Название: Ruhend
Автор: Блейк ПирÑ
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Riley Paige Krimi
isbn: 9781640296077
isbn:
Immer wenn Ryan auftauchte, hatte Riley sich normalerweise eingestehen müssen, dass ihr Ex-Mann nach wie vor ein sehr attraktiver Mann war – etwas größer, älter und durchtrainierter als Blaine, immer perfekt gepflegt und gut gekleidet. Doch dieses Mal war etwas anders. Er sah zerknittert, traurig und kaputt aus. Sie hatte ihn noch nie so gesehen.
Riley wollte ihn gerade fragen, was los sei, als er sagte…
„Hast Du vielleicht etwas zu trinken?“
Riley blickte ihm ins Gesicht. Es sah mager und fahl aus. Sie fragte sich…
Ob er in letzter Zeit öfter trinkt?
Hat er bereits etwas getrunken, bevor er hierhergekommen ist?
Sie spielte kurz mit dem Gedanken seine Bitte abzulehnen, stand dann aber auf, ging in die Küche und machte zwei Gläser mit Bourbon auf Eis fertig. Sie brachte die Drinks ins Wohnzimmer und setzte sich in den Sessel direkt gegenüber von ihm. Sie wartete bis er selbst zu sprechen begann.
In sich zusammengesunken und mit hängenden Schultern sagte er schließlich mit heiserer Stimme…
„Riley – ich bin ruiniert.“
Rileys Mund stand offen.
Was meinte er damit? fragte sie sich.
KAPITEL SIEBEN
Riley saß da und starrte ihn an. Ryan wiederholte seine Worte abermals…
„Ich bin ruiniert. Mein ganzes Leben – ruiniert.“
Riley war erschüttert. Sie konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so viel Niedergeschlagenheit ausgestrahlt hatte. Arroganz und Selbstsicherheit waren viel eher seine Art.
„Was meinst du damit?“, fragte sie ihn.
Er seufzte tief und elendig und sagte dann: „Paul und Barrett – sie drängen mich aus der Kanzlei.“
Riley konnte ihren Ohren nicht trauen.
Paul Vernasco und Barrett Gaynor waren Ryans Partner seitdem die drei die Kanzlei zusammen gegründet hatten. Darüber hinaus waren sie immer Ryans engste Freunde gewesen.
Sie fragte: „Was um Himmels Willen ist denn zwischen euch passiert?“
Ryan zuckte mit den Schultern und sagte zurückhaltend: „Sie meinen, dass ich zur Bürde für die Kanzlei geworden bin… ich weiß es nicht.“
Doch Riley hatte den starken Eindruck, dass er genau wusste, wovon die Rede war und wieso seine Partner ihn loswerden wollten.
Sie brauchte nur einen Versuch, um den Grund zu erraten.
„Sexuelle Belästigung“, sagte sie.
Ryan stöhnte auf.
„Schau, es war alles nur ein Missverständnis“, sagte er.
Riley musste sich fast auf die Zunge beißen, um nicht zu antworten…
„Ja, na klar war es nur ein Missverständnis.“
Rileys Blick vermeidend begann Ryan: „Ihr Name ist Kyanne, sie ist Juniorpartnerin. Sie ist jung…“
Seine Stimme verstummte für einen Moment, und Riley dachte…
Natürlich ist sie jung.
Sie waren immer alle jung.
Ryan sagte: „Ich dachte, dass alles auf Gegenseitigkeit beruhte. Wirklich. Es hat mit einem harmlosen Flirt begonnen – auf beiden Seiten, glaub mir. Dann ist alles eskaliert… naja, sie ist zu Paul und Barrett und hat sich über das feindseliges Arbeitsumfeld beschwert. Sie haben versucht, sie mit einer Vertraulichkeitsvereinbarung zu besänftigen, aber sie wollte nicht klein beigeben. Sie war nicht zu überzeugen, außer damit, dass ich gehe.“
Er verstummte wieder, und Riley versuchte sich das, was er ungesagt ließ, dazu zu denken. Es war nicht schwer, sich ein mögliches Szenario vorzustellen. Ryan war von einer schönen und lebhaften Juniorpartnerin bezaubert worden, womöglich einer ambitionierten jungen Frau, die ein Auge auf eine mögliche Partnerschaft in der Kanzlei geworfen hatte.
Wie weit ist Ryan gegangen? fragte Riley sich.
Sie bezweifelte, dass er ihr im Tausch gegen sexuelle Gefälligkeiten eine Beförderung versprochen hatte…
So ein Widerling ist er nun auch wieder nicht, dachte sie.
Und vielleicht sagte Ryan ja sogar die Wahrheit, wenn er meinte, dass die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht hatte, zumindest anfangs. Vielleicht hatten sie sogar eine Affäre mit beidseitigem Einverständnis gehabt. Doch an irgendeinem Punkt war etwas schief gegangen und der Frau, Kyanne, hatte nicht gefallen, was dann passiert war.
Wahrscheinlich aus gutem Grund, dachte Riley sich.
Was hätte Kyanne auch anderes tun können, als zu erkennen, dass ihre Zukunft in der Kanzlei von ihrer Beziehung zu Ryan abhing? Er war schließlich ein vollwertiger Partner. Er hatte die Macht in ihrer Beziehung.
Und doch stimmte etwas nicht, das konnte Riley spüren…
Sie sagte: „Also drängen Paul und Barrett dich zum Gehen? Das ist ihre Lösung?“
Ryan nickte, und Riley schüttelte ungläubig den Kopf.
Paul und Barrett waren selbst keine Heiligen. Im Laufe der Jahre hatte Riley mehrfach mitanhören müssen, zu welch abwertende Bemerkungen sich die drei Partnern hinabließen. Sie war sich sicher, dass deren eigenes Verhalten dem Ryans um nichts nachstand – möglicherweise sogar um einiges schlimmer war.
Sie sagte: „Ryan, du hast gesagt, dass sie keine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnen wollte.“
Ryan nickte und nahm einen Schluck.
Sehr vorsichtig fuhr Riley fort: „Wie viele Vertraulichkeitsvereinbarungen wegen sexueller Belästigung sind denn über die Jahre auf deinem Konto verbucht worden?“
Ryan stöhnte erneut auf, und Riley wusste, dass sie auf die schmerzhafte Wahrheit gestoßen war.
Sie fügte hinzu: „Und Paul und Barrett – wie viele Vertraulichkeitsvereinbarungen gehen auf deren Konten?“
Ryan fuhr fort: „Riley, ich würde nur äußerst ungerne solche Details –“
„Nein, natürlich würdest du das nur ungern preisgeben“, unterbrach Riley ihn. „Ryan, du wirst hier als Sündenbock benutzt. Das weißt du, oder? Paul und Barrett versuchen das Image der Kanzlei reinzuwaschen, es so aussehen zu lassen, als hätten sie eine Null-Toleranz Grenze was Belästigung angeht. Indem sie dich loswerden, wollen sie das demonstrieren.“
Ryan zuckte mit den Schultern und sagte: „Ich weiß. Aber was soll ich machen?“
Riley wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Sie wollte ihm gegenüber kein Mitgefühl zeigen. Er hatte sich diese Grube über die Jahre hinweg selbst gegraben. Trotzdem ärgerte es СКАЧАТЬ