Punin und Baburin. Иван Тургенев
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Название: Punin und Baburin

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ richtiges Ei, da haben Sie recht,« bestätigte ich ihm entzückt. »Und, sind Sie schon lange so ?«

      »Ach, schon lange – und was für Haare ich hatte! Das reine goldene Fließ, wie jenes, nach welchem die Argonauten über’s Meer schifften.«

      Obgleich ich erst zwölf Jahre alt war, so wußte ich doch schon aus meinen mythologischen Studien, wer die Argonauten waren; mich setzte daher diese Bemerkung im Munde eines so ärmlich gekleideten Menschen noch mehr in Erstaunen.

      »Sie haben also die Mythologie studirt?« fragte ich ihn, das Ungethüm von Mütze, das die Gestalt eines alten wattirten Helms hatte, in der Hand drehend und wendend.

      »Auch die hab’ ich studirt, mein liebes, junges Herrlein! Ach, manches hab’ schon im Leben durchgemacht. Jetzt aber geben Sie mir, bitte, mein Sturm- und Wetterdach zurück, meinen kahlen Schädel zu schützen.«

      Er stülpte sein Ungethüm wieder auf und fragte mich, während er seine struppigen weißlichen Augenbrauen glattstrich, wer ich denn eigentlich wäre und wer meine Eltern?

      »Ich bin der Enkel der hiesigen Gutsbesitzerin,« antwortete ich, »ich bin ihr einziger Enkel, Papa und Mama sind beide todt.«

      Punin schlug gottesfürchtig ein Kreuz. »Gott verleih’ ihnen die ewige Ruh’ und das Himmelreich! Eine Waise also und – ein Erbe! Ja, ja, das adelige Blut war mir bei Ihnen gleich bemerkbar; das fällt gleich in die Augen, wallt und kocht . . . sch . . . sch . . . sch . . . sch!« Er bewegte seine dünnen Finger auf und ab, um zu zeigen; wie das Blut wallt. »Nun, wissen Ihre Wohlgeboren nicht vielleicht, ist mein Kamerad mit Ihrer Großmutter einig geworden, hat er die Stelle bekommen, die ihm zugesagt war?«

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«

      Punin seufzte laut auf.

      »Ach, wenn wir uns hier niederlassen könnten, wenn auch nur eine Zeit lang! So aber das ewige Hin- und Herziehen, ohne Obdach, ohne Ruhe, die Seele kann da gar nicht wieder zu sich selbst kommen . . .«

      »Sagen Sie mir doch,« unterbrach ich ihn, »gehören Sie nicht . . . zum geistlichen Stande? War Ihr Vater nicht im Dienst der Kirche?«

      Punin wendete sich zu mir um und blinzelte mich an. »Was ist wohl die Ursache dieser Frage, mein Jüngling?«

      »Je nun, Sie gebrauchen zuweilen solche Ausdrücke, wie man sie in der Kirche hört, wenn der Psalmist die Horen (horae) liest.«

      »Sie meinen slavonische Phrasen? Je nun, das braucht Sie nicht in Erstaunen zu setzen, im gewöhnlichen Leben sind solche Reden und Sprüche nicht anwendbar, wenn man aber in Begeisterung geräth, dann freilich kommen Einem erhabene Gedanken. Hat Ihnen denn Ihr Lehrer der russischen Literatur das nicht erklärt ?«

      »Nein, davon hat er nie mit mir gesprochen,« antwortete ich. »Wenn wir auf dem Lande sind, habe ich auch keine Lehrer. In Moskau aber ihrer eine Menge.«

      »Und bleiben Sie lange auf dem Lande?«

      »Etwa zwei Monate, nicht länger, Großmama sagt, daß mich das Landleben verwöhnt. Eine Gouvernante ist auch hier bei mir.«

      »Eine Französin?«

      »Ja, eine Französin.«

      Punin kratzte sich mit dem Finger das Ohr. – »Eine alte Mamsell wahrscheinlich ?«

      »Ja, sie nennt sich Mademoiselle Friquet.«

      Ich schämte mich mit einem male gestanden zu haben, daß ich zwölfjähriger Mensch nicht einen Erzieher, sondern noch eine Erzieherin habe und ich beeilte mich hinzuzufügen: »Aber ich mache mir nichts aus ihr, lasse mir nichts von ihr gefallen . . . «

      Punin schüttelte den Kopf. »O, adeliges Junkerlein, Junkerlein! wirst bald kein Russe mehr sein – kommt fremdes Zeug in den Kopf hinein – wirst selbst ein Fremder sein! . . .«

      »Wie, Sie reden ja in Versen ?« fragte ich verwundert.

