Название: Die drei Musketiere
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Den Tag, an welchem d'Artagnan sich hier einfand, war die Versammlung äußerst imposant, besonders für einen Provinzbewohner, der eben erst aus seiner Heimath anlangte; dieser Provinzbewohner war allerdings Gascogner, und damals besonders standen d'Artagnans Landsleute nicht im Rufe, als ließen sie sich so leicht einschüchtern. In der That, sobald man einmal durch die starke, mit langen viereckigen Nägeln beschlagene Thür gelangt war, gerieth man unmittelbar mitten in eine Truppe von Männern des Degens, die sich im Hofe herumtrieben, einander anriefen, mit einander stritten und spielten. Um sich durch diese brausenden Wogen eine Bahn zu brechen, hätte man ein Offizier, ein vornehmer Herr oder eine hübsche Frau sein müssen.
Mitten durch dieses Gedränge und diese Unordnung rückte unser junger Mann mit zitterndem Herzen, den langen Raufdegen an die magern Beine drückend und eine Hand an den Rand seines Filzes haltend, mit dem verlegenen provinzialen Halblächeln, das eine gute Haltung geben soll, sachte vorwärts. Hatte er eine Gruppe hinter sich, so athmete er freier; aber er begriff wohl, daß man sich umwandte, um ihm nachzuschauen, und zum ersten Mal in seinem Leben kam sich d'Artagnan, der bis auf diesen Tag eine ziemlich gute Meinung von sich selbst gehabt hatte, lächerlich vor.
Als er zur Treppe gelangte, war die Sache noch schlimmer: er fand hier auf den ersten Stufen vier Musketiere, die sich mit folgender Uebung belustigten, während zehn bis zwölf mit ihren Kameraden auf dem Ruheplatz der Treppe warteten, bis es an sie käme, an der Partie Theil zu nehmen. Einer von ihnen, der mit entblößtem Degen auf der obersten Stufe stand, verhinderte die Andern herauf zu steigen, oder er bemühte sich wenigstens, sie daran zu verhindern. Diese drei Andern fochten mit sehr behenden Degenstößen gegen ihn. D'Artagnan hielt Anfangs ihre Eisen für Fechtrappiere und glaubte, sie seien mit Knöpfen versehen; aber bald erkannte er an gewissen Schrammen, daß jede Waffe im Gegentheil gehörig zugespitzt und scharf geschliffen war. Und bei jeder von diesen Schrammen lachten nicht nur die Zuschauer, sondern auch die handelnden Personen, wie die Narren.
Derjenige, welcher in diesem Augenblick die oberste Stufe behauptete, hielt seine Gegner vortrefflich im Schach. Man bildete einen Kreis um sie. Es war Bedingung hierbei, daß bei jedem Stoße der Getroffene die Partie verlassen mußte, und dadurch seine Audienzreihe zu Gunsten des Berührenden verlieren sollte. In fünf Minuten waren drei gestreift, der eine an der Handwurzel, der andere am Kinn, der dritte am Ohr, während der Verteidiger, der ihnen diese Schrammen beibrachte, unberührt blieb, eine Geschicklichkeit, die ihm eine dreimalige Audienzreihe zu seinen Gunsten eintrug. So schwer auch unser junger Reisender in Erstaunen zu setzen —nicht war, sondern sein wollte, so setzte ihn doch dieser Zeitvertreib doch sehr in Erstaunen: er hatte in seiner Provinz, auf diesem Boden, wo sich die Köpfe doch so schnell erhitzen, etwas mehr als Präliminarien zu Zweikämpfen gesehen, und die Gasconnade der vier Spieler erschien ihm als die stärkste unter allen, von denen er bis jetzt selbst in der Gascogne gehört hatte. Er glaubte sich in das berühmte Land der Riesen versetzt, wohin Gulliver ging und wo er so gewaltig bange hatte; und er war noch nicht einmal am Ziele: es blieben noch der Ruheplatz und das Vorzimmer.
Auf dem Ruheplatz der Treppe schlug man sich nicht, man erzählte sich Geschichten von Frauen, und im Vorzimmer Hofgeschichten. Auf dem Ruheplatz erröthete d'Artagnan, im Vorzimmer schauderte er. Seine rege, umherirrende Einbildungskraft, die ihn in der Gascogne für Kammermädchen und zuweilen sogar für junge Edeldamen furchtbar machte, hatte nie, selbst nicht einmal in den Augenblicken des Delirirens, die Hälfte dieser verliebten Abenteuer und den vierten Theil dieser Heldenthaten geträumt, bei denen die bekanntesten Namen herhalten mußten und die Details ganz und gar nicht verschleiert wurden. Aber wenn auf dem Ruheplatz sein Sittlichkeitsgefühl verletzt wurde, so bereitete man im Vorzimmer seiner Achtung vor dem Cardinal ein wahres Aergerniß. Hier hörte d'Artagnan zu seinem größten Erstaunen ganz laut die Politik, welche Europa erzittern machte, und das Privatleben des Cardinals kritisiren, für dessen Verunglimpfung so viele hochgestellte und mächtige Herren gestraft worden waren; dieser große, von Herrn d'Artagnan Vater verehrte Mann wurde verspottet von den Musketieren des Herrn von Treville, welche sich über seine krummen Beine und seinen gewölbten Rücken lustig machten; Einige sangen Spottlieder auf Madame d'Aiguillon, seine Geliebte, und auf Frau Combalet, seine Nichte, während Andere gegen die Pagen und die Leibwachen des Cardinal-Herzogs Pläne schmiedeten, lauter Dinge, welche d'Artagnan als monströse Unmöglichkeiten vorkamen.
