Die Hohkönigsburg. Julius Wolff
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Название: Die Hohkönigsburg

Автор: Julius Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066111274

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СКАЧАТЬ den Klang der Stimme so gut wie möglich nachahmend: »Wart', ich komme zu Dir!« Alles schwieg, auch das Echo, denn von des Rufers Standpunkt aus konnte es nach den natürlichen Gesetzen des Schalles nicht zu ihm zurücktönen. Nun eilte er durch das Gebüsch in der Richtung, von der aus die Worte erklungen waren, und fand dort mitten im Walde eine junge Dame zu Pferde halten, die er nicht kannte. Sobald sie seiner ansichtig wurde, redete sie ihn, der in schlichtester Jägertracht und mit Spieß und Armbrust bewehrt war, zuerst an indem sie vom Pferde herab sprach: »Ihr kommt zur rechten Zeit, guter Freund! wißt Ihr den Weg nach Sanct Pilt?«

      »O ja!« erwiederte er, »aber in dieser Gegend ist er nicht zu finden.«

      »So zeigt ihn mir!« befahl sie.

      Egenolf sah sich die Reiterin jetzt genauer an. Sie war eine vornehme Erscheinung in geschmackvoller Kleidung, saß sehr gut im Sattel und hielt in der Rechten eine wuchtige Reitgerte; am Gürtel hing ihr ein langes Waidmesser. Sie gefiel ihm ausnehmend, und eben, weil er sie nicht kannte, konnte sie Niemand anders sein, als die junge Gräfin von Thierstein, die er noch nie gesehen hatte, weil sie erst kürzlich mit ihren Eltern nach der Hohkönigsburg gekommen war. Alle anderen adligen Fräulein in der ganzen Umgegend waren ihm von Ansehen bekannt. So war er im Vortheil gegen die ihm vom Zufall Schutzbefohlene; er wußte, wer sie war, aber sie schien seine Abstammung von einem der edelsten Geschlechter des Landes nicht zu ahnen.

      »Ihr seid hier falsch, Fräulein! Sanct Pilt liegt dort hinaus,« sprach er. »Euer Pferd muß auf Irrkraut getreten haben; dann verliert man den Weg und verirrt sich.«

      »Jägerweisheit!« spottete sie. »Geht voraus und führt!«

      Egenolf that wie ihm geheißen und suchte die bequemsten Stellen zum Reiten zwischen den Bäumen aus. Die Reiterin folgte ihm schweigend, denn sie hatte mit dem Lenken ihres Pferdes zu thun. Bald aber rief sie ihren Führer an: »He! Waidmann! Ihr steht wohl im Dienste der Grafen von Rappoltstein?«

      Es belustigte ihn, daß sie ihn für einen Jägerknecht hielt, was in Anbetracht seines Äußeren in dem schon etwas abgetragenen Lederkoller mit Kragen und Kappe, deren großer Schirm ihr sein Gesicht vom Sattel aus halb verdeckte, nicht eben zu verwundern war. Und da es ihn reizte, sie in dem Wahne zu lassen, um sich bei seiner bevorstehenden Begegnung mit ihr auf der Hohkönigsburg an ihrer Verlegenheit weiden zu können, gab er ihr, sich zu ihr umwendend, in unterwürfigem Tone zur Antwort: »Zu dienen, Fräulein! ich bin des Herrn Grafen Maximin von Rappoltstein leibeigener Mann.«

      »Maximin?« fragte sie, »ich denke, Schmasman heißt er.«

      »Ja, so wird er gewöhnlich genannt, das ist dasselbe,« sagte er und schritt nun nicht mehr vor, sondern neben dem Pferde her.

      »Soll ein sehr angesehener und holdseliger Herr sein, ein tapferer Ritter, aber von feinsinniger Art und mildem Gemüth, wie ich hörte. Ihr habt es gewiß nicht schlecht bei ihm, wie?«

      »Ich kann über die Behandlung nicht klagen; er hält seine Leute gut, und wir dienen ihm gern,« erwiederte der vermeinte gräfliche Gefolgsmann. Um aber dem Gespräch, dessen Fortsetzung in diesem Gleise leicht zu einer Entdeckung seiner wahren Herkunft führen konnte, eine andere Wendung zu geben, fragte er: »Ihr wollt nach Sanct Pilt?«

      »Ja, wohin sonst bringt Ihr mich denn, Rappoltstein'scher Spießträger?« entgegnete sie launig. »Den Abt will ich sprechen.«

      »Also hoch zu Rosse zum Beichtstuhl. Das laß ich mir gefallen, ist aber etwas ungewöhnlich.«