      »Das merken Sie jetzt erst? Oh! sattle ich nur meinen Pegasus – kommt meine Rede gleich in Fluß! . . .«

      In diesem Augenblicke erschallte im Garten hinter uns ein greller Pfiff. Mein Gesellschafter sprang behende auf, – »Leben Sie wohl, junges Herrlein; mein Kamerad sucht und ruft mich . . . Was wird er mir Neues sagen? Leben Sie wohl und bleiben Sie mir gewogen.«

* * *

      Er huschte durch die Büsche und verschwand; ich aber blieb noch auf meiner Bank sitzen. Ich fühlte eine gewisse angenehme Veränderung in mir vorgehen, gerade als ob ich um Vieles älter geworden. Einen Menschen der Art hatte ich noch im Leben nicht gesehen. So saß ich eine Zeitlang in Gedanken . . . da fiel mir meine vergessene Mythologie ein und ich schlenderte nach Hause. Zu Hause erfuhr ich, daß die Großmutter Baburin bei sich als Gutsschreiber angestellt habe; man hatte ihm im Dienerschaftsflügel auf dem Stallhofe ein Zimmerchen angewiesen, wohin er auch schon mit seinem Kameraden übergezogen war.

      Als ich am andern Morgen meinen Thee getrunken hatte, machte ich mich sogleich, ohne bei Mademoiselle Friquet um Erlaubniß zu bitten, auf den Weg dahin. Ich fühlte das Bedürfniß, mich wieder mit jenem sonderbaren Menschen zu unterhalten. Ohne an die Thür zu klopfen – eine Gewohnheit, die bei uns ganz unbekannt war – trat ich ohne Weiteres in’s Zimmer. Wen ich gesucht hatte, meinen neuen Freund Punin, fand ich nicht vor, wohl aber seinen Beschützer, den Philantropen Baburin. Er stand ohne Rock mit weit , auseinandergespreizten Beinen vor dem Fenster und rieb sich sorgfältig mit einem langen Handtuche den Kopf ab.

      »Was ist Ihnen gefällig 2« sagte er mich anblickend, ohne seine Beschäftigung einzustellen und die Brauen, wie unzufrieden über die Störung, zusammenziehend.

      »Ist Punin nicht zu Hause?« fragte ich so ungezwungen wie möglich.

      »Herr Punin, Nikander Wawilitsch, ist augenblicklich nicht zu Hause,« antwortete Baburin, ohne sich zu beeilen; »erlauben Sie mir jedoch, Ihnen zu bemerken, junger Mensch, daß es nicht anständig ist, so, ohne zu fragen, in ein fremdes Zimmer einzudringen.

      Junger Mensch? das mir? Wie durfte er es wagen! – Vor Zorn stieg mir das Blut zu Kopf.

      »Sie kennen mich wahrscheinlich noch nicht,« hub ich nicht mehr in ungezwungenem, wohl aber in hochfahrendem Tone an: »ich bin der Enkel Ihrer Gutsbesitzerin!

      »Das ist mir vollkommen gleich,« erwiderte Baburin, sein Handtuch wieder zur Hand nehmend. »Wenn Sie auch der Herrschaft Enkel sind, so steht Ihnen damit das Recht nicht zu, ohne anzuklopfen und zu fragen in ein fremdes Zimmer zu dringen.«

      »Was ist denn das hier für ein fremdes Zimmer ? Was fällt Ihnen ein? Ich bin hier – wie überall – im eigenen Hause.«

      »O nein, da sind Sie in einem gewaltigen Irrthum. Hier bin ich zu Hause, weil nach Abmachung dieses Zimmer mir für meine Arbeit überwiesen ist.«

      »Ich bitte, keine Lehren;« unterbrach ich ihn; »ich weiß besser als Sie, daß . . .«

      »Sie müssen noch lernen,« fiel er mir scharf in’s Wort, »Sie sind noch in dem Alter, wo man lernt und nicht lehrt . . . Was mich betrifft, so kenne ich meine Verpflichtungen, aber auch meine Rechte vollkommen gut; wenn Sie also fortfahren, auf diese Weise mit mir zu reden, so muß ich Sie bitten, mich zu verlassen . . .«

      Womit dieser Streit geendet haben würde, weiß ich nicht, in diesem kritischen Augenblicke aber kam, hin und her schwankend und mit langen Schritten, Punin in’s Zimmer. Aus unsern СКАЧАТЬ