Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried
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Название: Wilderer und Jäger Staffel 1

Автор: Anne Altenried

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Wilderer und Jäger Staffel

isbn: 9783740934996

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СКАЧАТЬ in die Stube zurück.

      Draußen hatte sich der Himmel aufgelichtet, und die ersten Sonnenstrahlen fanden den Weg hinab ins Tal. Die nassen Grasspitzen glitzerten auf. Im Geäst des Nussbaumes, der im Jägergarten stand, stimmte ein Finkenpärchen sein Lied an und bejubelte den wiedergekehrten Sonnenschein.

      Martha stand am offenen Fenster, sah hinaus und lauschte den lebensfrohen Tönen, die aus den kleinen Kehlen der gefiederten Sänger an ihr Ohr drangen. Allmählich wich die Wehmut aus ihrem Herzen. Sie war noch jung, blutjung. Das Leben lag vor ihr. Nur wer an sein Glück glaubt, bei dem würde es auch anklopfen. Das hatte schon die Großmutter zu ihren Lebzeiten immer gesagt.

      Die Grünäugige erinnerte sich an den Besuch des neuen Jägers, der seit einem Monat Dienst auf dem Kleebuckel tat. Er war ein gut aussehender Bursche, dessen lustige Sprüche ihr und dem Vater Lachtränen abgenötigt hatten. Beim Abschied hatte er ihre Hand lange in der seinen gehalten und um die Erlaubnis gebeten, bald wiederkommen zu dürfen. Plötzlich wusste sie, dass sie sich auf den nächsten Besuch freute.

      Severin hastete quer durch das Dorf. Grüße flogen ihm zu, und mancher Dörfler versicherte treuherzig, dass er immer von der Unschuld des Mangoldsohnes überzeugt gewesen wäre. Severin lächelte freundlich, ließ sich aber nicht dazu verleiten, bei einem der Rufer stehen zu bleiben. Er wollte keine Minute versäumen.

      Sein Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf, als der kleine Bau der Poststelle auftauchte. Ungestüm stieß er die Tür auf und stürmte auf den Postschalter zu, hinter dem Gundi stand und gerade einen Kunden bediente. Ein zweiter und eine Frau warteten darauf, bedient zu werden.

      Gundi hob den Kopf. Die rehbraunen Augen wurden riesengroß »Severin!«, stammelte sie.

      Der Blonde schob den Kunden beiseite, sprang über den Schaltertisch hinweg, hob die kleine Frau hoch und wirbelte sie herum. Gundi kreischte halb erschrocken, halb beglückt auf. Dann stellte er sie auf den Boden, umfasste ihr liebes Gesicht und küsste sie mitten auf den Mund.

      Verwirrt befreite Gundi sich von ihm und deutete errötend auf die Dörfler vor dem Schalter, die mit aufgerissenen Mündern die Szene beobachteten. »Siehst denn net, Bub, dass wir net allein sind?«

      Severin lachte. »Was kümmern mich die Leutl?«, rief er laut. »Die werden sich sowieso bald eine neue Posthalterin suchen müssen, weil auf dem Mangoldhof eine Jungbäuerin gebraucht wird.«

      »Ist’s wahr, Severin?«, fragte Gundi fassungslos.

      »Freilich, Spatz. Einer, der wirklich liebt, der schwindelt net.« Er wandte sich an die Postkunden. »Wegschauen!«, kommandierte er streng. Dann schloss er Gundi in die Arme. Seine Lippen suchten die ihren. Die Wartenden verharrten still. Sie schienen zu ahnen, dass in diesem Moment zwei Herzen für immer zueinander gefunden hatten.

      – E N D E –

Ihre Rache traf den Falschen

      Von einer unerklärlichen inneren Unruhe getrieben, brach Lukas Kronseder früher als geplant auf. Er wollte die höchste Erhebung mit ihren markanten Riffen erkunden.

      »Ja, mei – wohin willst denn schon?« fragte die alte Apollonia, seine allernächste Nachbarin.

      »Zum Rotspitz auffi«, gab Lukas freundlich Auskunft.

      Das alte Weib, das am Zaun stand, umfaßte nun den vor ihr stehenden Pfahl mit beiden Händen, als brauchte es plötzlich einen Halt. Es schüttelte mißbilligend den Kopf. »Noch ist’s net richtig Tag, Jager«, sagte es in mahnendem Tonfall. »Du bist grad vier Wochen hier und kennst dich net gut aus. Der Rotspitz hat seine Tücken. Wag dich net zu früh auffi, und stör seine Ruh net zu sehr.«

      Lukas lachte über die geheimnisvoll klingenden Worte, obwohl seine Unruhe dadurch gewachsen war. Inzwischen hatte er sich zwar schon mit dem oft wunderlichen Verhalten Apollonias abzufinden versucht, mußte aber auch heute wieder im stillen über sie staunen.

