Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ Rea­li­tä­ten, son­dern als Prunk­wor­te, für et­was ganz An­de­res (ja Ge­gen­sätz­li­ches!).

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      81.

      Man kennt die Art Mensch, wel­che sich in die Sen­tenz tout com­prend­re c’est tout par­don­ner ver­liebt hat. Es sind die Schwa­chen, es sind vor Al­lem die Ent­täusch­ten: wenn es an Al­lem et­was zu ver­zei­hen giebt, so giebt es auch an Al­lem et­was zu ver­ach­ten! Es ist die Phi­lo­so­phie der Ent­täu­schung, die sich hier so hu­man in Mit­lei­den ein­wi­ckelt und süß blickt.

      Das sind Ro­man­ti­ker, de­nen der Glau­be flö­ten gieng: nun wol­len sie we­nigs­tens noch zu­se­hen, wie Al­les läuft und ver­läuft. Sie nen­nen’s l’art pour l’ar­t, »Ob­jek­ti­vi­tät« u. s. w.

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      82.

      Haupt-Sym­pto­me des Pes­si­mis­mus: – die di­ners chez Ma­gny; der rus­si­sche Pes­si­mis­mus (Tol­stoi, Do­stoiew­sky); der äs­the­ti­sche Pes­si­mis­mus, l’art pour l’ar­t, »de­s­crip­tion« (der ro­man­ti­sche und der an­ti­ro­man­ti­sche Pes­si­mis­mus); der er­kennt­niß­theo­re­ti­sche Pes­si­mis­mus (Scho­pen­hau­er; der Phä­no­me­na­lis­mus); der an­ar­chis­ti­sche Pes­si­mis­mus; die »Re­li­gi­on des Mit­leids«, bud­dhis­ti­sche Vor­be­we­gung; der Cul­tur-Pes­si­mis­mus: (Exo­tis­mus, Kos­mo­po­li­tis­mus); der mo­ra­lis­ti­sche Pes­si­mis­mus: ich sel­ber.

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      83.

      »Oh­ne den christ­li­chen Glau­ben, mein­te Pas­cal, wer­det ihr euch selbst, eben­so wie die Na­tur und die Ge­schich­te, un mons­tre et un cha­os.« Die­se Pro­phe­zei­ung ha­ben wir er­füll­t: nach­dem das schwäch­lich-op­ti­mis­ti­sche acht­zehn­te Jahr­hun­dert den Men­schen ver­hübscht und ver­ra­tio­na­li­sir­t hat­te.

      Scho­pen­hau­er und Pas­cal, – In ei­nem we­sent­li­chen Sin­ne ist Scho­pen­hau­er der Ers­te, der die Be­we­gung Pas­cal’s wie­der auf­nimm­t: un mons­tre et un cha­os, folg­lich Et­was, das zu ver­nei­nen ist … Ge­schich­te, Na­tur, der Mensch selbst!

      »Uns­re Un­fä­hig­keit, die Wahr­heit zu er­ken­nen, ist die Fol­ge uns­rer Ver­derb­niß, uns­res mo­ra­li­schen Ver­falls«: so Pas­cal. Und so im Grun­de Scho­pen­hau­er. »Je tiefer die Ver­derb­niß der Ver­nunft, umso nothwen­di­ger die Heils­leh­re« – oder, Scho­pen­haue­risch ge­spro­chen, die Ver­nei­nung.

      Scho­pen­hau­er als Nach­schlag (Zu­stand vor der Re­vo­lu­ti­on): – Mit­leid, Sinn­lich­keit, Kunst, Schwä­che des Wil­lens, Ka­tho­li­cis­mus der geis­tigs­ten Be­gier­den – das ist gu­tes acht­zehn­tes Jahr­hun­dert au fon­d.

      Scho­pen­hau­er­s Grund­miß­ver­ständ­niß des Wil­lens (wie als ob Be­gier­de, In­stinkt, Trieb das We­sent­li­che am Wil­len sei) ist ty­pisch: Wer­ther­nied­ri­gung des Wil­lens bis zur Ver­ken­nung. Ins­glei­chen Haß ge­gen das Wol­len; Ver­such, in dem Nicht-mehr-wol­len, im »Sub­jekt­sein oh­ne Ziel und Ab­sicht« (im »rei­nen wil­lens­frei­en Sub­jekt«) et­was Hö­he­res, ja das Hö­he­re, das Wert­h­vol­le zu se­hen. Gro­ßes Sym­ptom der Er­mü­dung oder der Schwä­che des Wil­lens: denn die­ser ist ganz ei­gent­lich Das, was die Be­gier­den als Herr be­han­delt, ih­nen Weg und Maaß weist …

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      85.

