußte, wie er sich sehnte, daß Mani käme und seine heiße Stirn kühlte, während Mani sich fertig machte, um ins Theater zu gehen. Doch wenn Mani gekommen war, um ihn zu fächeln, hatte er sie verdrießlich fortgeschickt. Sie allein wußte von seiner heimlichen großen Not. Wie oft hätte sie ihm sagen mögen: „Beachte das törichte Kind nicht so viel, laß sie, bis sie selbst Sehnsucht und stille Tränen kennenlernt.“ Aber so etwas kann man nicht sagen, und es wird auch leicht mißverstanden. Dschotin hatte der Gottheit Weib in seinem Herzen einen Altar errichtet, auf dem Mani thronte. Er konnte nicht glauben, daß er keinen Anteil haben sollte an dem Wein der Liebe, den jene Gottheit schenkte. Und so fuhr er fort anzubeten und sein Opfer darzubringen und gab die Hoffnung auf eine Gabe nicht auf.
Maschi glaubte wieder, daß Dschotin schliefe, als er plötzlich ausrief:
„Ich weiß, du dachtest, ich sei nicht glücklich mit Mani, und daher warst du böse auf sie. Aber Maschi, das Glück ist wie jene Sterne. Sie decken nicht die ganze Dunkelheit zu, es sind Lücken dazwischen. Diese Lücken sind unsere Irrtümer. Wir machen Fehler im Leben und verstehen vieles falsch, aber das Licht der Wahrheit dringt doch durch. – Ich weiß nicht, wie es kommt, daß mein Herz heute abend so froh ist.“
Maschi begann sanft über Dschotins Stirn zu streichen, während ihre Tränen ungesehen im Dunkel flossen.
„Ich dachte eben, Maschi, sie ist so jung! Was wird sie tun, wenn ich – –?“
„Jung, Dschotin? Sie ist alt genug. Ich war auch jung, als ich den Geliebten verlor, und ich fand ihn auf immer in meinem Herzen wieder. War das überhaupt ein Verlust? Und meinst du denn, daß man durchaus glücklich sein muß?“
„Maschi, es scheint, daß gerade, wo Manis Herz erwacht, ich – –“
„Sei darum nicht traurig, Dschotin. Ist es nicht genug, daß ihr Herz erwacht?“
Plötzlich fielen Dschotin die Worte aus dem Liede eines Volkssängers ein, das er vor langer Zeit einmal gehört hatte:
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