Die Dorf-Plage. Hendrik Conscience
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Название: Die Dorf-Plage

Автор: Hendrik Conscience

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Weile – lenkte er das Gesicht von seinem Sohne ab, brachte die Hand an die Stirne und versank in tiefes Nachdenken, wie er seinem armen Lukas Muth und Trost einflößen könne.

      Inzwischen waren sie in die Nähe ihrer Wohnung angelangt; – am Ende einer Baumallee, die in dem hohen Tannenwald angelegt war, konnten sie schon die ersten Häuser des Dorfes erblicken.

      Plötzlich richtete der Alte den Kopf in die Höhe und sagte mit fröhlichem Ausrufe:

      – »Nun, Lukas, hab’ ich’s gefunden!«

      Der Jüngling blieb stehen und lauschte in ängstlicher Spannung seinem Vater das bedeutungsvolle Wort ab.

      – »Nein, nicht so hastig, Lukas,« sagte dieser, seine eigene Freude bezwingend. »Es ist ein Gedanke, über den ich doch noch eine Nacht schlafen sollte.«

      – »Um Gottes Willen, Vater, sprecht, sprecht, was, habt ihr ausgefunden?« bat der tiefbewegte Jüngling.

      Der Alte nahm seinen Sohn bei der Hand und sprach mit zurückgehaltener Freude:

      – »Lukas, wie wär’s, wenn ich dem Jan Staers den Vorschlag machte, seinen Pacht zu übernehmen, so daß er mit mir und deiner—Mutter auf dem steinernen Hofe wohnen bliebe. So alt ich auch bin, will ich den Leuten zeigen, daß das Grundstück mit einigem Schweiße reichlich den Pachtzins eintragen kann. Mir wird das wüste Treiben Jan’s nicht zum Schaden gereichen; das lange Arbeiten hat meinen Leib mit einer harten Rinde umhüllt. Auf diese Weise könntest du mit Clara auf unserem Hofe hausen und wir würden uns gegenseitig noch tägliche Handreichung leisten können. Du hättest dann auch Frieden im Hause und deine Frau und Kinder, wenn deren kommen, würden durch des unglücklichen Trunkenboldes Gegenwart nicht belästigt werden . . . Wenn die Nacht mir keinen anderen Rath bringt, werde ich morgen mit Jan Staers darüber sprechen.«

      Lukas ließ seinen Korb zur Erde gleiten, legte den Arm um seines Vaters Hals und fing, von seinen Empfindungen übewältigt, an seines Vaters Brust zu weinen an.

      – »Gott im Himmel lohn’ es euch, Vater,« flüsterte er schluchzend; »nie werde ich diese Güte vergessen, euch Zeitlebens ehren und lieben. Es schwindelt mir im Kopfe, so überglücklich fühle ich mich. Also wirklich, Clara, das sanfte, stille Mädchen, soll . . . «

      – »Sieh, dort geht sie ja, deine Clara!« sagte der Vater.

      In der That, seitwärts zwischen den Tannenbäumen, einige Schritte vor ihnen, nahte ein Mädchen, die mit niedergeschlagenen Augen zerstreut und langsam daher schritt.

      Der Jüngling hatte sich schnell vom Halse seines Vaters losgemacht und wollte eben jubelnd dem theuren Wesen entgegenlaufen, als der Greis ihn zurückhielt mit der strengen Mahnung:

      – »Lukas, laß kein Wort davon bei Clara verlauten, hörst du? Ich muß vorerst noch die Nacht zu Rathe ziehen und im Klaren darüber sein, wie sich der Vater dazu versteht.«

      Lukas versprach durch Kopfnicken, ihr die frohe Nachricht verschweigen zu wollen, und lief in vollem Sprunge auf seine Geliebte zu. Der gute Junge kannte sich nicht mehr vor Entzücken; er warf seine Mütze in die Luft, tanzte und jodelte wie ein Kind – aber warum er so guten Muthes war, das ließ er behutsamer Weise nicht merken.

      Er nahm das Mädchen bei der Hand und zog es nach der Stelle, wo sein Vater ihn ernsten Blickes überwachte.

