Название: Stilleben
Автор: Иван Тургенев
Издательство: Public Domain
Жанр: Русская классика
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Astachow bat Ipatow, er möge ihn mit Jegor Kapitonitsch bekannt machen. Zwischen Beiden entspante sich ein Gespräch. Maria nahm nicht Theil an demselben; Iwan Iljitsch setzte sich zu ihr und brachte auch nur ein paar Worte hervor. Die kleinen Mädchen traten zu ihm heran und erzählten ihm flüsternd Etwas . . . Die Haushälterin trat herein, eine trockene Alte mit einem dunkeln Tuche um den Kopf und meldete, das Essen sei bereit. Alle begaben sich in den Speisesaal.
Die Tafel zog sich ziemlich in die Länge. Ipatow hatte einen guten Koch und die Weine waren auch nicht schlecht, obgleich er dieselben nicht aus Moskau, sondern aus der Kreisstadt kommen ließ. Ipatow führte ein behagliches Leben. Er besaß im Ganzen nicht über dreihundert Seelen, schuldete aber Niemanden Etwas und hatte sein Gut in bester Ordnung. Bei Tische führte hauptsächlich der Wirth das Gespräch. Jegor Kapitonitsch mischte sich auch hinein, vergaß aber sich selbst dabei nicht: er aß und trank nach Herzenslust Maria war die ganze Zeit über schweigsam, nur zuweilen erwiderte sie mit einem halben Lächeln die hastigen Reden der beiden – Kleinen, die ihr zu Seiten saßen; sie schienen sie sehr lieb zu haben. Astachow versuchte einige Male ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, jedoch ohne besonderen Erfolg. Klappseele Bodräkow zeigte selbst beim Essen Trägheit und Flauheit. Nach der Tafel begaben sich alle auf die Terrasse zum Kaffee. Das Wetter war wunderschön. Aus dem Garten zog der liebliche Duft der gerade in voller Blüthe stehenden Linden herauf; die Sommerluft, vom dichten Laube der Bäume und der Feuchtigkeit des nahen Teiches leicht gekühlt, verbreitete eine einschmeichelnde Wärme. Plötzlich wurde hinter den Pappeln des Dammes Pferdegetrappel hörbar und einen Augenblick daraus zeigte sich eine Reiterin in langem Amazonenkleide und rundem, grauem Hute auf einem fuchsbraunen Pferde; sie ritt im Galopp; auf einem kleinen, weißen Klepper folgte ihr ein Dienstbursche.
– Ah! rief Ipatow, – Nadeschda Alexejewna kommt angeritten – das ist doch eine angenehme Ueberraschung.
– Allein? fragte Maria, die bis dahin unbeweglich an der Thür gestanden hatte.
– Allein . . . Peter Alexejewitsch muß wohl eine Abhaltung gehabt haben.
Maria blickte unter der Stirn hervor, ihr Gesicht war mit Roth übergossen; sie wandte sich hinweg.
Unterdessen kam die Reiterin durch das Gartenpförtchen in den Garten und bis an die Terasse geritten, sie sprang leicht aus dem Sattel, ohne ihren Dienstburschen oder Ipatow, der ihr entgegenkommen wollte, abzuwarten. Hastig nahm sie die Schleppe ihres Amazonenkleides auf, lief die Stufen hinan, sprang auf die Terrasse und rief in heiterem Tone.
– Da bin ich!
– Willkommen! sagte Ipatow. – Ganz unerwartet, das ist doch hübsch. Erlauben Sie, daß ich ihr Händchen küsse . . .
– Da haben Sie es, erwiderte die Angekommene, – Sie müssen aber den Handschuh selbst abziehen. – Ich kann es nicht. Und indem sie ihm die Hand hinhielt, nickte sie Maria Pawlowna mit dem Kopfe zu. – Mascha, denke Dir, mein Bruder kommt heute nicht, sagte sie mit einem leichten Seufzer.
– Ich sehe es, daß er nicht da ist, erwiderte Maria halblaut.
– Er läßt Dir sagen, daß er zu thun habe. Sei nicht böse. Guten Tag, Jegor Kapitonitsch; guten Tag, Iwan Iljitsch. Guten Tag, Kinder . . . Waßja, setzte die Angekommene zu ihrem Dienstburschen gewendet, hinzu, – laß den Adonis gut herumführen, hörst Du. Mascha, gieb mir, bitte, eine Stecknadel, meine Schleife aufzustecken . . . Michail Nikolaitsch, kommen sie doch her.
