Aufzeichnungen eines Jägers. Иван Тургенев
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Название: Aufzeichnungen eines Jägers

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ zu verstehen, daß er zuweilen die Gutsbesitzer in der Nachbarschaft und auch die Bürger in der Stadt besuche, Préférence spiele und mit Personen aus den Residenzstädten verkehre. Er lächelte meisterhaft und mit großer Abwechslung; besonders gut stand ihm das bescheidene, reservierte Lächeln, das auf seinen Lippen spielte, wenn er fremden Reden lauschte. Er hörte einen an, stimmte vollkommen bei, verlor aber dabei doch nicht das Gefühl der eigenen Würde und gab einem gleichsam zu verstehen, daß auch er bei Gelegenheit seine eigene Ansicht aussprechen könne. Jermolai, der keinen übermäßigen Schliff hatte und durchaus nicht zart besaitet war, fing schon an, ihn zu duzen. Man muß das Lächeln gesehen haben, mit dem Wladimir ihm ›Sie‹ sagte.

      »Warum haben Sie Ihr Gesicht mit einem Tuch umbunden« fragte ich ihn. »Haben Sie Zahnweh?«

      »Nein«, antwortete er, »das ist eher eine verderbliche Folge der Unvorsichtigkeit. Ich hatte einen Freund, einen ganz guten Menschen, der aber durchaus kein Jäger war, wie es oft vorkommt. Eines Tages sagte er zu mir: ›Lieber Freund, nimm mich mal mit auf die Jagd; ich möchte gerne erfahren, worin dieses Vergnügen besteht.‹ Ich wollte es dem Freunde natürlich nicht abschlagen; ich verschaffte ihm meinerseits ein Gewehr und nahm ihn mit auf die Jagd. Wir jagten eine Zeitlang, wie es sich gehört, und wollten schließlich etwas ausruhen. Ich setzte mich unter einen Baum; er aber fing seinerseits an, mit seinem Gewehr allerlei Griffe zu üben und auf mich zu zielen. Ich bat ihn, aufzuhören, aber infolge seiner Unerfahrenheit hörte er nicht auf mich. Der Schuß krachte, und ich verlor das Kinn und den Zeigefinger der rechten Hand.«

      Wir kamen nach Lgow. Wladimir und Jermolai erklärten beide, daß man ohne ein Boot nicht jagen könne.

      »Der Sutschok hat einen Dostschannik«,Dostschannik ist ein aus alten Barkenbrettern zusammengenageltes Flachboot. (Anmerkung Turgenjews) bemerkte Wladimir, »ich weiß aber nicht, wo er ihn versteckt hat. Man müßte zu ihm hinüberlaufen.«

      »Zu wem?« fragte ich.

      »Hier wohnt ein Mann mit dem Namen Sutschok.«

      Wladimir begab sich mit Jermolai zu Sutschok. Ich sagte ihnen, daß ich sie bei der Kirche erwarten würde. Indem ich die Gräber auf dem Kirchhof besah, stieß ich auf eine vierkantige, schwarz gewordene Urne mit folgenden Inschriften – auf der einen Seite stand in französischen Lettern: ›Ci gît Théophile-Henri, vicomte de Blangy‹, auf der anderen: ›Unter diesem Steine ruht der Leib des französischen Untertanen, Grafen von Blangyus, geboren im Jahre 1737, gestorben im Jahre 1799, im Alter von 62 Jahren‹, auf der dritten: ›Friede seiner Asche‹, auf der vierten:

      ›Hier unter diesem Steine liegt ein Emigrant

      Aus Frankreich; gleich berühmt durch Adel und Verstand.

      Ach, lange mußte er um die gemord’ten Seinen

      Wie um sein Vaterland, das wüstgelegte, weinen!

      Dann zog er eiligst fort, ging Rußlands Grenzen nach

      Und fand im Alter hier ein gastfreundliches Dach.

      Hier lehrt’ er Kinder, gab den Eltern Trost und Frieden,

      Nun hat der höchste Herr ihm Frieden hier beschieden.‹Das Gedicht ist nach der Übersetzung von Boltz (1855) zitiert.

      Das Erscheinen Jermolais, Wladimirs und des Mannes mit dem seltsamen Namen Sutschok (Ästchen) unterbrach meine Betrachtungen.

