Название: Dr. Laurin Classic 32 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Современные любовные романы
Серия: Dr. Laurin Classic
isbn: 9783740960919
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»Ich glaube, wir sollten uns näher kennenlernen«, sagte Götz nach einer gedankenvollen Pause. »Wenn Sie so versessen darauf sind, bekommen Sie eine Karte. Gehen wir jetzt einen Happen essen. Ich habe Hunger.«
Er war ein seltsamer Mann. Er redete, wie ihm der Schnabel gewachsen war, und er machte keine Konzessionen an gesellschaftliche Formen. Er war ein Mensch im besten Sinne des Wortes. So begriff sie ihn in diesen ersten Minuten.
»Eigentlich dürfte ich ja wohl du sagen«, bemerkte er, als sie über die Straße gingen. »Oder ist man Bodo blindlings ergeben?«
Maren sah zu ihm empor. »Sehe ich so aus?« fragte sie.
Seine Erwiderung war typisch für ihn. »Mädchen, du mußt ein Brett vor dem Kopf gehabt haben, als du ihn geheiratet hast. Du hattest wohl ein ansehnliches Bankkonto?«
»Das habe ich noch«, entgegnete Maren mit einem leisen Aufbegehren.
»Na, das möchte ich bezweifeln«, erklärte Götz. Er blieb stehen, drehte sie zu sich um und betrachtete sie forschend. »Glücklich bist du nicht, Maren«, stellte er fest.
Es war ein hübsches Lokal, in das er sie führte. Er nahm ihr den Mantel ab, und seine Augen verdunkelten sich, als sein Blick über Maren hinglitt. Er nahm ihre Hand und küßte sie. »Es tut mir sehr leid, Maren, daß ich nicht sanfter war«, sagte er leise. »Ich bin halt ein rauher Bursche, aber ich habe nicht gleich bemerkt, daß du ein Kind erwartest.«
Wie wenig er ein rauher Bursche war, bewies diese Bemerkung. Maren fühlte sich plötzlich eingehüllt in eine unbekannte Zärtlichkeit und Fürsorge.
»Nein, ich bin nicht glücklich«, sagte sie leise, »und ich freue mich auch nicht auf das Kind.«
Er drückte sie sanft in einen Sessel und gab eine Bestellung auf.
»Du hast Pech gehabt, Mädchen, aber damit stehst du nicht allein auf der Welt.«
»Hast du auch Pech gehabt, Götz?« fragte Maren verhalten.
»Ich? Nein, ich habe meine Musik. Mit der bin ich verheiratet, und sie enttäuscht mich nicht. Ich bin ein komischer Knabe, Maren. Nun essen wir aber erstmal«, fuhr er fort.
Ihr Gesicht hatte jetzt Farbe bekommen, und in ihre schönen dunklen Augen kam Glanz, als er lächelte. Es war ein verhaltenes, scheues Lächeln.
Es gab keine Ähnlichkeit zwischen ihm und Bodo und keinen Weg, der sie zueinander führen würde. Das wußte Maren schon in diesem Augenblick ganz genau, aber sie wußte auch, daß sie einen Freund gefunden hatte.
Er war völlig ungezwungen.
»Wie alt bist du?« fragte er.
»Zweiundzwanzig.«
»Zu jung«, sagte er. »Du hättest dich unter den Männern besser umschauen sollen. Aber verstanden hat Bodo es ja immer, sich ins rechte Licht zu rücken.«
»Jetzt kenne ich ihn auch«, erwiderte Maren.
»Natürlich betrügt er dich«, sagte Götz beiläufig.
»Dir scheint das selbstverständlich.«
»Ich kenne doch meinen Bruder. Weißt du, für mich gibt es nur eine Entscheidung. Entweder meide ich ihn, oder ich bringe ihn um.«
»Du haßt ihn«, sagte Maren leise.
