Aufzeichnungen eines Jägers. Иван Тургенев
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Название: Aufzeichnungen eines Jägers

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ Sergejitsch Pechterew. Er hat uns geerbt. Aber er hat uns nicht lange besessen, im ganzen sechs Jahre. Bei dem war ich Kutscher . . . aber nicht in der Stadt, in der Stadt hatte er andere, sondern auf dem Land.«

      »Bist du von Jugend auf immer Kutscher gewesen?«

      »Ach wo, Kutscher! Kutscher bin ich erst bei Sergej Sergejitsch geworden, vorher war ich aber Koch, nicht in der Stadt, sondern auf dem Land.«

      »Bei wem bist du Koch gewesen?«

      »Beim früheren Herrn Afanassij Nefedytsch, dem Onkel Sergej Sergejitschs. Afanassij Nefedytsch hatte Lgow gekauft, und Sergej Sergejitsch hat das Gut geerbt.«

      »Von wem hat er es gekauft?«

      »Von Tatjana Wassiljewna.«

      »Von was für einer Tatjana Wassiljewna?«

      »Von der, die im vorigen Jahr bei Bolchowo gestorben ist, ich will sagen bei Karatschowo, als alte Jungfer . . . Die war niemals verheiratet gewesen. Haben Sie sie nicht gekannt? Wir kamen zu ihr von ihrem Vater Wassilij Semjonytsch. Sie hat uns lange besessen . . . an die zwanzig Jahre.«

      »Nun, bist du bei ihr Koch gewesen?«

      »Anfangs war ich wirklich Koch, dann machte sie mich zum Kaffeeschenken.«

      »Zu was?«

      »Zum Kaffeeschenken.«

      »Was ist das für ein Amt?«

      »Ich weiß es nicht, Väterchen. Ich war beim Büfett angestellt und wurde Anton und nicht Kusjma genannt. So hatte es die Gnädige zu befehlen geruht.«

      »Ist dein richtiger Name Kusjma?«

      »Ja, Kusjma.«

      »Und bist du die ganze Zeit Kaffeeschenk gewesen?«

      »Nein, nicht die ganze Zeit; ich war auch Schauspieler.«

      »Wirklich?«

      »Gewiß . . . ich spielte Theater. Unsere Gnädige hatte ein Theater eingeführt.«

      »Was für Rollen hast du denn gespielt?«

      »Wie meinen?«

      »Was hast du auf dem Theater gemacht?«

      »Wissen Sie es denn nicht? Man nimmt mich und kleidet mich an; so gehe ich angekleidet herum oder stehe oder sitze, wie es sich trifft. Man sagt mir: ›Sag dies und das‹, und ich sage es. Einmal stellte ich einen Blinden dar . . . Unter jedes Augenlid hat man mir eine Erbse gesteckt . . . Gewiß!«

      »Und was bist du nachher gewesen?«

      »Nachher wurde ich wieder Koch.«

      »Warum hat man dich zum Koch degradiert?«

      »Weil mein Bruder durchgebrannt war.«

      »Und was bist du beim Vater deiner ersten Herrin gewesen?«

      »Bei dem hatte ich verschiedene Ämter: Erst war ich Diener, dann Vorreiter, Gärtner, einmal auch Piqueur.«

      »Piqueur . . .? Bist auch mit Hunden ausgeritten?«

      »Bin auch mit Hunden ausgeritten, einmal stürzte ich aber mit dem Pferd, und das Pferd nahm Schaden. Der alte Herr war sehr streng: Er ließ mich mit Ruten züchtigen und nach Moskau zu einem Schuster in die Lehre bringen.«

      »Wieso in die Lehre? Du warst doch wohl nicht als kleines Kind Piqueur geworden?«

      »Ja, ich war einige und zwanzig.«

      »Was ist es für eine Lehre mit zwanzig Jahren?«

      »Das geht schon, wenn’s der Herr befiehlt. Aber er starb zum Glück bald, und so kam ich wieder aufs Land.«

      »Wann hast du denn die Kochkunst erlernt?«

      Sutschok hob sein mageres gelbes Gesicht und lächelte.