      – »Ach, Clara«, rief der überselige Junge, »dürfte ich dir nur sagen, was mich so fröhlich macht. Der Vater aber will’s nicht haben; morgen, morgen! sagt er, sei’s Zeit genug. Einstweilen kannst du immerhin lachen, Clara, singen und guter Dinge sein . . . Ich selber ersticke fast vor Ungeduld, dir die Nachricht mitzutheilen; aber ich möchte wohl fünf Franken wetten – freilich hab’ ich sie nicht – daß du sie von selbst errathest; ach sie ist gar so herrlich; dürfte ich nur damit losplatzen . . . «

      Der Alte war einige Schritte vorwärts gegangen und fühlte mit den noch starken Fingern seinem Sohne den Puls:

      – »Lukas, Lukas« murrte er, »das ist nicht recht von dir!«

      Von dem etwas unsanften Händedruck und dem Ernste der Anrede, wie aus einem Traume herausgerissen, senkte Lukas beschämt den Kopf; doch hob er ihn sogleich wieder mit freundlichem Lächeln:

      – »Es war Zeit, Vater,« sprach er leise; »ich kann nichts dazu, aber es wollte mir schon über die Lippen.«

      Das Mädchen schaute Beide verwundert an und schien neugierig zu forschen, was sie wohl für ein Geheimniß vor ihr zu verbergen haben möchten.

      Sie war schön von Gesicht und schlank von Gestalt; aber es lag etwas überaus Ernstes und Wehmüthiges in dem schmachtenden Blick ihrer schwarzen Augen. Wenn auch ihre gebräunten Wangen nicht sonderliche Fülle verriethen, so hatte die Arbeit dennoch ihre Glieder fest und stark gemacht. Sie trug den Kopf aufrecht und um ihren feingeschnittenen Mund spielte ein Zug, den man leicht mit Hochmuth hätte deuten können, wäre nicht Jedermann im Dorfe bekannt gewesen, daß es kaum ein bescheideneres und sanfteres Mädchen geben könne, als Clara. Jene zwei kleinen Falten rührten vielmehr von ihrem nachdenklichen Wesen, von dem Bewußtsein ihres traurigen und jeder freundlicheren Aussicht entbehrenden Schicksals.

      Wenn auch ihre Kleider durch die Jahre ihre ursprüngliche Farbe verloren hatten und hie und da eine allzusichtbare Naht von der Mühe Zeugniß ablegte, womit man ihre Erhaltung pflegte, so waren sie doch rein und so gefällig geordnet, daß das Mädchen fast noch reicher gekleidet schien, als die übrigen Bauerntöchter des Dorfes.

      Nachdem sie den Alten freundlich gegrüßt hatte, nahm dieser den Korb auf die Achseln, stellte sich zwischen die zwei jungen Leute und so setzten sie ihren Weg nach dem Dorfe fort.

      Lukas fing an vom schönen Wetter zu sprechen, von der bevorstehenden Wallfahrt, von der Kirmeß auf dem Kreuzberg und von allerlei lustigen Dingen; streute wohl auch einige zweideutige Worte mitunter, die seinen Vater zuweilen veranlaßten, ihn unvermerkt mit dem Fuße an das gegebene Verbot zu erinnern.

      Clara indeß schien von dem munteren Geplauder unberührt; sie schritt mit trauriger Miene und sprachlos ihren Weg fort.

      Sie waren etwa noch drei Schußweiten von den ersten Häusern des Dorfes entfernt, als Lukas eine Frage an Clara richtete und sie dadurch nöthigte, ihm ihr Gesicht zuzuwenden.

      »Clara, du weinst?« rief er, indem er plötzlich von seines Vaters Seite weichend, vor sie hin sprang.

      – »Fasse dich, Liebe, es wird bald besser werden . . . du sollst noch glückliche Tage genießen . . . der morgende Tag . . . «

      – Ein Blick seines Vaters schnitt ihm die Rede ab.

      – »Aber sage mir doch, Clara, warum weinst du so bitterlich?« fragte er mit schmerzlicher Rührung, indem ihm selber eine Thräne im Auge perlte, die er heimlich mit dem Finger abwischte.

      – »Ach, guter Freund,« seufzte Clara, »ich habe gar so viel Verdruß; ja, es bricht mir das Herz im Leibe zusammen. Seit diesem Morgen irre ich in den Wäldern herum und beweine mein bitteres Loos. Nach Hause mochte ich nicht kehren, es wäre mir dort gar zu verödet und sterbenseinsam vorgekommen.«

      – »Himmel, hat sich denn ein Unglück zugetragen?« schrie Lukas. »Hat dein Vater . . . «

      – »Mein Vater ist nach der Stadt,« antwortete die Jungfrau.

      – »Du machst mir Angst, Clara; СКАЧАТЬ