»Für mich ist er nicht existent. Er hat meine Eltern ins Grab gebracht.« Sein Gesicht erstarrte, und fest griff er nach ihrer Hand. »Du wirst dich nicht von ihm ins Grab bringen lassen«, stieß er zwischen schmalen Lippen hervor. Dann blickte er auf seine Armbanduhr. »Herrgott, ich muß zur Probe. Das muß sein, Maren. Ich kenne den Saal noch gar nicht. Hier ist die Karte. Du kommst heute abend?«
»Ja, ich komme«, erwiderte sie.
»Wir treffen uns nach dem Konzert.«
»Wo?« fragte Maren.
»Im Foyer. Du wirst vielleicht etwas warten müssen. Tust du das?«
Sie nickte. Sie konnte nichts mehr sagen, als er um den Tisch kam, sich zu ihr herabbeugte und sie auf die Stirn küßte. Vielleicht bedeutete das für ihn nur eine Geste, aber für sie bedeutete es unsagbar viel. Sie sah ihm nach. An der Tür drehte er sich noch einmal um und winkte ihr zu.
Götz Hellbrog, das schwarze Schaf, wie Bodo ihn genannt hatte. Aber Maren wußte jetzt, daß es einen Menschen auf der Welt gab, den Bodo fürchtete, weil er ihm haushoch überlegen war und weil er ihn, Bodo, besser kannte als jeder andere. Heute abend würde sie Götz wiedersehen.
Sie fuhr nicht gleich heim. Sie fuhr zu ihrem Anwalt und hatte ein langes Gespräch mit ihm.
*
Die Zimmer waren aufgeräumt, als sie gegen zwei Uhr ihr Haus betrat. Bodo war nicht da.
»Den Mist hat er tatsächlich selbst weggeräumt«, erklärte Martha. »Sie müssen Ihrem Mann einen ganz schönen Schrecken versetzt haben.«
»Es wird noch besser kommen«, sagte Maren ruhig. »Heute abend gehe ich aus, Martha. Ich werde jetzt eine Stunde schlafen, dann fahre ich zum Friseur«
»Übrigens hat Frau Keppler angerufen«, sagte Martha.
»Frau Keppler? Ach, Nele«, sagte Maren geistesabwesend.
»Sie möchten doch zurückrufen.«
»Morgen. Heute abend möchte ich frisch sein.«
Martha kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Währenddessen machte sich Bodo Gedanken, was Marens Aggressivität bedeuten sollte. Wohin war sie gefahren? Warum begehrte sie plötzlich so energisch auf? Damit hatte er nicht gerechnet. Es war ein höchst unbequemes Gefühl, daß sie zu rebellieren begann. Er hatte Maren seelisch noch mehr zermürben wollen, und nun war es ins Gegenteil umgeschlagen. Er mußte sich etwas einfallen lassen, damit das mit Maren wieder in Ordnung kam, aber zuerst wollte er mit Gila sprechen.
Sie hatte noch geschlafen, als er unangemeldet bei ihr erschien. Nicht zurechtgemacht sah sie ziemlich unvorteilhaft aus. Er mußte sich lange gedulden, bis sie wieder aus dem Bad kam. Sie war mürrisch.
»Ich habe nicht mit dir gerechnet«, sagte sie. »Du schläfst doch sonst immer bis Mittag, wenn eine Party war.«
»Maren wurde aggressiv. Sie hat sich vielleicht aufgeführt. Es bereitet mir Sorgen«, erklärte Bodo.
»Wieso denn das?« fragte sie verwundert. »Du legst es doch darauf an, sie zu schocken.«
»Sie ist in die Stadt gefahren. Sie war so verändert. Wenn sie nun zu ihrem Anwalt gefahren ist?«
»Wovor hast du eigentlich Angst, Bodo?« fragte sie lauernd.
»Laß uns mal vernünftig reden, Gila«, begann er stockend. »Es geht um das Geld, und davon haben wir СКАЧАТЬ