Название: Gesammelte Werke
Автор: Фридрих Вильгельм Ðицше
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962815295
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58.
Wenn das kein Zeitalter des Verfalls und der abnehmenden Lebenskraft ist, so ist es zum Mindesten eines des unbesonnenen und willkürlichen Versuchens: – und es ist wahrscheinlich, daß aus einer Überfülle mißrathener Experimente ein Gesammt-Eindruck wie von Verfall entsteht: und vielleicht die Sache selbst, der Verfall.
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59.
Zur Geschichte der modernen Verdüsterung.
Die Staats-Nomaden (Beamte u. s. w.): ohne »Heimat« –.
Der Niedergang der Familie.
Der »gute Mensch« als Symptom der Erschöpfung.
Gerechtigkeit als Wille zur Macht (Züchtung).
Geilheit und Neurose.
Schwarze Musik: – die erquickliche Musik wohin?
Der Anarchist.
Menschenverachtung, Ekel.
Tiefste Unterscheidung: ob der Hunger oder der Überfluß schöpferisch wird? Ersterer erzeugt die Ideale der Romantik. –
Nordische Unnatürlichkeit.
Das Bedürfnis; nach Alcoholica: die Arbeiter-»Noth«.
Der Philosophische Nihilismus.
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60.
Das langsame Hervortreten und Emporkommen der mittleren und niederen Stände (eingerechnet der niederen Art Geist und Leib), welches schon vor der französischen Revolution reichlich präludirt und ohne Revolution ebenfalls seinen Weg vorwärts gemacht hätte, – im Ganzen also das Übergewicht der Heerde über alle Hirten und Leithämmel – bringt mit sich 1. Verdüsterung des Geistes (– das Beieinander eines stoischen und frivolen Anscheins von Glück, wie es vornehmen Kulturen eigen ist, nimmt ab; man läßt viele Leiden sehn und hören, welche man früher ertrug und verbarg);
2. die moralische Hypokrisie (eine Art, sich durch Moral auszeichnen zu wollen, aber durch die Heerden-Tugenden: Mitleid, Fürsorge, Mäßigung und nicht durch solche, die außer dem Heerden-Vermögen erkannt und gewürdigt werden);
3. eine wirkliche große Menge von Mitleiden und Mitfreude (das Wohlgefallen im großen Beieinander, wie es alle Heerdenthiere haben – »Gemeinsinn«, »Vaterland«, Alles, wo das Individuum nicht in Betracht kommt).
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61.
Unsere Zeit mit ihrem Streben, den zufälligen Nöthen abzuhelfen, vorzubeugen und die unangenehmen Möglichkeiten vorweg zu bekriegen, ist eine Zeit der Armen. Unsere »Reichen« – das sind die Ärmsten! Der eigentliche Zweck alles Reichthums ist vergessen!
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62.
Kritik des modernen Menschen: – »der gute Mensch«, nur verdorben und verführt durch schlechte Institutionen (Tyrannen und Priester); – die Vernunft als Autorität; – die Geschichte als Überwindung von Irrthümern; – die Zukunft als Fortschritt; – der christliche Staat (»der Gott der Heerschaaren«); – der christliche Geschlechtsbetrieb (oder die Ehe); – das Reich der »Gerechtigkeit« (der Cultus der »Menschheit«); – die »Freiheit«.
Die romantische Attitüde des modernen Menschen: – der edle Mensch (Byron, Victor Hugo, George Sand); – die edle Entrüstung; – die Heiligung durch die Leidenschaft (als wahre »Natur«); – das Parteinehmen für die Unterdrückten und Schlechtweggekommenen: Motto der Historiker und Romanciers; – die Stoiker der Pflicht; – die »Selbstlosigkeit« als Kunst und Erkenntniß; – der Altruismus als verlogenste Form des Egoismus (Utilitarismus), gefühlsamster Egoismus.
Dies Alles ist achtzehntes Jahrhundert. Was dagegen nicht sich aus ihm vererbt hat: die insouciance, die Heiterkeit, die Eleganz, die geistige Helligkeit. Das Tempo des Geistes hat sich verändert; der Genuß an der geistigen Feinheit und Klarheit ist dem Genuß an der Farbe, Harmonie, Masse, Realität u. s. w. gewichen. Sensualismus im Geistigen. Kurz, es ist das achtzehnte Jahrhundert Rousseau’s.
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63.
Im Großen gerechnet, ist in unsrer jetzigen Menschheit ein ungeheures Quantum von Humanität erreicht. Daß dies im allgemeinen nicht empfunden wird, ist selber ein Beweis dafür: wir sind für die kleinen Nothstände so empfindlich geworden, daß wir Das, was erreicht ist, unbillig übersehn.
Hier ist abzurechnen, daß es viel décadence giebt und daß mit solchen Augen gesehn, unsre Welt schlecht und miserabel aussehn muß. Aber diese Augen haben zu allen Zeiten das Gleiche gesehn:
1) eine gewisse Überreizung selbst der moralischen Empfindung,
2) das Quantum Verbitterung und Verdüsterung, das der Pessimismus mit sich in die Veurtheilung trägt: – beides zusammen hat der entgegengesetzten Vorstellung, daß es schlecht mit unsrer Moralität steht, zum Übergewicht verholfen.
Die Thatsache des Credits, des ganzen Welthandels, der Verkehrsmittel СКАЧАТЬ