      Der barfüßige, zerlumpte und zerzauste Sutschok schien ein ehemaliger Hofknecht und etwa sechzig Jahre alt zu sein.

      »Hast du ein Boot?« fragte ich ihn.

      »Ich habe ein Boot«, antwortete er mit dumpfer und gebrochener Stimme, »aber es ist gar zu schlecht.«

      »Wieso?«

      »Es ist aus dem Leim gegangen; alle Nieten sind aus den Löchern herausgefallen.«

      »Ein großes Unglück!« fiel ihm Jermolai ins Wort. »Man kann die Löcher mit Werg verstopfen.«

      »Natürlich kann man das«, bestätigte Sutschok.

      »Wer bist du denn?«

      »Der herrschaftliche Fischer.«

      »Was bist du für ein Fischer, wenn dein Boot kaputt ist?«

      »In unserem Fluß gibt’s ja auch keine Fische.«

      »Die Fische lieben kein Sumpfwasser«, bemerkte mein Jagdgehilfe mit Wichtigkeit.

      »Gut«, sagte ich zu Jermolai, »geh mal hin, treib etwas Werg auf und bring uns das Boot in Ordnung, aber schnell!«

      Jermolai ging.

      »So werden wir vielleicht gar untergehen?« fragte ich Wladimir.

      »Gott ist gnädig«, antwortete er. »Jedenfalls muß man annehmen, daß der Teich nicht tief ist.«

      »Er ist nicht tief«, bemerkte Sutschok, der eigentümlich, wie verschlafen, sprach, »aber auf dem Grund ist Schlamm und Gras, er ist ganz mit Gras verwachsen und hat auch Untiefen.«

      »Wenn es so viel Gras gibt«, wandte Wladimir ein, »so wird man gar nicht rudern können.«

      »Wer rudert auch auf einem Dostschannik? Man stößt einfach. Ich fahre mit Ihnen mit; ich habe eine Stange dabei, man kann es auch mit einer Schaufel machen.«

      »Mit einer Schaufel geht es nicht gut, an mancher Stelle kann man vielleicht gar nicht den Grund erreichen«, sagte Wladimir.

      »Das stimmt, es geht nicht gut.«

      In Erwartung Jermolais setzte ich mich auf einen Grabhügel. Wladimir trat des Anstandes wegen etwas auf die Seite und setzte sich ebenfalls. Sutschok blieb auf demselben Fleck stehen, den Kopf auf die Brust gesenkt und die Hände nach alter Gewohnheit im Rücken.

      »Sag bitte«, begann ich, »bist du schon lange hier Fischer?«

      »Es ist das siebente Jahr«, antwortete er zusammenfahrend.

      »Und was hast du früher getrieben?«

      »Früher fuhr ich als Kutscher.«

      »Wer hat dich dann zum Fischer degradiert?«

      »Die neue Herrin.«

      »Was für eine Herrin?«

      »Die uns gekauft hat. Sie kennen sie nicht: Aljona Timofejewna, so eine dicke . . . nicht mehr jung.«

      »Warum fiel es ihr ein, dich zu einem Fischer zu ernennen?«

      »Das weiß Gott allein. Sie kam zu uns aus ihrem Erbgut, aus Tambow gefahren, ließ das ganze Hofgesinde versammeln und trat zu uns heraus. Wir küßten ihr erst die Hand, sie sagte nichts, nahm es nicht übel . . . Dann fing sie an, uns der Reihe nach auszufragen, wer sich womit beschäftigt, wer welches Amt versieht. Als die Reihe an mich kam, fragte sie: ›Was bist du gewesen?‹ Ich antwortete: ›Kutscher.‹ – ›Kutscher? Was bist du für ein Kutscher? Sieh dich nur an: Was bist du für ein Kutscher? Es paßt für dich gar nicht, Kutscher zu sein, du wirst bei mir Fischer sein und wirst dir den Bart abnehmen. Wenn ich herkomme, stellst du den Fisch für die herrschaftliche Tafel, hörst du es . . .?‹ Seit jener Zeit bin ich Fischer. ›Du sollst mir den Teich gut im Stande halten . . .‹ СКАЧАТЬ