      »Braucht man denn das zu lernen . . .? Die Weiber kochen doch!«

      »Nun«, sagte ich, »du hast schon manches erlebt, Kusjma! Was machst du nun als Fischer, wo es keine Fische gibt?«

      »Ich kann mich nicht beklagen, Väterchen. Ich danke Gott, daß man mich zum Fischer gemacht hat. Einen anderen, einen ebenso alten Mann wie ich, Andrej Pupyrj, hat man in die Papierfabrik, an die Bütte gestellt, die Herrin hat es befohlen. Es sei Sünde, sein Brot umsonst zu essen . . . Pupyrj hatte aber auf Gnade gehofft: Sein Großneffe sitzt im herrschaftlichen Kontor als Kontorist; der hatte versprochen, es der Gnädigen zu melden, sie daran zu erinnern. So hat er sie daran erinnert . . .! Pupyrj hatte sich vor seinem Neffen bis zur Erde verbeugt, ich habe es selbst gesehen.«

      »Hast du Familie? Bist du verheiratet gewesen?«

      »Nein, Väterchen, niemals. Die selige Tatjana Wassiljewna, Gott schenke ihr ewige Ruhe, erlaubte niemandem zu heiraten. Gott bewahre! Sie pflegte zu sagen: ›Ich lebe doch auch unverheiratet, heiraten ist Dummheit! Was wollen die Leute?‹«

      »Wovon lebst du denn jetzt? Bekommst du ein Gehalt?«

      »Was für ein Gehalt, Väterchen . . . Ich kriege meine Verpflegung und muß auch dafür Gott danken! Ich bin sehr zufrieden. Gott schenke unserer Herrin ein langes Leben!«

      Jermolai kam zurück.

      »Das Boot ist in Ordnung«, sagte er düster. »Hol deine Stange, du!«

      Sutschok lief nach der Stange. Während meines Gespräches mit dem armen Alten hatte der Jäger Wladimir ihn mit einem verächtlichen Lächeln angesehen.

      »Ein dummer Mensch«, sagte er, als jener gegangen war, »ein durch und durch ungebildeter Mensch, ein Bauer und weiter nichts. Man kann ihn gar nicht als zum Hofgesinde gehörig ansehen . . . Er hat auch alles gelogen . . . Wie soll er Schauspieler gewesen sein, urteilen Sie doch selbst! Es war vergebliche Mühe, mit ihm zu sprechen.«

      Nach einer Viertelstunde saßen wir schon in Sutschoks Flachboot. (Die Hunde hatten wir unter der Aufsicht des Kutschers Jehudiel in einem Haus zurückgelassen.) Wir hatten es nicht sehr bequem, aber die Jäger sind nicht wählerisch. Am hinteren stumpfen Ende stand Sutschok und ›stieß‹; ich und Wladimir saßen auf dem Querbänkchen; Jermolai hatte vorn an der äußersten Spitze Platz gefunden. Trotz des Werges befanden sich unsere Füße bald im Wasser. Zum Glück war es windstill, und der Teich lag wie schlafend da.

      Wir bewegten uns langsam vorwärts. Der Alte hatte große Mühe, aus dem zähen Schlamm seine lange Stange herauszuziehen, die ganz von den grünen Fäden der Wasserpflanzen umschlungen war; die dicht beieinander gedrängten runden Blätter der Sumpflilien hinderten auch die Bewegung unseres Bootes. Endlich erreichten wir das Schilf, und nun ging das Vergnügen los. Die Enten erhoben sich mit großem Lärm von der Teichoberfläche, durch unser plötzliches Erscheinen auf ihren Besitzungen erschrocken, und die Schüsse knallten ihnen nach. Es war lustig, zu sehen, wie die kurzschwänzigen Vögel sich in der Luft überschlugen und schwer auf das Wasser plumpsten. Wir konnten alle angeschossenen Enten natürlich nicht holen: Die leicht verwundeten tauchten unter; manche, die sofort getötet waren, fielen in einen so dichten Maier, daß selbst Jermolais Luchsaugen sie nicht entdecken konnten; dennoch füllte СКАЧАТЬ