      »Du bist ja auch arg früh aufgestanden«, sagte er. »Und es heißt doch, daß, wer bei Sonnenaufgang droben auf dem Rotspitz steht, den Himmel berühren und sich was wünschen kann. Drum mach ich mich zeitig auf den Weg, wo ich doch mein erstes freies Wochenend hab, und werd in der Schutzhütt oberhalb des Gamsmugl nächtigen.«

      »Gott behüt dich, Jager!« wünschte Apollonia. Für Sekunden lag ihr faltenreiches Gesicht im Schatten. Sie hatte schlecht geträumt und sorgte sich jetzt, daß dem so sympathischen, neuen jungen Jäger etwas zustoßen könnte. Er war nicht so mürrisch, wortkarg und geizig wie sein Vorgänger. Schon hatte sie sich gefragt, was ihn in diese abgelegene, wild zerklüftete Gegend verschlagen haben mochte.

      »Hab Dank für deine guten Worte, Apollonia«, sagte Lukas. Er nickte ihr zu, lächelte und ging weiter den Pfad hinunter.

      Apollonia blickte ihm lange grübelnd nach, wobei sie ein paarmal seufzte. Auch einem so fixen, gescheiten Burschen wie Lukas drohten überall Gefahren, sei es durch Menschen oder die Natur. Die Umgebung am Rotspitz wirkte an lichten Tagen harmlos-freundlich. Doch wer dort von einem Unwetter überrascht wurde, konnte von Glück sagen, wenn er mit dem Leben davonkam. Dann war nämlich nicht mehr die Rede vom Himmelberühren, sondern vielmehr davon, daß sich vor einem der Höllenschlund aufzutun schien.

      Unterdessen wanderte Lukas Kronseder mit weit ausholenden Schritten dahin. Er freute sich auf diesen ersten Ausflug ins Hochgebirge. Ihm wurde das Herz weit, als die Morgensonne einen rötlichen Streifen zwischen Himmel und Grate zauberte und die Welt ringsum mit zaghaftem Vogelgezwitscher erwachte.

      In dieser Landschaft, die seine Heimat werden sollte, gab es starke Kontraste. Die Farben wechselten wie die Bilder der unterschiedlichen Region. Es war, als würde bei alldem Staunen die Zeit schneller vergehen.

      Als dieser sonnige Tag sich mit einem zauberhaften Alpenglühen verabschiedete, erreichte Lukas die Schutzhütte am Gamsmugl und richtete sich für die Nacht ein. Nur kurz wunderte er sich darüber, daß der Hüttenraum benutzt und unaufgeräumt verlassen worden war.

      Anderntags brach Lukas noch früher auf. Das Tal und die ansteigenden Matten blieben im Nebel zurück. Nie war er so allein gewesen, selten der Himmel näher als heute.

      Lukas Kronseder spürte die Kälte nicht, die warnend vom Gipfel ausstrahlte. Er hatte niemals auf einem Weg kehrtgemacht. Obwohl ihm der Rotspitz alsbald wie eine naturgewachsene Festung vorkam, schlug er seinen Pickel in die feuchten Felsen. Er wollte sich Meter für Meter erkämpfen. Das, so meinte er, würde ihn hier Wurzeln fassen lassen. Wer einen der höchsten Berge bezwang, wurde gewiß schneller heimisch.

      Mit vorsichtigen Bewegungen und alles scharf beobachtend, schob Lukas sich nun über Stunden die Felswände hinauf. Seine Brille, die ihn vor blendenden Sonnenstrahlen schützen sollte, beschlug immer wieder.

      Doch Lukas gab nicht auf. Als er endlich auf dem Gipfel angelangt war, fühlte er sich von einer Woge des Glücks davongetragen. Es war ein erhebender, unvergeßlicher Augenblick. Da lag ihm die Welt zu Füßen! Die Welt der Alpen, mit ihren Wiesen, Wäldern und Dörfern. Seine neue Welt, in die er vor gut vier Wochen als Jäger eingezogen war.

      Lukas hockte sich hin, lehnte sich mit dem Rücken gegen das eiserne Kreuz, das hier heroben errichtet worden war, und öffnete seinen Rucksack. Eine ausgiebige Brotzeit wollte er halten und sich bis zum zeitigen Abstieg ausruhen.

      Viel dachte Lukas nicht, als er so saß, aß, trank und schaute. Er genoß halt das Gefühl, den Rotspitz erstiegen zu haben. Außerdem gab es keine Höhen und Tiefen in Lukas’ Leben. Er СКАЧАТЬ