Название: Karin Bucha Staffel 1 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783959796712
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Nach einer halben Stunde kehrte Helmuth mit seiner Mutter Arm in Arm in das kleine Büro zurück, wo noch immer Leontine mit verklärem Gesicht saß.
Als sie Mutter und Sohn so innig zusammen sah, atmete sie wie erlöst auf.
»Lassen Sie mich ein wenig teilhaben«, bat sie unter Tränen. »Was mein Mann nicht durfte, möchte ich so gern möglich machen. Helmuth soll als Syndikus in die Werke eintreten. Gleich heute mittag müssen Sie zu mir kommen, damit wir alles mit Nikolaus besprechen können. Er ist ja dein Bruder. Gelt, ich darf Du sagen?«
»Ja, das dürfen Sie«, gab er mit einem frohen Lächeln zurück.
»Mutterrechte nehme ich nicht für mich in Anspruch«, bemerkte Leontine Eckhardt und tupfte die Tränen von den Wimpern. »Aber Tante Leontine will ich immer für dich sein. Ist es dir recht?«
»Es ist mir recht, Tante Leontine.«
Er gab die Mutter frei und führte Leontines Hand an seine Lippen. Dann schlang er wieder den Arm um Lisas Schultern.
»Wir werden kommen, nicht wahr, Mutter?«
Lächelnd und Zustimmung nikkend sah sie zu dem Sohn auf.
*
Nikolaus sprang vom Fahrersitz und öffnete den Schlag, um Petra und Leonore aus dem Wagen zu helfen.
Auf der Terrasse stand Tante Beate.
Sie schloß Petra in die Arme, küßte Lorchen, die die Ärmchen gar nicht wieder vom Hals der Tante lösen wollte, und begrüßte dann den Neffen.
»Damit du vorbereitet bist, Nikolaus, deine Mutter ist zurückgekommen.«
Sie gewahrte nicht nur Nikolaus’ Erschrecken, sondern auch Petras Erblassen.
»Keine Angst, Petra, sie ist bereit, dich als Schwiegertochter anzuerkennen.«
Nikolaus vermochte es nicht zu glauben.
»Ist das möglich, Tante Beate, und ohne jeden Zwang?«
Sie nickte, zog Petras Arm in den ihren und nahm die Hand Leonores, die Nikolaus vorausgeeilt war.
»Mutter!« rief er die regungslos verharrende Frau an, die ihm mit einem ängstlichen Ausdruck entgegensah. »Ist es wahr – du hast allen Haß begraben? Du hast dich überwunden?«
»Dein Einzug sei gesegnet, Petra«, flüsterte Leontine, nur ihr verständlich. »Ich will dich lieben wie mein eigenes Kind.«
Petra war erschüttert. Sie wagte die Frau, die sie nur stolz und unnahbar kannte, nicht zu küssen. Aber sie neigte sich über ihre Hand.
Leontine schloß sie in die Arme.
»Sag Mutter zu mir, Petra. Ich will dir von nun an eine wahre Mutter sein.«
»Ich danke dir, Mutter«, sagte Petra innig und lehnte den Kopf gegen die Schulter der Schwiegermutter.
Schwieriger gestaltete sich das Wiedersehen zwischen Leontine und Lorchen.
»Leonore, willst du mir guten Tag sagen? Hast du die Oma ein bißchen lieb?« Alle Zärtlichkeit, die seit Nikolaus’ warmherzigem Empfang in ihr flutete, ließ sie in ihre Stimme strömen.
Etwas mißtrauisch drehte sich das Kind um und blickte in die feuchten Augen Leontines.
»Bist du gar nicht mehr bös’ zu mir?« fragte es vorsichtig.
Leontine schüttelte den Kopf.
»Nie mehr, Lorchen, ich will dich nur noch liebhaben.«
Da streckte ihr die Kleine vertrauensvoll die Hand entgegen und sagte noch etwas steif:
»Guten Tag, Oma, liebe Oma.«
Da drückte Leontine schnell das Gesicht in das seidige Haar der Kleinen, damit niemand die aufsteigenden Tränen sehen konnte.
*
Nach dem Mittagessen, als Regina Reuter mit dem Kind das Zimmer verlassen hatte, gingen noch einmal die Wogen der Erregung hoch, als Leontine von der Vergangenheit sprach.
Voll Angst drängte sie sich an den Sohn und bat reumütig:
»Helmuth Wendler ist dein Bruder, Nikolaus, denn ihr hattet einen Vater, und er ist ein prachtvoller Junge.«
Nikolaus erholte sich nur langsam von seinem Erstaunen.
»Ich muß ein paar Minuten allein sein«, stieß er hervor. »Das war zuviel auf einmal.«
Er ging hinaus, von drei Augenpaaren verfolgt.
»Habe ich es so richtig gemacht, Beate?« wandte sich Leontine an die Schwägerin, als lange kein Wort fiel.
Beate nickte nur.
Petra erhob sich und machte sich auf die Suche nach Nikolaus. Sie fand ihn, den Kopf in die Hände vergraben, vor dem Bild seines Vaters und sah ihn an.
Er hob den Blick.
»Was grübelst du? Fällt es dir so schwer, ihn als Bruder anzuerkennen?«
»Ein Wunder hat sich an meiner Mutter vollzogen«, preßte er hervor. »Und das alles verdanken wir nur Sprenger. Wie sehr muß er dich geliebt haben, Petra.«
Sie lächelte ihn an. Unsagbar süß und zart leuchtete ihr Gesicht, von innerer Freude verklärt.
»So sehr wie du…«
»Petra!« Er sprang auf, legte beide Arme um sie und sah ihr mit einem unsicheren Blick in die Augen. »Du sagst nicht Jost, du meinst wirklich mich?«
»Ja, Nikolaus. Die letzte Stunde hat mich gelehrt, daß man, ohne den Toten zu vergessen, den Lebenden Freude machen soll. Du mußt mir nur etwas Zeit lassen, hörst du?«
Nikolaus barg sein heißes Gesicht in ihrem Haar. Lange konnte er kein Wort sprechen.
»Ich nehme es als ein Versprechen, Petra. Du hast es mir unter Zeugen gegeben, hier vor den Augen meines Vaters.«
Ihre Augen leuchteten.
»Ich nehme es ernst, Nikolaus, so ernst wie du.«
»Petra!« jubelte er. »Und wenn du mir böse bist, ein einziges Mal muß ich dich küssen.«
Wortlos reichte sie ihm die Lippen, die er zart berührte.
»Es ist ein Glückstag für die ganze Eckhardtsche Familie. Zuerst die Mutter – und nun du, geliebte Frau.«
Um Petras weichen, hingebungsvollen Mund stand ein verträumtes Lächeln.
*
Am Nachmittag waren, wie mit Leontine verabredet, Helmuth Wendler und seine Mutter eingetroffen.
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