      Man hat den un­wür­di­gen Ver­such ge­macht, in Wa­gner und Scho­pen­hau­er Ty­pen der geis­tig Ge­stör­ten zu se­hen: eine un­gleich we­sent­li­che­re Ein­sicht wäre ge­won­nen, den Ty­pus der dé­ca­dence, den Bei­de dar­stel­len, wis­sen­schaft­lich zu prä­ci­si­ren.

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      86.

      Hen­rik Ib­sen ist mir sehr deut­lich ge­wor­den. Mit all sei­nem ro­bus­ten Idea­lis­mus und »Wil­len zur Wahr­heit« hat er sich nicht von dem Moral-Il­lu­sio­nis­mus frei zu ma­chen ge­wagt, wel­cher »Frei­heit« sagt und nicht sich ein­ge­ste­hen will, was Frei­heit ist: die zwei­te Stu­fe in der Me­ta­mor­pho­se des »Wil­lens zur Macht« sei­tens De­rer, de­nen sie fehlt. Auf der ers­ten ver­langt man Ge­rech­tig­keit von Sei­ten De­rer, wel­che die Macht ha­ben. Auf der zwei­ten sagt man »Frei­heit«, d. h. man will »los­kom­men« von De­nen, wel­che die Macht ha­ben. Auf der drit­ten sagt man »glei­che Rech­te«, d. h. man will, so lan­ge man noch nicht das Über­ge­wicht hat, auch die Mit­be­wer­ber hin­dern, in der Macht zu wach­sen.

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      87.

      Nie­der­gang des Pro­tes­tan­tis­mus: theo­re­tisch und his­to­risch als Halb­heit be­grif­fen. That­säch­li­ches Über­ge­wicht des Ka­tho­li­zis­mus; das Ge­fühl des Pro­tes­tan­tis­mus so er­lo­schen, daß die stärks­ten an­ti­pro­tes­tan­ti­schen Be­we­gun­gen nicht mehr als sol­che emp­fun­den wer­den (zum Bei­spiel Wa­gner’s Par­si­fal). Die gan­ze hö­he­re Geis­tig­keit in Frank­reich ist ka­tho­lisch im In­stinkt; Bis­marck hat be­grif­fen, daß es einen Pro­tes­tan­tis­mus gar nicht mehr giebt.

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      88.

      Der Pro­tes­tan­tis­mus, jene geis­tig un­rein­li­che und lang­wei­li­ge Form der dé­ca­dence, in der das Chris­tent­hum sich bis­her im me­dio­kren Nor­den zu con­ser­vi­ren ge­wußt hat: als et­was Hal­bes und Com­ple­xes wert­h­voll für die Er­kennt­niß, in­so­fern es Er­fah­run­gen ver­schie­de­ner Ord­nung und Her­kunft in den glei­chen Köp­fen zu­sam­men­brach­te.

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      89.

      Was hat der deut­sche Geist aus dem Chris­tent­hum ge­macht! – Und daß ich beim Pro­tes­tan­tis­mus ste­hen blei­be: wie viel Bier ist wie­der in der pro­tes­tan­ti­schen Christ­lich­keit! Ist eine geis­tig ver­dumpf­te­re, fau­le­re, glie­der­stre­cken­de­re Form des Chris­ten-Glau­bens noch denk­bar, als die ei­nes deut­schen Durch­schnitts-Pro­tes­tan­ten? … Das nen­ne ich mir ein be­scheid­nes Chris­ten­tum! eine Ho­möo­pa­thie des Chris­ten­tums nen­ne ich’s! – Man er­in­nert mich dar­an, daß es heu­te auch einen un­be­scheid­nen Pro­tes­tan­tis­mus giebt, den der Hof­pre­di­ger und an­ti­se­mi­ti­schen Spe­ku­lan­ten: aber Nie­mand hat noch be­haup­tet, daß ir­gend ein »Geist« auf die­sen Ge­wäs­sern »schwe­be« … Das ist bloß eine un­an­stän­di­ge­re Form der Christ­lich­keit, durch­aus noch kei­ne ver­stän­di­ge­re …

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      90.

      Fort­schritt. СКАЧАТЬ