Ipatow trat näher an sie heran.
– Wer ist dieser fremde Herr? fragte sie ihn ziemlich laut.
– Ein Nachbar, Astachow, Wladimir Sergeïtsch, wissen Sie, dem Ssassowo gehört. Wünschen Sie seine Bekanntschaft zu machen?
– Schon gut . . . nachher. Ach, was für ein herrliches Wetter, fuhr sie fort. – Jegor Kapitonitsch, sagen Sie doch, brummt Matröna Markowna bei solchem Wetter auch? . . .
– Matröna Markowna, mein gnädiges Fräulein, brummt bei keinerlei Wetter, sie ist nur streng in Betreff der Manieren . . .
– Und wie geht’s den Birülew’schen Fräuleins? Nicht wahr, die wissen gleich Alles am andern Tage . . .
Und sie brach in herzliches, lautes Lachen aus.
– Es kommt Ihnen immer das Lachen bei, erwiderte Jegor Kapitonitsch – Uebrigens, wann lacht sichs wohl besser, als in Ihren Jahren!
– Jegor Kapitonitsch, Herzchen, seien Sie nicht böse! Ach, bin ich müde! Erlauben Sie, daß ich Platz nehme . . .
Nadeschda ließ sich auf einen Armstuhl nieder und schob muthwillig ihren Hut in die Augen.
Ipatow führte ihr Astachow zu.
– Erlauben Sie, Nadeschda Alexejewna, daß ich Ihnen unseren Nachbar, Herrn Astachow, vorstelle. Sie werden vermuthlich schon viel von ihm gehört haben.
Astachow verneigte sich, während Nadeschda ihn unter dem Rand ihres runden Hutes hervor betrachtete.
– Nadeschda Alexejewna Weretjew, unsere Nachbarin, fuhr Ipatow zu Astachow gewandt fort. – Wohnt in unserer Gegend mit ihrem Bruder, Peter Alexejewitsch, Gardelieutenant außer Dienst. Intime Freundin meiner Schwägerin, und überhaupt unserem Hause sehr gewogen.
– Eine ganze Charakterliste, sagte lächelnd Nadeschda, wie bisher, Astachow unter ihrem Hute hervor anblickend.
Astachow dachte unterdessen bei sich: »die ist in der That auch sehr hübsch.« Und wirklich war Nadeschda Alexejewna ein sehr nettes Fräulein. Fein und schlank von Wuchse, schien sie bedeutend jünger, als sie wirklich war. Sie war bereits über siebenundzwanzig Jahre. Ihr Gesicht war rund, der Kopf nicht groß, das Haar blond und lockig, das Näschen spitz und fast dreist aufwärts gebogen. Die Augen schelmisch. Sie blitzten und sprühten vor Spottlust. Die überaus lebhaften und beweglichen Züge ihres Gesichtes nahmen zuweilen einen komischen Ausdruck an; es schimmerte ein gewisser Humor hindurch. Seiten und meist plötzlich bekam dies Gesicht einen Anflug von Nachdenklichkeit, dann wurde es sanft und treuherzig, sie war jedoch nicht im Stande, sich lange solcher Regung zu überlassen. Sie faßte leicht und elegant die lächerlichen Seiten der Menschen auf und zeichnete vorzügliche Caricaturen. Von Kindheit an hatte man ihr Alles zu Willen gethan und das war sogleich zu bemerken: Leute, die in ihrer Kindheit verwöhnt wurden, behalten bis an ihr Lebensende ein eigenes Gepräge. Der Bruder liebte sie , obgleich er behauptete, daß sie nicht wie eine Biene, wohl aber wie eine Wespe steche; denn die Biene, nachdem sie gestochen habe, sterbe, für die Wespe jedoch hätte der Stich weiter keine Folgen. Dies Gleichniß machte sie böse.
– Sind Sie für längere Zeit hergekommen? wandte sie sich mit gesenktem Blicke und mit der Reitgerte spielend an Astachow.
– Nein, ich denke morgen schon wieder abzureisen.
– Wohin?
– Nach Hause.
– Nach Hause? Und darf ich fragen, warum?
– Warum? Ich habe Geschäfte zu Hause, die keinen Aufschub dulden.
Nadeschda blickte ihn an.
– Sind Sie denn ein so . . . pünktlicher Mensch?
– Ich bestrebe mich, es zu sein, entgegnete Astachow.
– In СКАЧАТЬ