Die Uhr. Иван Тургенев
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Название: Die Uhr

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ kleidete ich mich schnell an und lief auf die Straße hinaus. Ich hatte mich entschlossen, meine Uhr dem ersten besten Armen zu geben, dem ich begegnen würde.

      IV

      Ich war noch nicht weit von unserem Hause weggelaufen, als ich auch schon auf das stieß, was ich suchte. Es kam mir ein etwa 13jähriger barfüßiger, zerlumpter Knabe entgegen, der sich oft vor unseren Fenstern umhertrieb, Ich sprang sogleich zu ihm heran und, ohne ihm oder mir Zeit zum Bedenken zu geben – bot ich ihm meine Uhr an.

      Der Knabe machte große Augen, hielt die eine Hand vor den Mund, als fürchte er sich zu verbrennen – und streckte die andere Hand aus.

      »Nimm, nimm,« murmelte ich: – »sie gehört mir, ich schenke sie Dir – Du kannst sie verkaufen und Dir dafür . . . nun, irgend etwas Nothwendiges kaufen . . . Adieu!«

      Ich drückte ihm die Uhr in die Hand und lief spornstreichs nach Hause.

      Nachdem ich einen Augenblick vor der Thüre unseres gemeinschaftlichen Schlafzimmers gestanden, um wieder zu Athem zu kommen, näherte ich mich David, welcher eben seine Toilette beendigt hatte und sich das Haar kämmte.

      »Weißt Du, David?'« – begann ich mit möglichst ruhiger Stimme. – »Ich habe Nastaseitschs Uhr weggegeben.«

      David sah mich an und fuhr mit der Bürste über die Schläfen.

      »Ja,« – fuhr ich immer mit demselben geschäftlichen Tone fort, – »ich habe sie weggegeben. Hier ist ein Knabe, ein sehr armer Bettelknabe; diesem habe ich sie gegeben.«

      David that die Kopfbürste auf den Waschtisch.

      »Er kann für das Geld, das er für dieselbe lös’t,« fuhr ich fort – »sich etwas Nützliches anschaffen. Er wird doch Etwas für dieselbe erhalten?«

      Ich schwieg.

      »Nun, das ist gut!« – sagte endlich David und begab sich in das Schulzimmer. Ich folgte ihm.

      »Und wenn man Dich fragt, was Du mit ihr angefangen?« – wandte er sich zu mir.

      »So werde ich sagen, daß ich sie verloren,« – erwiderte ich nachlässig.

      An jenem Tage war zwischen uns nicht mehr dir Rede von der Uhr; es war mir aber dennoch vor, als wenn David meine Handlung nicht nur billigte, sondern sich in gewisser Beziehung sogar über mich . . . wunderte. – Ganz gewiß!

      V

      Es vergingen noch zwei Tage. Es fügte sich so, daß Niemand im Hause die Uhr vermißte. Mein Vater hatte eine große Unannehmlichkeit mit einem von denen, die ihm ihre Sachen anvertraut ; er hatte keine Zeit, an mich und an meine Uhr zu denken. Dafür aber dachte ich unaufhörlich an dieselbe. Selbst die Billigung, David’s vorausgesetzte Billigung, vermochte mich nicht sehr zu trösten. Er aber sprach dieselbe in keiner besonderen Weise aus, er hatte überhaupt nur einmal – und das im Vorübergehen gesagt, daß er von mir eine solche Kühnheit nicht erwartet habe. Mein Opfer gereichte mir entschieden zum Nachtheile; es wurde durch die Befriedigung, die mir meine Eigenliebe gewährte, nicht aufgewogen.

      Und nun mußte noch, mir zum Trotz, ein anderer, uns bekannter Gymnasiast, der Sohn des Stadtarztes kommen und sich mit seiner neuen – nicht einmal silbernen, sondern tombakenen Uhr brüsten, die ihm seine Großmutter geschenkt . . .

      Endlich hielt ich es nicht länger aus – schlich mich aus dem Hause und suchte den Bettelknaben auf, dem ich meine Uhr gegeben.

      Ich fand ihn bald auf; er spielte mit einigen anderen Knaben an der Vorhalle der Kirche mit Knöchelchen. Ich rief ihn bei Seite und sagte ihm mit stockendem Athem in verworrener Rede, daß meine Verwandten böse auf mich seien, weil ich die Uhr weggegeben und daß ich ihm gerne Geld für dieselbe zahlen würde, wenn er einwilligte, sie mir zurückzugeben. . . Ich hatte für alle Fälle einen alten Silberrubel aus den Zeiten Elisabeth’s, mein ganzes baares Capital, mitgenommen.

