Die Ratten: Berliner Tragikomödie. Gerhart Hauptmann
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Название: Die Ratten: Berliner Tragikomödie

Автор: Gerhart Hauptmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066112561

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СКАЧАТЬ uf de Welt jekomm. Ick muß sehn un mir mit mein Ast mang mang helfen. Na jut so! wat wiste? von wechen de Ratten brauchst du mir nich. Du wist bloß wat mit die Dohle vertussen.

      Frau John

       die Faust drohend unter Brunos Nase.

      Verrat du een eenziget kleenet Sterbenswort: denn mach ick dir kalt. Denn bist du ’ne Leiche!

      Bruno

      Na weeßte, vastehste, ick mache mir dinne. — (Er steigt die Treppe hinauf.) — Womeglich komm ick, mir nischt dir nischt, noch ma in Schokoladenkasten rin. —

      Er verschwindet durch die Bodenklappe. Frau John löscht eilig die Lampe und tappt sich zur Bibliothekstür. Sie geht in die Bibliothek, schließt aber die Tür hinter sich nicht ganz.

      Die Geräusche eines verrosteten Schlosses und Schlüssels, der darin umgedreht wurde, sind vernehmlich gewesen. Ein leichter Schritt kommt nun den Gang herauf. Vorübergehend war der Berliner Straßenlärm, auch Kindergeschrei aus den Hausfluren vernehmlich geworben. Leierkastenmusik vom Hof herauf.

      Mit scheuen Bewegungen erscheint Walburga Hassenreuter. Das Mädchen ist noch nicht sechzehn Jahre alt und sieht hübsch und unschuldig aus. Sonnenschirm, fußfreies helles Sommerkleidchen.

      Walburga

       stutzt, horcht, sagt dann ängstlich.

      Papa! — Ist schon jemand hier oben? — Papa! Papa! — (Sie horcht lange gespannt und sagt dann): — Es riecht ja hier so nach Petroleum! — (Sie findet Streichhölzer, entzündet eines davon, will die Lampe anstecken und verbrennt sich an dem noch heißen Zylinder.) — Au! — Donnerwetter, wer ist denn hier? —

      Sie hat aufgeschrien und will fortlaufen.

      Frau John erscheint wieder.

      Frau John

      I, Freilein Walburga, wer wird denn jleich Lärm machen! Sein Se man friedlich! Det bin ja bloß ick.

      Walburga

      Gott, hab ich aber einen ganz entsetzlichen Schreck bekommen, Frau John.

       Frau John

      Weshalb denn, Freilein? Wat suchen Se denn heit an Sonntag hier?

      Walburga

       Hand auf dem Herzen.

      Mir steht noch immer das Herz ganz still, Frau John.

      Frau John

      Wat hat’s denn, Freilein Walburga? Wer ängstigt Se denn? Sie missen det doch von Ihren Herrn Vater wissen, det ick Sonntag und Wochentag hier oben mang die Kisten und Kasten zu tun habe, mit Staub abbürsten und Motten auskloppen. In drei, vier Wochen, wenn ick jlicklich mit die zwölf- oder achtzehnhundert Theaterlumpen eemal ’rum bin und fertig bin, fängt et doch immer wieder von frischen an.

      Walburga

      Ich hab’ mich erschrocken, weil sich der Lampenzylinder noch ganz heiß anfaßte, Frau John.

      Frau John

      Nu ja, de Lampe hat ebent jebrannt un ick hab se vor eene halbe Minute ausjepustet. — (Sie hebt den Zylinder ab.) — Mir brennt et nich! Ick hab harte Hände! — (Sie zündet das Docht auf.) — Na, nu wird Licht! Nu hab ick se wieder anjestochen. Wat is nu Jefährliches los? Ick sehe nischt.

       Walburga

      Hu, Sie sehen ja aus wie ein Geist, Frau John.

      Frau John

      Wie soll ick aussehn?

      Walburga

      Das ist, wenn man so aus der prallen Sonne ins Finstere kommt ... in diese muffigen Kammern hinein, da ist man wie von Gespenstern umgeben.

      Frau John

      Na, kleenet Jespenst, weshalb kommen Se denn? — Sind Se alleene oder is noch jemand? — Kommt am Ende Papa noch nach?

      Walburga

      Nein! Papa ist heute zu einer wichtigen Audienz nach Potsdam hinaus.

      Frau John

      Und wat suchen denn also Sie nu woll hier?

      Walburga

      Ich? Ich bin einfach spazieren gewesen.

      Frau John

      Na, denn sehn Se man wieder, det Se fortkomm. In Papa’n seine Rumpelkammer scheint keene Pfingstsonne nich.

       Walburga

      Sie sollten auch, so grau wie Sie aussehen, mal lieber ’raus an die Sonne gehn.

      Frau John

      I, Sonne is bloß for feine Leite! Wenn ick man alle Tache meine paar Pfund Staub und Dreck uf de Lunge krieje. — Jeh man, Kindken, ick muß an de Arbeet! — mehr brauch ick nich: ick lebe von Müllstob und Mottenpulver. —

      Sie hustet.

      Walburga

       ängstlich.

      Sie brauchen Papa nicht sagen, daß ich hier oben gewesen bin.

      Frau John

      Ick? Ick habe woll sonst nischt besseret zu tun.

      Walburga

       scheinbar leichthin.

      Und sollte Herr Spitta nach mir fragen ...

      Frau John

      Wer?

      Walburga

      Der junge Herr, der bei uns im Hause Privatstunde gibt ...

       Frau John

      Na, und?

      Walburga

      Sind Sie so freundlich und sagen Sie ihm, daß ich hier gewesen aber gleich wieder gegangen bin.

      Frau John

      Also Herrn Spitta soll ick et sagen, Papa’n nich?

      Walburga

       unwillkürlich.

      Um Gottes willen nicht, liebste Frau John.

      Frau John

      Na wacht du, wacht! Jib du bloß man Obacht. Manch eene hat ausjesehn, wie du, und is aus die Jejend jekomm wie du, wo nachher in de Drajonerstraße in Rinnsteen oder jar in de Barnimstraße hinter schwedsche Jardinen zujrunde jejangen is.

      Walburga

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