      »Was geht es Euch an, Jäger!« verwies sie ihn herrisch, »und wer sagt Euch, daß ich beichten will? Sehe ich aus wie eine arme Sünderin, die ein schlechtes Gewissen hat?«

      »Nichts für ungut, Fräulein! hab Euch darauf noch nicht angeschaut,« entschuldigte er sich. »Aber,« fuhr er, wie mißbilligend mit dem Kopfe schüttelnd fort, »so ganz allein und einsam hier im tiefen Walde, wo Ihr nicht einmal Bescheid wißt? Es ist hier nicht immer ganz geheuer, und Ihr seid eine verführerisch schöne –, ich wollte sagen,« verbesserte er sich schnell, als ihn ein strenger Blick von ihr traf, »Ihr habt da sehr schöne Steine an Eurem Gürtel.«

      »Wollt Ihr mir etwa bange machen? das wird Euch nicht glücken, mein Lieber!« lachte sie. »Ich bin, wie Ihr seht, nicht wehr- und waffenlos und fürchte mich nicht vor Euch, das will ich Euch beweisen.« Und ehe er sich dessen versah, war sie aus dem Sattel zur Erde gesprungen, warf ihm den Zügel ihres Pferdes zu und sagte: »Da! führt meine Daphne! ich will zu Fuß mit Euch wandern.«

      Jetzt, als sie ihm zur Seite schritt, merkte er erst recht, wie hoch und kräftig ihre Gestalt war, nur wenig kleiner als er. Sie gingen schweigend dahin im stillen Walde, durch dessen sanft bewegtes Laub die Sonnenstrahlen blitzten, daß auf dem dichten Grün des Bodens goldene Lichter tanzten und flirrten. Die Drosseln und Finken schlugen, und die Bienen summten, und die zwei jungen, blühenden Menschenkinder hingen ihren Gedanken nach, die wohl sehr verschiedenen Inhalts sein mochten.

      »Gebt einmal Eure Armbrust her!« gebot jetzt die abgesessene Reiterin. Er reichte sie ihr und beobachtete mit Freuden, wie leicht und sicher sie mit den richtigen Griffen den stählernen Bogen spannte. »Und einen Bolzen!« Dann blickte sie zu den hohen Wipfeln empor. »Nichts zu sehen, und einen Singvogel schieße ich nicht. Was soll ich treffen?«

      »Den Mistelbusch dort oben im Wipfel der Birke.«

      Sie zielte und schoß. Der Bolzen ging mitten durch die Mistel.

      »Gut gemacht!« lobte er, »also Jägerin seid Ihr auch.«

      »Ja, – auch!« sagte sie kurz und gab ihm die Armbrust zurück. »Nun zeigt Ihr Eure Kunst! – den Tannzapfen dort!«

      Er schoß und fehlte.

      Da lachte sie: »Nun, Jäger, wenn Ihr den hängenden Tannzapfen nicht trefft, ist wohl flüchtiges Wild ziemlich sicher vor Euch?«

      »Der um meinen Arm geschlungene Zügel Eures Pferdes hinderte mich am ruhigen Zielen,« erwiederte er halb ärgerlich, halb beschämt.

      »Daphne stand baumstill,« behauptete sie und fragte dann: »Wie weit ist es noch von hier bis Sanct Pilt?«

      »Wir werden bald zu einem Wege gelangen, auf dem Ihr traben könnt, und dann seid Ihr in einer Viertelstunde an der Abtei. Aber wie wollt Ihr wieder in den Bügel kommen?«

      Ein spöttischer Zug umspielte ihren Mund auf seine sie sehr thöricht dünkende Frage, und ein Lachen verbeißend sprach sie: »Das wird allerdings schwer halten, ich denke, von einem großen Steine kann ich wieder hinaufklettern, meint Ihr nicht?«

      »Ja, wenn es nur hier große Steine gäbe!«

      »Das ist Eure Sache, einen zu finden; gebt Acht darauf!« erwiederte sie und wandte sich dann seitwärts, um sich eine Glockenblume zu brechen. Sie pflückte sich im Gebüsch allmählich einen ganzen Strauß von Waldblumen zusammen ohne sich um den Leiter ihres Rosses weiter zu kümmern.

      Endlich kamen sie zu dem Wege. »Hier ist der Weg,« rief er ihr zu, »von hieraus könnt Ihr nicht mehr fehlen, denn er führt Euch zur Abtei von Sanct Pilt.«

      »Ja, der Weg ist gut zum Traben,« sprach sie, »aber wo ist der Stein, von dem ich aufs Pferd steigen könnte?«

      Egenolf zuckte die Achseln. Sie stand schon neben dem Pferde. »Soll ich Euch in den Sattel heben?« fragte er.

      Sie sah ihn mit flammenden СКАЧАТЬ