Indessen kam zuweilen plötzlich und ganz unversehens der Name des Königs mitten unter diese Cardinalistischen Scherze wie eine Art von Knebel, der für einen Augenblick allen Anwesenden den spöttischen Mund verstopfte; man schaute sachte um sich her und schien die Indiskretion der Scheidewand am Kabinet des Herrn von Treville zu fürchten. Aber bald brachte irgend eine Anspielung das Gespräch wieder auf Se. Eminenz, die Spöttereien wurden immer derber und keine seiner Handlungen blieb mit einer kräftigen Beleuchtung verschont.
»Gewiß sind dieß Leute, welche insgesammt nach der Bastille gebracht und gehängt werden,« dachte d'Artagnan mit Schrecken, »und ich ohne Zweifel mit ihnen, denn von dem Augenblick an, wo ich sie gehört und verstanden habe, wird man mich für ihren Mitschuldigen halten. Was würde mein Herr Vater sagen, der mir so dringend Achtung vor dem Cardinal eingeschärft hat, wenn er mich in Gesellschaft von solchen Bauern wüßte?«
D'Artagnan wagte es also, wie man sich leicht denken kann, nicht, an dem Gespräche Theil zu nehmen, er schaute nur mit beiden Augen, hörte nur mit beiden Ohren, er hielt seine fünf Sinne gierig gespannt, um nichts zu verlieren, und trotz seines Vertrauens auf die väterlichen Ermahnungen fühlte er sich, in Folge seiner Geschmacksrichtung und von seinen Instinkten hingerissen, mehr geneigt, die unerhörten Dinge, die sich in seiner Gegenwart ereigneten, zu loben als zu tadeln.
Da er indessen der Menge der Höflinge des Herrn von Treville völlig fremd war, und da man ihn zum ersten Male an diesem Ort bemerkte, so fragte man ihn, was er wünsche. Auf diese Frage nannte d'Artagnan demüthig seinen Namen; er berief sich aus seinen Titel als Landsmann und ersuchte den Kammerdiener, der diese Frage an ihn gerichtet hatte, Herrn von Treville für ihn um eine kurze Audienz zu bitten, welche Bitte man in hohem Gönnertone zu geeigneter Zeit und geeigneten Orts vorzutragen versprach.
D'Artagnan erholte sich allmälig von seinem ersten Staunen und hatte nun Muße, die Trachten und Gesichter ein wenig zu studiren.
Der Mittelpunkt der belebtesten Gruppe war ein Musketier von großer Gestalt, hochmüthigem Antlitz und höchst wunderlichem Aufzug, welcher die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Er trug in diesem Augenblick keine Uniform, wozu er auch in jener Zeit geringerer Freiheit, aber größerer Unabhängigkeit nicht durchaus verbunden war, sondern er hatte einen etwas abgetragenen Leibrock an, und auf diesem Kleide gewahrte man ein prachtvolles Wehrgehänge mit goldenen Stickereien, das funkelte, wie ein Wasserspiegel im vollen Sonnenschein. Ein langer, karmesinrother Mantel fiel anmuthig über die Schultern und ließ vorn nur das glänzende Wehrgehänge sehen, woran ein riesiger Raufdegen befestigt war.
Dieser Musketier war so eben von der Wache abgekommen, beklagte sich über Schnupfen und hustete von Zeit zu Zeit mit einer gewissen Affektation. Deßhalb hatte er den Mantel genommen, wie er zu seiner Umgebung sagte, und während er von oben herab sprach und verächtlich seinen Schnurrbart kräuselte, bewunderte man mit großer Begeisterung – d'Artagnan mehr, als jeder Andere – das gestickte Wehrgehänge.
»Was wollt Ihr, es kommt in die Mode,« sagte der Musketier; »es ist eine Thorheit, ich weiß es wohl, aber es ist einmal Mode. Ueberdies muß man doch auch auch das Geld seines Erbtheiles verbrauchen.«
»Ah! Porthos!« rief einer von den Umherstehenden, »suche uns nicht glauben zu machen, dieses СКАЧАТЬ