      »Ich habe ja Ihre Uhr gar nicht,« antwortete der Knabe mit zorniger, weinerlicher Stimme. »Der Vater sah sie bei mir und nahm sie mir fort; er wollte mich noch durchpeitschen. – Du hast sie wohl gestohlen, sagte er – welcher Narr wird Dir wohl eine Uhr schenken ?«

      »Wer ist Dein Vater?«

      »Mein Vater? Der Trofimitsch.«

      »Aber wer ist er? Was treibt er?«

      »Er ist verabschiedeter Soldat – Szashant. Beschäftigung hat er keine. Er bessert alte Schuhe aus und versohlt Stiefel. – Das ist seine ganze Beschäftigung. Davon leben wir.«

      »Wo ist Eure Wohnung Führe mich zu ihm.«

      »Das will ich. Und sagen Sie ihm, meinem Vater, daß Sie mir die Uhr geschenkt. Er wirst es mir immer vor und nennt mich Dieb . . .Dieb! Und die Mutter ebenso. Nach wem schlägst Du ein, Du Dieb?«

      Ich ging mit dem Knaben in seine Wohnung. Sie befand sich in einem Hühnerhäuschen, ans dem Hinterhof einer, vor langer Zeit abgebrannten und nicht wieder aufgebauten Fabrik. Wir fanden sowohl Trofimitsch als seine Frau zu Hause. Der verabschiedete »Szashant« war ein hochgewachsener, gerader und sehniger Greis mit einem gelbgrauen Backenbarte, unrasirtem Kinn und einem ganzen Netze von Runzeln auf Stirne und Wangen. Seine Frau schien älter zu sein als er; ihre rothen Aeuglein zwinkerten und blinzelten in ihrem krankhaft gedrungenen Gesichte. Beide deckten statt der Kleidung irgend welche dunkle Lumpen.

      Ich erklärte Trofimitsch, warum es sich handelte und weshalb ich gekommen sei. Er hörte mich schweigend an, ohne auch nur ein einziges Mal mit den Augen zu blinzeln oder den stampfen, unverwandten, ganz soldatischen Blick von mir zu wenden.

      »Unart!« sprach er endlich mit einem heiseren, zahnlosen Baß. – »Ist das die Handlungsweise eines – Edelmannes? – Nun, wenn Petka die Uhr wirklich nicht gestohlen hat, nun – so verdient er eins . . . treibe keine Unarten mit Herrensöhnen! Wenn er sie aber gestohlen hatte, dann – eins!i zwei! drei! – mit Fuchteln kalugwardisch! – Was siehst Du mich an? Was ist das für eine Geschichte? Was? Mit Syontonne sollte man . . . Ist das eine Geschichte?! Tfu!« —

      Den letzten Ausruf brachte Trofimitsch im Falsett hervor. Er begriff offenbar Nichts.

      »Wenn Sie mir die Uhr zurückgeben wollen« – erklärte ich ihm . . . ich wagte nicht zu ihm »Du« zu sagen, obgleich er gemeiner Soldat war – »so will ich Ihnen mit Vergnügen diesen Rubel für dieselbe geben. Mehr ist sie, glaube ich, nicht werth.«

      »Nanu!« – brummte Trofimitsch, immer noch ganz verwirrt, und mich aus alter Gewohnheit immer noch mit den Augen verschlingend, als wenn ich einer seiner Vorgesetzten wäre. – »Ist das eine Geschichte! oh? – Die begreife einer! – Uljana, schweige!« schrie er seine Frau an, welche den Mund aufmachen wollte. »Hier ist die Uhr,« fügte er hinzu, indem er die Schieblade des Tisches öffnete; – »wenn sie wirklich Jhnen gehört – so nehmen Sie dieselbe in Empfang; und wozu dann der Rubel? Wie?«

      »Nimm den Rubel, Trofimitsch, Du Taugenichts,« – wehklagte die Frau. – »Bist Du ganz von Sinnen, Alter? Wir haben keine drei Kopeken hinter Leib und Seele, und der thut noch wichtig! Unnütz, daß man Dir den Zopf abgehauen, sonst – ganz wie ein Weib! Wie denn – ohne zu wissen . . . Nimm das Geld, wenn Du Dir einfallen läßt, die Uhr zurückzugeben!«

      »Uljana, schweige, Langweilige!« – wiederholte Trofimitsch. – »Wo ist das jemals geschehen – Du sprichst? Wie? Der Mann ist das Haupt und – sie spricht? . . . Petka, rühre Dich nicht, СКАЧАТЬ