Название: Die Ratten: Berliner Tragikomödie
Автор: Gerhart Hauptmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4064066112561
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Wer redet denn von verkofen, Pauline?
Die Piperkarcka
Wat hab ick Oktober vorijen Jahr bis heutijen Tag for Himmelsangst ausjestanden. Bräutijam steßt mir fort! Mietsfrau steßt mir fort. Schlafbodenstelle is mich jekindigt. Wat du ick denn, daß man mir so verachtet und von die Leute verflucht un ausstoßen muß?
Frau John
Det sach ick ja, det kommt, weil der Deibel unsern Herrn Christus Heiland noch immer ieber is.
Ohne bemerkt zu werden ist, bastelnd wie vorher, Bruno geräuschlos wiederum in die Tür getreten.
Bruno
sagt in eigentümlicher Weise, scharf, aber wie nebenbei.
Lampen!
Die Piperkarcka
Der Mensch erschrickt mir. Lassen mir fort.
Frau John
geht heftig auf Bruno los.
Willst du woll jehn wo de hinjeherst! Ick ha dir jesacht, ick wer’ dir rufen.
Bruno
wie vorher.
Na Jette, ick ha doch bloß Lampen jesacht.
Frau John
Biste verrickt? Wat heest denn det: Lampen? —
Bruno
Na, klinkt et denn nich an de Einjangstir?
Frau John
erschrickt, horcht, hält die Piperkarcka zurück, die im Begriff ist, davon zu gehen.
Pst, Freilein! Halt! Warten Se man noch ’n Ogenblick.
Bruno schnitzelt weiter. Die beiden Frauen horchen.
Frau John
leise, angstvoll, zu Bruno.
Ick her nischt.
Bruno
Du ollet vatrockentes Kichenspinde, denn schaff da man bessare Lauscha an.
Frau John
Det wär in det janze Vierteljahr det erstema, det der Direkter kommt, wenn Sonntag is.
Bruno
Wenn der Theatafritze kommt, kann a mir meinswejen jleich angaschieren.
Frau John
heftig.
Quatsch nich!
Bruno
grinsend zur Piperkarcka.
Jlobens et, Freilein, ick ha bei Zirkus Schumann ’n dummen Aujust sein Esel dreimal rum die Manesche jebracht. Det mach ick allens! Ick wer’ mir woll furchten.
Die Piperkarcka
scheint die phantastische Sonderbarkeit der Umgebung erst jetzt zu bemerken, erschrocken, stark beunruhigt.
Josef Maria, wo bin ick denn?
Frau John
Wer kann denn det sind?
Bruno
Da Direkta nich, Jette. Det is eha ’ne Tülle, wo elejante Trittlinge hat.
Frau John
Freilein, jehn Se man zwee Minuten, sein so jut, hier uf ’n Oberboden. ’S kommt eener, kann sind, der bloß wat wissen will.
In ihrer zunehmenden Angst tut die Piperkarcka das Verlangte. Sie klettert über die Treppe auf den Oberboden, dessen Klappe geöffnet ist. Frau John hat sich so gestellt, daß im Notfalle die Piperkarcka gegen die Entreetür gedeckt ist. Die Piperkarcka verschwindet. Frau John und Bruno bleiben allein.
Bruno
Wat wiste denn mit die barmherzige Schwester?
Frau John
Det jeht dir nischt an, verstehste mich.
Bruno
Ick frage ja man, weil det de vor det Mächen so ängstlich ’ne Wand machen dust. Sonst is et mich doch wahaftig Pomade.
Frau John
Det soll dir och immer Pomade sind.
Bruno
Danke Komma, denn kann ick woll abtippeln.
Frau John
Lump, weest du woll, wat du mir schuldig bist?
Bruno
pomadig.
Wat regste dir denn uf? Wo stoß ick dir denn? Wat wiste? Ick muß jetzt zu meine Braut. Mir schläfert. Vorichte Nacht hab ick unter Sträucher in Tierjarten platt jemacht. Und juterletzt is Kohlmarcht bei mich. — (Er kehrt seine Hosentaschen um.) — Foljedessen muß ick jehn ’n Stück Brod verdienen.
Frau John
Hier jeblieben! — und nich von de Stelle! — oder du krist und wenn det de jaulst wie ’n kleener Hund, kriste nimmermehr wenn’t bloß ’n Pfennich is, krist de von mich! Bruno, du jehst uf schlechte Weche.
Bruno
Ick wer’ woll immer jejen de janze Welt ... noch wat! ... wer’ ick der Potsdammer sind. Soll ick etwa nich jehn, wo ick scheen bei Hulda’n zu leben kriege? — (Er zieht eine schmutzige Brieftasche.) — Nich ma ’n dreckigen Pfandschein ha ick mehr in de Plattmullje drin. Wat wiste von mich, un denn laß mir abschrenken.
Frau John
Von dir? Wat ick will? For wat wärst du woll nitze? Du bist zu nischt weiter nitze, als det eene Schwester, wo nich richtig in Koppe is, mit so’n Lump un Tagedieb Mitleid hat.
Bruno
Kann sind, det de in Koppe manchmal nich richtig bist.
Frau John
Unser Vater hat oft zu mich jesacht, wo du schonn mit fünf, sechs Jahre alt schlechte Dinge jetrieben hast, det mit dir in Leben keen Staat weiter nich zu machen is un det ick dir sollte lofen lassen. Un mein Mann, wo richtig un orntlich is ... vor so’n juten Mann: du darfst dir nich blicken lassen.
Bruno
Jewiß doch, det weeß ick ja allens, Jette! Aber so eenfach schiebt sich det nu eemal nu eben nich. Wat wiste? СКАЧАТЬ