Название: Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Er mußte voraussetzen, Madame Dubarry würde nach Empfang seines kleinen Billets schleunigst Versailles ebenfalls verlassen, um ihn in dem reizenden Hause zu erwarten, das sie sich hatte bauen lassen, und das der König bereits mehrere Male besucht, ohne jedoch eine Nacht daselbst zuzubringen, unter dem Vorwande, Luciennes sei kein königliches Schloß.
Er war in hohem Maße erstaunt, als er bei seiner Ankunft Zamore sehr wenig stolz und sehr wenig Gouverneur fand, sondern im Gegentheil sah, wie er dem Papagei, der ihn zu beißen suchte, die Federn ausrupfte.
Die zwei Günstlinge rivalisirten wie, Herr von Choiseul und Madame Dubarry.
Der König begab sich in den kleinen Salon und schickte sein Gefolge weg.
Er hatte nicht die Gewohnheit, die Diener zu befragen, obgleich er der neugierigste Edelmann seines Königreiches war; aber Zamore war etwas, das einen Rang zwischen dem kleinen Affen und dem kleinen Papagei einnahm.
Der König befragte also Zamore:
»Ist die Frau Gräfin im Garten?«
»Nein, Meister,« sagte Zamore.
Dieses Wort ersetzte den Titel Majestät, dessen Madame Dubarry in einer ihrer Launen den König in Luciennes beraubt hatte.
»Dann ist sie bei den Karpfen?«
Man hatte mit großen Kosten einen See auf dem Berge gegraben, man hatte ihn mit dem Wasser des Aquäducts gespeist und die schönsten Karpfen von Versailles dahin verpflanzt.
»Nein, Meister,« antwortete Zamore abermals.
»Wo ist sie denn?«
»In Paris, Meister.«
»Wie, in Paris! . . . Die Gräfin ist nicht nach Luciennes gefahren? . . .«
»Nein, Meister, aber sie hat Zamore geschickt.«
»Warum dies?«
»Um hier den König zu erwarten.«
»Ah! ah!« rief Ludwig XV., »man überträgt Dir die Sorge, mich zu empfangen? Es ist etwas Reizendes um die Gesellschaft von Zamore! ich danke, Gräfin, ich danke!«
Und der König erhob sich etwas ärgerlich.
»O nein,« sprach der Neger, »der König wird nicht die Gesellschaft von Zamore haben.«
»Und warum?«
»Weil Zamore geht.«
»Wohin gehst Du?«
»Nach Paris.«
»Ah! ich werde also allein bleiben? Immer besser. Aber was machst Du in Paris?«
»Ich kehre zur Meisterin Barry zurück und melde ihr, der König sey in Luciennes.«
»Ah! ah! die Gräfin hat Dich beauftragt, mir das zu sagen?«
»Ja, Meister.«
»Und sie hat nicht gesagt, was ich mittlerweile thun würde?«
»Sie hat gesagt, Du würdest schlafen.«
»Sie wird wohl nicht lange ausbleiben,« dachte der König; »ohne Zweifel bereitet sie mir eine neue Ueberraschung.«
Dann sprach er laut:
»Geh also geschwinde und bringe die Gräfin zurück. Doch wie machst Du den Weg?«
»Auf dem großen Schimmel, mit der rothen Schabracke.«
»Und wie viel Zeit braucht der große Schimmel, um Paris zu erreichen?«
»Ich weiß nicht,« sagte der Neger, »doch er geht geschwinde, geschwinde. Zamore liebt es, schnell zu reiten.«
»Das ist abermals ein Glück, daß es Zamore liebt, schnell zu reiten,« sprach der König und stellte sich an das Fenster, um Zamore abgehen zu sehen.
Ein großer Lackei hob ihn auf das Pferd, und in der glücklichen Unbekanntschaft mit der Gefahr, welche besonders der Kindheit angehört, ritt der Negerknabe, auf seinem riesigen Thiere hockend, im Galopp weg.
Der König, welcher allein geblieben war, fragte einen Bedienten, ob es etwas Neues in Luciennes gebe.
»Herr Boucher ist hier und malt das große Cabinet der Frau Gräfin,« antwortete der Diener.
»Ah! Boucher, der gute, arme Boucher, er ist hier?« sagte der König mit einer gewissen Befriedigung, »und wo dies?’
»Im Cabinet im Pavillon; befiehlt Seine Majestät, daß ich sie zu Herrn Boucher führe?«
»Nein, entgegnete der König, »nein, ich will lieber die Karpfen besuchen. Geben Sie mir ein Messer.«
»Ein Messer, Sire?«
»Ja, und ein großes Brod.«
Der Diener kehrte bald zurück und brachte auf einer Platte von japanesischem Porzellan ein großes, rundes Brod, in welchem ein langes, schneidendes Messer stak.
Der König machte dem Diener ein Zeichen, ihn zu begleiten, und wandte sich zufrieden nach dem Teiche.
Es war eine Familienüberlieferung, den Karpfen zu fressen zu geben. Der große König verfehlte keinen Tag dies zu thun.
Ludwig XV. setzte sich auf eine Moosbank, von der man eine reizende Aussicht genoß.
Sie umfaßte zuerst den kleinen See mit seinen von Rasen bedeckten Ufern; jenseits das Dorf zwischen zwei Hügel gestellt, von denen sich der eine senkrecht erhebt, wie der moosige Felsen des Virgil, so daß die strohbedeckten Häuser, die er trägt, Kinderspielzeuge in eine Schachtel voll Farnkraut gepackt zu sein scheinen; ferner die Giebel von Saint-Germain, seine riesigen Treppen und die zahllosen Büschel seiner Terrassen; noch ferner die blauen Bergabhänge von Saunois und Cormeilles; endlich einen Himmel von rosiger und grauer Färbung, der Alles dies einschloß, wie es eine herrliche Kuppel von Kupfer gethan hätte.
Das Wetter war stürmisch, das Blätterwerk hob sich schwarz von den zartgrünen Wiesen ab; unbeweglich und glatt, wie eine weite Oberfläche von Oel, öffnete sich zuweilen das Wasser plötzlich, wenn ans fernen grünen Tiefen ein Fisch einem silbernen Blitze ähnlich sich emporschwang, um eine Teichfliege zu haschen, welche ihre langen Füße über das Wasser schleppte.
Dann erweiterten sich große, zitternde Kreise auf der Oberfläche des Sees, und ließen überall hin kleinere schwarze Kreise, vermischt mit weißen Kreisen, spielen.
Man sah auch an den Ufern die ungeheuren Schnauzen der schweigsamen Fische sich erheben, welche, sicher nie Netz oder Angel zu finden, an dem herabhängenden Klee saugten, und mit ihren großen, starren Augen, welche nicht zu sehen scheinen, die kleinen, grauen Eidechsen und die grünen Frösche, die sich unter den Binsen umhertrieben, betrachteten.
Nachdem der König als ein Mann, welcher weiß, wie man seine Zeit verliert, die Landschaft in allen Winkeln beschaut, die Häuser СКАЧАТЬ